Kleine Klubs überraschen und stehen vor historischem Erfolg
05.05.2019 | 13:16 Uhr
Real Madrid, FC Barcelona, Juventus Turin, SSC Neapel - in Spanien und Italien qualifizieren sich Jahr für Jahr die gleichen Big Player. In diese Phalanx dringen in dieser Saison möglicherweise aber nun zwei Underdogs ein.
In La Liga steht der FC Getafe kurz vor dem Einzug in die Champions League. Drei Spieltage vor Schluss liegt der kleine Madrider Vorstadtklub auf Rang vier, der am Ende für die Königsklasse berechtigen würde. Sollte dieser Coup gelingen, wäre dies der größte Erfolg für den erst 1983 gegründeten Verein.
Die bislang beste Spielzeit legte Getafe 2009/10 hin, als am Ende Rang sechs herausgesprungen war. Dies verdeutlicht die bisher herausragende Spielzeit der Madrilenen, die aktuell lediglich sechs A-Nationalspieler in den eigenen Reihen wissen.
Mit bisher 31 Gegentreffern stellt das Team von Erfolgstrainer Pepe Bordalas die zweitbeste Verteidigung in La Liga - hinter Atletico Madrid (23). Im Angriff heißen die Hoffnungsträger Jaime Mata und Jorge Molina, die es zusammen auf 27 Tore und zehn Assists bringen. Sollten diese beiden auch in den letzten drei Spielen ihre Trefferquote aufrechterhalten und die Defensive weiterhin so stabil stehen, ist zumindest die Teilnahme an der Europa League in der nächsten Saison so gut wie sicher.
Bei drei Siegen ist dem FC Getafe die Champions League nicht mehr zu nehmen, da man den direkten Vergleich mit dem FC Sevilla für sich entschieden hat und dieser in Spanien bei Punktgleichheit als erstes zählt.
Die Aussicht auf drei abschließende Erfolge ist vielversprechend, denn mit dem FC Girona und Villarreal empfängt Getafe noch zwei Kellerkinder im heimischen Coliseum Alfonso Perez. Zudem geht es auswärts zum FC Barcelona, der die Meisterschaft schon eingetütet hat und eventuell Kräfte für die Champions League spart.
Apropos internationales Geschäft: In diesem kann der FC Getafe auch auf eine kurze aber durchaus turbulente Historie zurückblicken. In der Saison 2007/08 qualifizierte man sich erstmals für einen internationalen Wettbewerb und stieß dabei direkt ins Viertelfinale des damaligen UEFA Cups vor. Endstation war der FC Bayern München, der sich in einem packenden Duell nach Verlängerung durch zwei Last-Minute-Tore von Luca Toni dank der Auswärtstorregel durchsetzte.
In der Saison 2010/11 unternahm Getafe einen zweiten internationalen Versuch, scheiterte aber bereits in der Guppenphase der Europa League unter anderem am VfB Stuttgart. In der kommenden Spielzeit deutet sich nun das dritte europäische Abenteuer an - und dies sogar eine Etage weiter oben: in der Königsklasse des Fußballs!
Das italienische Pendant zum FC Getafe heißt Atalanta Bergamo. Die Lombarden klopfen mit beiden Fäusten an das Champions-League-Tor. Vier Spieltage vor Schluss belegt das Team von Trainer Gian Piero Gasperini mit 59 Punkten Platz vier und liegt damit vor den internationalen Dauergästen AS Rom, Lazio Rom und AC Mailand.
Vor Monaten konnte man nicht wirklich mit dieser Entwicklung rechnen. Bergamo legte mit nur einem Sieg aus acht Spielen einen klassischen Fehlstart in die Saison hin und belegte zwischenzeitlich Platz 17. Doch der 1903 gegründete Verein berappelte sich wieder und kletterte in der Tabelle kontinuierlich nach oben. Neun ungeschlagene Partien in Folge (sechs Siege, drei Remis) katapultierten Bergamo schließlich auf den aktuellen Rang vier, womit man das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte aus dem Jahr 2017 einstellen würde.
Damals qualifizierte sich La Dea (Die Göttin) wie der Klub auch genannt wird, allerdings nicht für die Königsklasse, da die Serie A nur zwei CL-Plätze plus einen Qualifikationsplatz zu vergeben hatte. Dadurch wäre der vierte Rang in diesem Jahr deutlich höher anzusiedeln.
Der Grund dafür, dass es bei Atalanta so gut läuft, liegt unter anderem an vorderster Front. Mit Duvan Zapata (21 Tore, sieben Assists) und Josip Ilicic (elf Tore, sieben Vorlagen) verfügt Bergamo über eine der gefährlichsten Angriffsreihen der Serie A. Mit 68 Toren liegt man in dieser Statistik nur einen Treffer hinter dem bereits feststehenden Meister Juventus Turin.
Die starke Offensive führte die Schwarz-Blauen nicht nur in der Liga in die Spitzengruppe, sondern auch ins Pokalfinale. Auf den Weg dorthin eliminierte man keinen Geringeren als Juventus. Nun soll die starke Saison mit dem erstmaligen Einzug in die Champions League gekrönt werden. Es wäre innerhalb der letzen 29 Jahre die erst dritte Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb.
Die Heimspiele dürfte Bergamo allerdings nicht im heimischen Atleti Azzurri d'Italia austragen. Wie bereits in der vergangenen Saison als der Klub aus der Lombardei in der Europa League spielte, müsste man nach Sassuolo ausweichen, da das eigene Stadion trotz zahlreicher Renovierungen immer noch nicht den Anforderungen der UEFA entspricht.
Ein kleiner Wermutstropfen, der bei einem Einzug in die Champions League jedoch sicherlich verkraftbar wäre.