FC Chelsea: Timo Werner vor ungewisser Zukunft - Wechsel zum BVB?
DFB-Torjäger Werner in der Blues-Sackgasse
30.03.2022 | 00:02 Uhr
Vor zwei Jahren konnte sich Timo Werner seinen neuen Klub aussuchen. Nach einer überragenden Spielzeit 2019/20 entschied sich der Angreifer voller Stolz für den FC Chelsea. Doch bei den Blues läuft es nicht wie erhofft und die Frage stellt sich. Wie geht es mit Werner weiter?
Er traf und traf und traf. Er wollte eigentlich gar nicht mehr aufhören zu treffen. Timo Werner spielte in Julian Nagelsmanns erstem Jahr bei RB Leipzig die Saison seines Lebens. Allein in der Bundesliga traf der pfeilschnelle Angreifer in 34 Partien stolze 28 Mal und legte noch acht Treffer auf. In allen Pflichtspielen kam er in 45 Spielen auf überragende 34 Tore und 13 Assists.
Werner war 2020 ein Schnäppchen
Da bekannt war, dass in Werners Vertrag eine Ausstiegsklausel in Höhe von rund 53 Millionen verankert war, standen die Spitzenklubs Schlange. Der FC Bayern beschäftigte sich genauso mit dem Torjäger genauso wie die Creme de la Creme aus Spanien, Italien oder England. Werner galt nach den gezeigten Leistungen als Schnäppchen und auch die einsetzende Corona-Pandemie änderte daran nichts. Am Ende entschied sich der Nationalstürmer für den FC Chelsea und sprach dabei von einem "stolzen Moment".
Die Blues - vor allem in Person des damaligen Cheftrainers Frank Lampard - hatten sich intensiv um den gebürtigen Stuttgarter bemüht und Werner war sogar so heiß auf seinen neuen Klub, dass er beim Champions-League-Turnier in Lissabon im August 2020 nicht mehr für Leipzig auflief, sondern frühzeitig nach London wechselte, um die komplette Vorbereitung mit seinem neuen Verein zu absolvieren.
Bester Chelsea-Scorer in der ersten England-Saison
Dieser Schritt sollte sich durchaus auszahlen, auch wenn er in seiner ersten Saison in der Premier League bei weitem nicht mehr so treffsicher war wie noch in Leipzig. Zwischendurch wurde sogar auch immer wieder von den Medien als "Chancentod" kritisiert, kam aber am Ende in 35 Ligaeinsätzen auf sechs Tore und immerhin zwölf Vorlagen. In allen Wettbewerben erzielte er in 52 Pflichtspielen zwölf Treffer selbst und bereitete 15 weitere vor. Damit war er gemeinsam mit Tammy Abraham bester Torjäger der Blues und mit Abstand bester Vorlagengeber und Scorer.
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Werner zählte zum absoluten Stammpersonal und daran änderte der Trainerwechsel von seinem Förderer Lampard hin zu Thomas Tuchel nichts. Auch der ehemalige Coach von Mainz 05, Borussia Dortmund und Paris St. Germain schenkte Werner als Mittelstürmer meistens das Vertauen und so gewann Chelsea letztlich auch mit Werner in der Startformation die Champions League.
Lukaku kommt für Werners Position
Doch für die neue Spielzeit wünschte sich Tuchel einen weiteren Mittelstürmer und am Ende konnte Chelsea mit Inters Romelu Lukaku einen echten Hochkaräter für 113 Millionen Euro an die Stamford Bridge lotsen. Vom 28-Jährigen versprach sich Chelsea zusätzliche Wucht und Torgefahr im Sturmzentrum.
Im ersten Saisonspiel gegen Crystal Palace stand dennoch Werner als Mittelstürmer 90 Minuten auf dem Platz, doch es folgten nur noch drei weitere Einsätze in der Premier League über die volle Distanz - zum letzten Mal am 16. Oktober 2021 beim 1:0-Auswärtssieg in Brentford.
Kurz danach zog sich der Angreifer eine Zerrung zu und musste zwischenzeitlich auch wegen einer Covid-19-Infektion passen. Seitdem scheint Werner seinen Platz im Sturmzentrum verloren zu haben, auch wenn Lukaku ebenfalls noch nicht richtig eingeschlagen hat.
Tuchel setzt lieber auf Havertz im Sturm
Tuchel setzt dennoch meistens auf den bulligen Belgier oder auf Werners Nationalmannschaftskollegen Kai Havertz als zentrale Spitze und Werner kommt - wenn er spielen darf - oft nur als hängende Spitze zum Einsatz oder muss auf den Flügel ausweichen. So verwundert es nicht, dass Werner in der Liga in 14 Spielen bisher lediglich auf ein Tor und einen Assist kommt. Im Jahr 2022 ist er noch komplett ohne Torbeteiligung und wartet seit 438 Minuten auf einen Scorerpunkt.
