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Frauen-Bundesliga: Wolfsburg und Potsdam im ungleichen Duell

Absturz & Dominanz: Darum brauchen die Frauen die Männer-Klubs

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Bei Sky spricht die deutsche Nationalspielerin mit iranischen und türkischen Wurzeln, Sara Doorsoun, über die erfolgreiche EM 2022 als Fundament des Frauenfußball-Booms, die Anerkennung im Iran und ihren Papa

Der Frauenfußball erlebt einen enormen Aufschwung - und das nicht zuletzt durch die Unterstützung des Männerfußballs. Reine Frauen-Vereine wie Turbine Potsdam halten auf diesem Niveau nicht mehr mit, obwohl sie jahrelang die Liga dominierten.

Am Freitag trifft der VfL Wolfsburg in der Frauen-Bundesliga auf Turbine Potsdam. In der Tabelle könnten die Verhältnisse nicht deutlicher sein. Die Wölfinnen sind an der Spitze, Potsdam ist mit gerade einmal einen Punkt aus 13 Spielen Schlusslicht

Wie kommt es, dass die Brandenburgerinnen dermaßen abgestürzt sind? Sechs Mal gewann Turbine die Meisterschaft - zwischen 2008 und 2012 sogar vier Mal am Stück. Potsdam war ein gefürchteter Gegner, auch auf internationalem Parkett. Dort holte der Klub im Jahr 2010 sogar den Champions-League-Titel.

Doch aktuell steckt Potsdam in großen Schwierigkeiten. Der Klassenerhalt? Fast unmöglich. Der Rückstand auf den rettenden zehnten Rang beträgt bereits satte zehn Punkte. An der Tabellenspitze führt Wolfsburg ein Duell mit dem FC Bayern um die Meisterschaft - und das seit bereits zehn Jahren. Sieben Meistertitel holten sich die Wölfinnen, seit sie 2013 den Lauf der Potsdamerinnen beendeten. Auch auf internationalem Parkett folgte die Wachablösung, 2013 und 2014 gewann der VfL die Champions-League-Trophäe.

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Potsdam verpasst den Aufschwung

Der Frauenfußball hat in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebt, doch Potsdam kann nicht mehr mithalten. "Auf dem Höhe­punkt ist der Verein in seiner Entwicklung stehen geblieben. Die Trainingsbedingungen zum Beispiel sind hier schon immer problematisch gewesen", sagte die ehemalige Potsdamerin Tabea Kemme der TAZ.

Nicht nur auf dem Spielniveau hält Potsdam nicht mehr mit, auch an der Professionalisierung mangelt es. In der laufenden Saison mussten bereits zwei Spiele abgesagt werden. Sowohl gegen Bayern als auch gegen Werder Bremen wurde der Platz als unbespielbar bewertet und die Partien vertagt.

Wie es im Frauenfußball richtig geht, zeigte die EM 2022. Deutschland verlor zwar das Finale gegen England (1:2), dennoch nahmen die Spielerinnen einen Sieg mit, der für viele wohl bedeutsamer war. Neue Euphorie machte sich breit, die Zuschauerzahlen stiegen enorm. Das Finale verfolgten knapp 18 Millionen Menschen vor dem Fernseher.

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Zuschauer-Boom nach der EM

Nach der EM strömten in der Bundesliga mehr Fans in die Stadien als je zuvor. Zum ersten Saisonspiel 2022/2023 kamen in der Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München 23.200 Zuschauer in den Deutsche Bank Park. Im Schnitt waren vorher lediglich 2000 Fans gekommen. Und auch insgesamt verfolgten diese Saison bereits am neunten Spieltag mehr Fans (173.438) die Spiele als es in den vorherigen Spielzeiten bis Saisonende der Fall war.

Die großen Spielstätten bieten neue Möglichkeiten. So laufen die Frauen des FC Bayern in der Champions-League-Partie gegen Paris St. Germain im März 2022 erstmals in der Allianz Arena auf. Auch die Damen des 1. FC Köln sind für eine Partie in das Rhein-Energie-Stadion umgezogen.

