Hertha BSC News: Marton Dardai startet in der Bundesliga durch
Zwischen Abi-Stress & Abstiegskampf: Dardai-Sohn startet durch
03.05.2021 | 17:32 Uhr
Abstiegskampf statt Europa-Traum – das ist die bittere Realität von Hertha BSC. Dennoch gibt es bei den Berlinern trotz einer coronabedingten Zwangspause und der mickrigen Ausbeute von 26 Zählern nach 28 Spieltagen eine positive Erscheinung, die das Hertha-Herz höher schlagen lässt.
Am siebten Spieltag ging für Innenverteidiger Marton Dardai ein Traum in Erfüllung, als er unter Bruno Labbadia beim 3:0-Sieg beim FC Augsburg sein Bundesliga-Debüt feiern durfte. Einige Monate und einem vollzogenen Trainerwechsel später ist der 19-Jährige aus der Innenverteidigung der Alten Dame nicht mehr wegzudenken.
Unter Trainer Pal Dardai - der zugleich sein Vater ist - blüht der Shootingstar regelrecht auf und steht seit dem 22. Spieltag durchgängig in der Startelf. Mit der Verletzung von Jordan Torunarigha und der Formkrise des paraguayischen Verteidigers Omar Alderete hat sich der Youngster in die erste Elf gekämpft und den Stammplatz erobert. Zuvor musste Dardai immer wieder zwischen Ersatzbank und dem Regionalliga-Team der Hertha pendeln.
Seit der 0:3-Niederlage beim Spiel gegen RB Leipzig ist der 19-Jährige gesetzt und musste lediglich im Stadtderby gegen Union mit einer Innenbanddehnung im Knie pausieren. Ansonsten stand er in 532 von 540 möglichen Spielminuten auf dem Platz. Auch beim letzten Bundesliga-Spiel der Hertha vor der Quarantäne - beim 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach - spielte der Youngster über die volle Distanz durch.
"Lange Pässe sind eine Waffe"
Mit Dardai im Abwehrzentrum und der Umstellung auf das 3-4-3-System hat sich die Hertha zumindest defensiv stabilisiert und kassierte in sieben Partien nur elf Gegentreffer - und musste dabei unter anderem gegen die Champions-League-Anwärter RB Leipzig, VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund spielen.
Der 19-Jährige bringt alle Voraussetzungen mit, um ein guter Bundesliga-Verteidiger zu werden. Er ist robust, zweikampfstark und schnell - läuft die ersten 30 Meter unter vier Sekunden. Die Hertha-Fans kommen aber vor allem aufgrund der starken Spieleröffnung des Linksfußes ins Schwärmen. "Seine langen Bälle sind eine Waffe. Das sind nicht irgendwelche Bälle", betonte sein Vater. Der Youngster bringe seine Pässe präzise und scharf an den Mann - und ist daher ein wichtiges Mittel im Spielaufbau der Berliner.
Kein klassischer Trainersohn
Dardai lobt seinen Sohn in höchsten Tönen, behandelt ihn auf dem Platz aber wie jeden anderen Hertha-Profi auch. So nennt er ihn zum Beispiel vor den Medien mit seinem vollen Namen. Außerdem bat Pal Dardai die Presse kurz nach seinem zweiten Amtsantritt, dass sie den 19-jährigen Innenverteidiger nicht als klassischen Trainersohn behandeln solle. "Für die Kinder ist es eigentlich immer die 'Arschkarte', weil sie immer alles doppelt machen müssen, damit sie überhaupt spielen", behauptete der Hertha-Trainer. Das Wort "Trainersohn" gebe es aber ohnehin nur in Deutschland.
Marton ist der zweitälteste Dardai-Nachkomme. Sein jüngerer Bruder Bence spielt in der Jugendauswahl der Berliner, der ältere Palko durfte zweieinhalb Jahre vor ihm in der Bundesliga debütieren - ebenfalls unter dem Hertha-Rekordspieler Pal Dardai. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, die beide im Sturm zu Hause sind, kommt Marton eher nach seinem Vater, der in seiner aktiven Zeit als unangenehmer Abräumer bekannt war.
Palko Dardai konnte sich bei der Hertha nach der Übernahme von Trainer Bruno Labbadia nicht mehr durchsetzen und verließ Berlin in Richtung Ungarn. Aufgrund der fehlenden Perspektive wechselte er zum Erstligisten Fehervar mit dem Trainer Imre Szabics, der unter anderem beim VfB Stuttgart in der Bundesliga aktiv war. Sein jüngerer Bruder möchte seine aufstrebende Form dagegen auf Dauer bestätigen und sich bei der Hertha im Fußball-Oberhaus etablieren.
Abitur, Klassenerhalt, Profivertrag?
"Er ist ein fleißiger und ehrgeiziger Junge", sagte Pal Dardai über seinen Sohn. Nicht der auf dem Platz: Der 19-jährige Innenverteidiger steht unmittelbar vor den Abiturprüfungen, lernt aktuell nach jedem Trainingstag für die wichtigen Abschlussklausuren.
Die Belohnung könnte zeitnah folgen. Nach Informationen der Berliner Zeitung soll Dardai nach seinem Abitur seinen ersten Profivertrag unterzeichnen und mindestens drei weitere Jahre an den Klub gebunden werden. "Ich saß mit ihm schon zusammen", erzählte Hertha-Sportdirektor Arne Friedrich. "Wir wollen junge Spieler, die Leistung zeigen, bestmöglich an unseren Verein binden."
Hertha nach Quarantäne unter Druck
Vorher gilt es aber, in der Bundesliga die Pflicht zu erledigen und das Worst-Case-Szenario mit dem ersten Abstieg seit 2012 abzuwenden: Am Montag kann die Hertha nach der Quarantäne im Duell mit dem direkten Konkurrenten Mainz 05 (ab 17.30 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 1) einen großen Schritt machen.
Pal Dardai machte vor dem Spiel gegen die 05er eine simple Vorgabe: "Vier Punkte aus drei Spielen - das ist machbar und das Minimum. Wir haben drei Spiele weniger als die anderen, sagte der 45-Jährige und ergänzte: "Dann bist du nicht mehr auf einem Abstiegsplatz."
Erst am Freitag hatte Hertha erstmals wieder gemeinsam auf dem Rasen trainiert. Die Laune der Spieler war sichtlich gut - auch bei Marton Dardai, der wie in den vergangenen Wochen als Stabilisator in der Defensive agieren soll. Für den Senkrechtstarter der Hertha steht auch nach der coronabedingten Pause fest: Die kommenden Wochen werden mit Abstiegskampf, Abi-Stress und Vertragsgesprächen alles andere als langweilig.