Ließ Infantino lasche Strafen zu?
16.12.2017 | 12:54 Uhr
FIFA-Präsident Gianni Infantino könnte von seiner Vergangenheit bei der UEFA eingeholt werden. Es geht dabei um den Manipulationsskandal in der türkischen Liga in der Saison 2010/11.
Damals wurde Fenerbahce nur aufgrund der besseren Tordifferenz vor Trabzonspor Meister - ein Titel mit fadem Beigeschmack, denn einige Spiele des damaligen Meisters stehen unter Manipulationsverdacht.
Die UEFA schloss Fenerbahce in der Folge für zwei Spielzeiten vom Europapokal aus. Eine zentrale Rolle bei der Sanktionierung gegen den Istanbuler Klub spielte offenbar Gianni Infantino - damals Generalsekretär bei der UEFA.
Wie der Guardian nun berichtet, soll der heutige FIFA-Boss einem Ersuchen des türkischen Fußballverbandes (TFF) stattgegeben haben. Dieses vorsah, laschere Sanktionen gegen Fenerbahce zu ergreifen, als es die eigenen Verbandsstatuten vorsahen - bei regulärer Auslegung hätte Fenerbahce der Zwangsabstieg gedroht.
Laut des Berichts wandte sich die damalige TFF-Generalsekretärin Ebru Köksal am 19. Januar 2012 mit einem Schreiben an Infantino. Köksal fragte Infantino darin, ob die abgeänderten Sanktionen des türkischen Verbands eine Verletzung der UEFA-Statuten darstellen würden.
Der Vorschlag sah vor, Fenerbahce die Meisterschaft 2010/11 abzuerkennen, zwölf Punkte abzuziehen und den Klub aus dem Europapokal zurückzuziehen. Dies soll der heutige FIFA-Boss dem Verband so bestätigt haben. "Wir können, im Namen der UEFA, sagen - alle Umstände in Betracht gezogen - dass Ihr Vorschlag eine angemessene, verhältnismäßige und passende Reaktion in dieser Angelegenheit ist", heißt es laut Guardian.
Allerdings wurde auch diese Strafe in dieser Form nicht durchgesetzt. Letztlich blieb es nur beim Europapokal-Ausschluss.
Bis heute versucht Trabzonspor die Meisterschaft einzuklagen. Bei der UEFA und beim internationalen Sportgerichtshof (CAS) ist der Verein gescheitert. Trabzonspor will noch weitergehen und nun vor die FIFA ziehen - Ausgang offen.