In der Champions League läuft es etwas besser, denn Werner sicherte den Blues mit zwei Treffern und einer Vorlage im abschließenden Gruppenspiel gegen St. Petersburg Platz eins in der Guppe H. Auch gegen Juventus war ihm zuvor ein Treffer gelungen, aber in den beiden Achtelfinalspielen gegen Lille kam er lediglich im Hinspiel zu einem Kurzeinsatz über zehn Minuten und saß im Rückspiel 90 Minuten auf der Bank.
Im DFB-Team läuft es für Werner
Anders sieht es beim DFB-Team unter Hansi Flick aus. Der neue Bundestrainer schenkt Werner konstant das Vertrauen und dieser zahlt in Form von Toren zurück. Gegen Liechtenstein und Armenien fehlte Werner vergangenen November verletzt, stand aber sonst in allen sechs Partien in der Startformation und erzielte dabei auch sechs Treffer. Auch gegen Israel am vergangenen Samstag war Werner unter den Torschützen und sorgte für den souveränen 2:0-Sieg.
Doch Flick erhöht nun den Druck auf den Angreifer und machte unmissverständlich klar, dass Werner auch im Verein mehr spielen müsse: "Timo hat lange nicht gespielt oder nur wenig Einsätze gehabt. Man merkt ihm schon ein bisschen an, dass der Rhythmus fehlt", so Flick, und deutete an, dass es Akteure wie Julian Draxler bei PSG oder eben Werner in London vielleicht besser wäre, den Verein zu wechseln:
Flick erhöht den Druck
"Die Spieler müssen selber Verantwortung übernehmen, einschätzen lernen, was für ihre Zukunft am besten ist. Da führen wir natürlich auch Gespräche drüber. Wenn sie Rat wollen, dann ist man für sie da. Die Situation ist bei beiden nicht zufriedenstellend", so der Ex-Bayern-Coach deutlich.
Auch Werner selbst ist mit seiner Situation beim Tabellendritten der Premier League unzufrieden und konnte sich einen Seitenhieb auf Vereinstrainer Tuchel nicht verkneifen, als er gefragt wurde, wo er aktuell lieber spielen würde: "Ich spiele sehr gerne Fußball - egal wo. Trotzdem gibt es Unterschiede in der Spielweise, vielleicht passt das Spiel hier ein bisschen mehr zu mir", so der Torjäger nachdem er kurz überlegte.
Sky Info: Werner denkt über Abschied nach
Nach Sky Informationen denkt Werner tatsächlich über einen Abschied aus Chelsea zumindest nach. Unbedingt weg will er allerdings trotz anders lautender Medienberichte nicht. Ein Transfer würde sich ohnehin äußerst schwierig gestalten. Der 26-Jährige verdient in London rund 15 Millionen Euro pro Saison.
Chelsea wäre zwar bereit, ihn abzugeben, allerdings müsste der neue Klub mindestens 50 Millionen Ablöse für Werner bezahlen. Eine nachvollziehbare Forderung, wenn man bedenkt, dass KPMG den Marktwert des Nationalstürmers aktuell auf rund 77 Millionen Euro taxiert. Werner steckt also ein wenig in der Blues-Sackgasse.
Ein Wechsel in die Bundesliga ist nämlich bei diesen Zahlen im Grunde ausgeschlossen. Sky Sport berichtete Anfang März exklusiv, dass sich der BVB mit Werner beschäftigt, allerdings gab es bisher noch keine konkreten Verhandlungen, da Werner den Dortmundern schlicht zu teuer ist.
Matthäus out sich als Werner-Fan
Könnte ein anderer Klub aus England, Italien oder Spanien zuschlagen? Lothar Matthäus ist von den Qualitäten Werners jedenfalls absolut überzeugt:
"Ich mag ihn sehr als Spieler. Auch wenn er längere Durststrecken bei seinem Verein hat oder selten zum Einsatz kommt. Man hört ihn nie meckern, sich beschweren oder sonst lamentieren. Er stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft, reißt Lücken, läuft viel und belohnt sich dann auch immer wieder mal mit einem Tor, vor allem in der Nationalmannschaft. Sein großes Plus ist natürlich seine Geschwindigkeit. Das hat man nicht zuletzt bei seinem Tor gegen Israel gesehen", schwärmt der Sky Experte in seiner Kolumne "So sehe ich das" auf skysport.de.
Mit frischem Selbstvertrauen zurück zu Chelsea?
Matthäus hofft, dass Werner auch gegen die Niederlande ein Tor gelingt und ihm dies - verbunden mit dem gesteigerten Selbstvertrauen hilft, sich letztlich auch bei Chelsea durchzubeißen. Darauf hofft auch der Bundestrainer: "Es war schon das eine oder andere Mal, als er bei uns war, dass er im Verein dann einen Lauf hatte. Das hoffen wir natürlich. Wir wollen ihn unterstützen", so Flick nach dem Israel-Spiel beim ZDF.
Dass Werner die nötige Qualität hat, hat er schon zu Genüge unter Beweis gestellt. Nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern auch im Verein. Schließlich ist es noch gar nicht so lange her, dass er traf und traf und traf. Er wollte eigentlich gar nicht mehr aufhören zu treffen. Sollte Werner diese Form endlich wiederfinden, würde sich auch die Blues-Sackgasse von ganz allein auflösen.