Nach 2:2-Heimremis gegen den FC Schalke 04
23.04.2018 | 10:50 Uhr
Der Gang in die 2. Bundesliga wird für den 1. FC Köln immer mehr zur Gewissheit. Der Rückstand auf das rettende Ufer und den Relegationsrang 16 beträgt aktuell acht Punkte - bei noch drei ausstehenden Spielen. Nach dem 2:2 gegen den FC Schalke 04 rollten bei den FC-Profis die Tränen.
"Es herrscht eine sehr emotionale Stimmung", sagt ein sichtlich geknickter Marcel Risse nach dem Remis gegen den Champions-League-Anwärter FC Schalke 04 am Sky Mikrofon. Der gebürtige Kölner sorgte mit seinem Freistoß-Treffer kurz vor Schluss zwar noch für einen winziges Fünkchen Resthoffnung.
"Wenn man nicht mit dem erhofften Ergebnis vom Platz geht und sich von Woche zu Woche sicherer wird, dass es nicht mehr reichen wird für uns, dann ist das hart. Da ist jeder Gang zu den Fans nicht so einfach, aber nicht weil man etwas befürchtet, sondern weil man es einfach mit den Fans zusammen realisiert", fährt Risse fort.
Trotz der rein rechnerisch noch möglichen Rettung zeigen Risses Worte, dass beim Effzeh wohl selbst nicht mehr an den Klassenerhalt geglaubt wird. "Das ist mit Sicherheit der unnötigste Abstieg für den 1. FC Köln, da haben viele unglückliche Faktoren zusammengespielt. Es war extrem bitter", hat der Flügelspieler keine Hoffnung mehr. Selbst über seinen Treffer zum 2:2 konnte er sich nicht freuen. "Das war eines der traurigsten Tore, das ich je geschossen habe."
Auch für die anderen Kölner Akteure wird das Szenario "Abstieg" immer realer. Keeper Timo Horn ist nach dem Spiel in Tränen ausgebrochen und musste tröstend in den Arm genommen werden.
Leonardo Bittencourt - der beste Kölner der vergangenen Wochen - konnte seine Trauer und Enttäuschung ebenfalls nicht verbergen. Nach dem Spiel sank er auf der Bank nieder und vergrub sein Gesicht in den Händen. Jonas Hector versuchte, ihn mit einer liebevollen Umarmung aufzumuntern."Es gehört dazu, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Das zeichnet uns aus", erklärt der Kapitän seine Reaktion.
Aufmunterung gab es für die FC-Profis auch von den Rängen. Die Geißbock-Anhänger feierten ihre Mannschaft aufgrund einer couragierten Leistung. "Wenn man 18. ist und sich ins Spiel zurückkämpft und noch ein Unentschieden herausholt, ist es schön, dass die Fans das honorieren", freut sich Hector.
"Die Mannschaft identifiziert sich mit dem Verein zu hundert Prozent. Das ist eine super Truppe, sie hat einen tollen Charakter. Das ist keine Söldnertruppe, sondern eine Mannschaft, die den 1. FC Köln liebt und lebt. Das versuche ich auch den Fans immer mitzugeben", sagte Trainer Stefan Ruthenbeck direkt nach der Partie gegenüber Sky. Die tolle Reaktion der Fans zeigt, dass dieser Eindruck auch auf den Rängen angekommen ist.
Unter anderem dieser Aspekt lässt Ruthenbeck nach wie vor optimistisch denken. "Wir sind noch nicht abgestiegen. Wir müssen zwar die drei restlichen Spiele gewinnen, aber wer hätte das im Dezember gedacht, dass wir zu diesem Zeitpunkt immer noch eine Chance haben. Vielleicht ist es ein bisschen was wert, dass wir drei Spieltage vor Saisonende eben noch nicht abgestiegen sind. Ich werde aber keine Endspiele mehr ausrufen."
Auch wenn Ruthenbeck die Begrifflichkeit vermeidet - die Partie beim SC Freiburg am kommenden Samstag (ab 13 Uhr live bei Sky) hat absoluten Endspiel-Charakter für die Rheinländer. Sollte auch dort nicht gewonnen werden, wäre der Abstieg für den 1. FC Köln endgültig besiegelt.
"Selbst wenn es nicht mehr möglich ist, haben wir die Verpflichtung, bis zum Schluss alles zu geben. Wir spielen unter anderem noch gegen Freiburg und Wolfsburg und können somit das Zünglein an der Waage sein. Wir werden uns bis zum Schluss den Arsch aufreißen", findet Ruthenbeck kämpferische Schlussworte - auch, wenn fast niemand mehr an das Wunder glaubt!