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Frauenfußball benötigt die Unterstützung der Männer-Vereine

Um den Aufschwung weiter mitzunehmen und den Frauenfußball immer interessanter zu gestalten, braucht es die großen Männer-Klubs. Das spiegelt sich auch in der Tabelle wider. Mit einem Abstieg Potsdams würde die SGS Essen als einziger reiner Frauenverein in der Bundesliga verweilen. Wenn man auf einen möglichen Aufsteiger aus der 2. Bundesliga schaut, käme mit RB Leipzig ein weiterer Klub in die Liga, der auch bei den Männern oben mitspielt.

"Die großen Klubs werden auch bei den Frauen den Fußball der Zukunft prägen", sagte DFB-Trainerin Martina Voss-Tecklenburg der Süddeutschen Zeitung und ergänzte: "Bevor wir aber über so etwas wie Equal Pay reden, müssen wir Equal Play schaffen. Dass auch Mädchen von Nachwuchsleistungszentren profitieren. Dass wir die gleichen Wege für alle schaffen."

Dass sich das Gehalt im Vergleich zum Männerfußball deutlich unterscheidet, ist kein Geheimnis. Viele Spielerinnen müssen einen Zweitberuf ausüben und somit Job und Sport gleichzeitig managen. Die Klubs, die ihre Frauen-Teams finanziell besser unterstützen können, verbuchen größere Erfolge. Laut Spiegel Sport haben die Top-Klubs etwa doppelt so viel Geld zur Verfügung wie die kleineren Vereine. 2015 verzichtete der 1. FC Lübars aus Berlin sogar aus finanziellen Gründen auf einen Aufstieg.

Auch der ehemalige DFB-Vizepräsident Rainer Koch ist sich sicher, dass mehr Möglichkeiten ausgeschöpft werden können: "Wir brauchen den Profifußball der Männer, um den Frauenfußball zu entwickeln." Man müsse auch die Frauenspiele zu Events machen.

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Lyon, Chelsea und Barcelona in den Top-Ligen dabei

Andere Ligen sind Deutschland in diesem Punkt schon weit voraus. Spiele des FC Barcelona verfolgten schon mehr als 85.000 Fans im Stadion. In der Champions-League dominiert Olympique Lyon seit Jahren mit sechs Titeln aus den letzten sieben Spielzeiten. In der Liga bekommt OL diese Saison Konkurrenz von Paris St. Germain im Kampf um den Meistertitel.

Auch in den anderen großen Ligen dominieren immer mehr internationale Spitzenvereine den Frauenfußball. In England führt das Team des FC Chelsea vor Manchester United, Manchester City und Arsenal die Tabelle der WSL an. In Spanien belegen Barca und Real Madrid die führenden Positionen.

In der Frauen-Bundesliga wurde Potsdam von den Vereinen mit Männer-Unterstützung verdrängt. Turbine wird in Zukunft vermutlich noch regionale Konkurrenz bekommen. Union Berlin spielt mit einem Frauen-Team in der Regionalliga, sowie auch der FC Viktoria 1889 Berlin. Letztere stehen mit guten Chancen auf den Aufstieg in die zweite Liga auf dem ersten Platz und würden in Zukunft im direkten Duell auf Potsdam treffen.

Ein Traditionsverein im Absturz

Bundestrainerin Voss-Tecklenburg zeigte sich traurig über die Entwicklung des Vereins: "Weil es eine tolle Traditionsmannschaft ist, weil sie ganz viele großartige Erfolge für den deutschen Fußball erreicht haben. Das tut mir dann immer in der Seele weh." Auch Torfrau Vanessa Fischer ist geschockt über den Absturz ihres Klubs: "Wenn man sich die Entwicklung im Frauenfußball anschaut, ist es logisch, dass es eigenständige Frauen-Fußballvereine immer schwerer haben, aber dass es jetzt so abrupt passiert, kam dann doch sehr überraschend."

Turbine-Präsident Dr. Karsten Ritter-Lang soll bereits mit Sponsoren und neuen potenziellen Partnern im Gespräch sein: "Wir müssen uns damit beschäftigen, wie der Plan aussieht, wenn die Mannschaft in die 2. Bundesliga absteigt." Es wäre der erste Abstieg seit der Einführung der Frauen-Bundesliga. Aber auch die Chance für einen Neuanfang.

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