FC Bayern: Kommentar zur Niederlage gegen Mainz und zum Verlust der Tabellenführung

Bayern vor Super-GAU! Kahn-Schelte kommt zu spät

Oliver Kahn und dem FC Bayern droht eine titellose Saison.
Image: Oliver Kahn und dem FC Bayern droht eine titellose Saison.  © DPA pa

Der FC Bayern München ist auf bestem Wege, innerhalb von drei Wochen auch den dritten und letzten großen Titel der Saison zu verspielen. Die Mannschaft ist am Tiefpunkt angekommen und Oliver Kahn zu spät aufgewacht. Ein Kommentar.

"Die Meisterschaft ist der ehrlichste Titel" - diesen Satz prägten die Bayern in den vergangenen zehn Jahren regelmäßig. Beim Abo-Meister ging es dabei einerseits darum, die eigene Leistung zu betonen, andererseits wollte man in "titelarmen" Saisons stets herausstellen, dass der landeseigene Ligatitel am Ende doch der wichtigste sei.

Nun steht der "beste Kader Europas" (O-Ton diverser Experten) davor, genau diesen Titel zu verspielen - und es wäre die ehrliche Quittung einer verkorksten, für Bayern-Verhältnisse schwachen Saison. Was das Team von Trainer Thomas Tuchel in der zweiten Hälfte beim 1:3 gegen Mainz ablieferte, war ein (bis auf ganz wenige Ausnahmen) kollektives und spielerisches Versagen und hat mit der Überlegenheit der vergangenen Jahre nichts mehr zu tun. Die Bayern haben den Tiefpunkt der aktuellen Saison, wenn nicht sogar der vergangenen knapp elf Jahre, erreicht. So wird das nichts mit Meisterschaft Nummer 33.

Urkunde statt Silberware? Titellose Saison droht

Wer es unter den aktuellen Vorzeichen nicht schafft, auf Rückschläge gegen Hoffenheim (1:1) oder Mainz zu reagieren und sich so hilflos präsentiert, den darf es nicht wundern, dass der große Rivale aus Dortmund am 29. Spieltag plötzlich vor einem im Tableau steht. Der BVB allein ist schuld daran, dass diese Ablösung nicht schon früher stattfand.

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Spieler sowie Klub leisteten sich in der Vergangenheit, ob auf dem Platz oder in ihren administrativen Aktivitäten des Öfteren folgenschwere Ausrutscher. Da wären beispielsweise die ständigen Nebengeräusche, die von der Führungsebene schlecht moderiert wurden, die sechs 1:1-Remis oder die zahlreichen Spiele, in denen man eine Führung nicht über die Zeit rettete. Gut möglich, dass die Blamage in Mainz nun endgültig der eine Ausrutscher zu viel gewesen ist. Wie der Umschwung gemeistert werden soll, das weiß niemand so recht. Beim FC Bayern ist man derzeit komplett ratlos.

Die Zeichen erhärten sich, dass die Münchner statt dreier Pokale am Ende nur drei Teilnehmerurkunden in der Hand halten dürfen. Kein schönes Gefühl, erinnert man sich an die eigenen Bundesjugendspiele zurück. Lag es damals jedoch eher an den eigenen Fähigkeiten, scheint es bei den Stars der Bayern tieferliegende Probleme zu geben. Diese mögen unter anderem auch auf administrativer Ebene liegen, sie liegen aber auch auf sportlicher Ebene und damit im Verantwortungsbereich der Mannschaft und dessen Trainer, der sich mindestens einmal Fragen zur Personalauswahl gefallen lassen muss.

Kahn wird deutlich - zu spät?

Tieferliegend sind jedoch die Probleme, denen nach Julian Nagelsmann auch Thomas Tuchel nicht Herr zu werden scheint. Keine Frische, keine Zielstrebigkeit, keine Konsequenz und vor allem keine Bereitschaft, in der Liga ans absolute Limit zu gehen. Womöglich fehlt es ihnen auch am Zusammenhalt innerhalb des Teams, was nach den Vorfällen der jüngsten Vergangenheit gar nicht überraschend wäre. Klar ist: Den Bayern fehlt es momentan an einigen Stellen - lange auch an einem kommunikativen Zeichen aus der Chefetage.

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Nahm man die Mannschaft lange genug nicht in die Pflicht und sah mit der Entlassung Nagelsmanns ein Problem gelöst, ist es nun das böseste Erwachen, dass sich die Chefetage um Kahn und Hasan Salihamidzic nur vorstellen kann.

Immerhin setzte Vorstandsboss Kahn nach der Partie gegen Mainz ein überfälliges verbales Zeichen und ließ erstmals ein bisschen Titan durchblicken: "Wer war die Mannschaft, die deutscher Meister werden wollte?", fragte Kahn erbost. "Es war ganz bestimmt nicht unsere", lieferte er direkt die Antwort hinterher und sprach damit vielen Fans aus der Seele. "Zum Schluss sind es elf Mann, die da auf dem Platz stehen und die sich für die Ziele dieses Klubs einfach den Hintern aufreißen müssen. Um das geht es im Fußball - und um nichts anderes."

Kahns Erklärung greift vermutlich viel zu kurz und dennoch richtete Kahn im Nachhinein zumindest öffentlich zu selten diese Botschaften an seine Mannschaft.

Seine jetzige Schelte kommt zu spät, denn die Bayern sind schon am Tiefpunkt angekommen.

Mehr zum Autor Max Georg Brand