FC Bayern: Kovac findet die richtige Offensiv-Formel

Lewandowski, Müller und Co.

Nach dem souveränen 3:0-Sieg in Stuttgart klettert der FC Bayern an die Tabellenspitze der Bundesliga und stellt mit sechs Treffern die beste Offensive. Doch es gibt nicht nur Gewinner unter Neu-Trainer Niko Kovac.

Es läuft die 76. Spielminute in der Stuttgarter Mercedes-Benz Arena. Thomas Müller entwischt nach einer sensationellen Hacken-Vorlage von Robert Lewandowski seinem Gegenspieler Timo Baumgartl und schiebt zum 3:0 ein.

Allein an dieser Szene ist zu erkennen: Bayerns Offensiv-Maschinerie kommt unter Kovac immer besser ins Rollen. Drei Tore in Stuttgart und drei zum Saisonauftakt gegen Hoffenheim bedeuten den besten Angriff in der Bundesliga. Bereits vor Wochen schenkte man beim Kovac-Debüt Eintracht Frankfurt im Supercup zudem fünf Dinger ein.

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Müllers Motivations-Quelle

Einer, der dabei besonders hervorstechen konnte, ist Thomas Müller. Hinter dem deutschen Nationalspieler liegt eine verkorkste Weltmeisterschaft, die mit dem blamablen Vorrunden-Aus den negativen Höhepunkt fand. Auch Müller selbst zählte dabei zu den Enttäuschungen des Turniers.

"Ich habe festgestellt, die großen Niederlagen - so weh sie auch tun - sind die größten Motivatoren für die Zukunft", sagte der Offensivspieler eine Woche vor dem Saisonstart mit dem FC Bayern. Müller sollte Recht behalten.

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Müller zum WM-Vorrunden-Aus: 'Es gibt keinen größeren Motivator'

Kovac lobt Müller

Der 28-Jährige wirkt wie verwandelt und gehört in der Anfangsphase der Saison zu den absoluten Leistungsträgern unter Kovac. In vier Pflichtspielen war Müller an vier Toren direkt beteiligt. Hinzu kommen seine Aktionen vor dem 1:0 und 2:0 gegen Stuttgart. Außerdem ist Müller der Akteur mit den meisten Aktionen im Strafraum.

Grund genug, um sich ein Lob von seinem Cheftrainer abzuholen. "So einen Spielertypen hatte ich noch nie. Er ist immer dort, wo es gefährlich wird. Das macht ihn stark."

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Müller lobt Offensivkollegen

Ganz "unschuldig" ist Kovac dabei aber nicht. Der Trainer setzt den Offensivspieler augenscheinlich genau richtig ein. "Aktuell ist die Konstellation ganz gut, dass ich im Strafraum zu Abschlussmöglichkeiten komme, daher läuft es ganz gut", gab Müller zufrieden nach dem Erfolg in Stuttgart zu, vergaß dabei aber auch seine Offensivkollegen nicht.

"Wenn man sieht wie Arjen, Franck und auch Lewa, also unsere vorderste Reihe gegen den Ball arbeitet, muss man schon sagen: Hut ab!"

Lewandowski lässt Wechselwunsch vergessen

Besonders Lewandowski zeigt sich spielfreudig wie selten. Nachdem der Pole vor Wochen und Monaten noch mit Abwanderungsgedanken spielte, lässt er nun Leistungen auf dem Platz sprechen. Gegen Stuttgart ließ sich der Angreifer häufiger zurückfallen, forderte die Bälle und kurbelte so das Offensivspiel an.

Zudem legt der Goalgetter unter Kovac hervorragende Scorerqualitäten auf. Gegen Frankfurt knipste er dreifach, im DFB-Pokal erzielte er das goldene Tor zum Weiterkommen und auch gegen Hoffenheim und Stuttgart war er in der Bundesliga erfolgreich.

Lewandowski und Müller zählen somit ganz klar zu den Gewinnern unter dem neuen Trainer.

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Wagner nicht im Kader

Doch wo es Gewinner gibt, da gibt es auch Verlierer. Einer davon ist Sandro Wagner. Der Angreifer bringt es in vier Pflichtspielen unter Kovac auf gerade einmal 18 Spielminuten. Gegen Stuttgart stand der ehemalige Hoffenheimer nicht mal im Kader.

"Es war eine schwierige Entscheidung. Serge Gnabry kam nach seiner Verletzung zurück und wir brauchten noch einen schnellen Spieler für Außen. In den Tests hat er auch öfter mal vorne in der Spitze gespielt. Von daher denke ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe."

Kam Wagner in der vergangenen Rückrunde nach seinem Wechsel noch auf wettbewerbsübergreifende 18 Einsätze, scheint diese Bilanz in dieser Saison wohl nur schwer zu erreichen zu sein.

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Da Wagner als Typ gilt, der seine Meinung offen äußert und sich nicht versteckt, birgt diese Personalie zukünftig durchaus Unruhepotential.

Abgang von Robben hinterlässt Nachgeschmack

Ähnlich verhält es sich bei Arjen Robben. Kingsley Coman erhielt vergangene Woche den Vorzug vor dem Routinier. Nach der schweren Verletzung des Franzosen, schien sich die Personalfrage auf den Flügeln von alleine zu lösen. Robben, der auch in seinem wohl letzten Jahr beim FC Bayern, seinen Stammplatz nicht freiwillig räumen will, durfte gegen Stuttgart starten. Doch rund zehn Minuten vor Spielschluss wechselte Kovac Gnabry für den Niederländer ein.

Die Reaktion von Robben? Der direkte Gang in die Kabine. Diese Aktion bringt trotz des souveränen Siegs unnötig Unruhe in die Mannschaft, auch wenn Kovac versuchte, die Situation im Keim zu ersticken.

"Eigentlich wollte ich Arjen durchspielen lassen. Nach dem 3:0 habe ich ihn dann aber doch runtergenommen, da hat er mich ein bisschen angeschaut. Er war jetzt aber nicht böse. Nur der Punkt ist der: die anderen wollen auch spielen und ich muss irgendjemand auswechseln."

Englische Wochen als Problemlöser

"Die Jungs sind Weltklasse-Spieler. Es ist Woche für Woche schwer, Spieler daheim zu lassen. Das tut wirklich weh. Als Trainer muss ich Entscheidungen treffen, aber als Mensch tut es mir Leid", kann Kovac seine Spieler verstehen.

Mit dem Start der Champions League Mitte September wird sich das Problem der unzufriedenen Spieler aber deutlich verringern, wie Kovac andeutete: "In den anstehenden englischen Wochen wird es aber Rotation geben. Ich weiß die Jungs sind enttäuscht, aber es wird jeder spielen" - auch ein Arjen Robben und ein Sandro Wagner.

Mehr zum Autor Udo Hutflötz