Arsenals Leidensweg an Ostern
02.04.2024 | 18:56 Uhr
Sky Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld blickt in seiner Kolumne auf das Geschehen in der Premier League. In der neuen Ausgabe nimmt "Schmiso" Arsenals Leidensweg unter die Lupe.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als Mikel Arteta bei Arsenal so langsam den Umbruch vom tristen Mittelfeld (wurde zwei Mal Achter, das vergisst man fast bei den Topleistungen seit inzwischen zwei Jahren) Richtung Spitzenmannschaft geschafft hat. Immer mehr hatte man schon vor etwa drei Jahren das Gefühl: Arteta baut da fußballerisch etwas auf - aber erstmal steht der Pragmatismus im Vordergrund.
Die Arbeit gegen den Ball, das hohe Pressing war der erste Vorbote des neuen Arsenal, das wieder um Titel mitspielen kann. Erst danach kam das Spiel mit dem Ball - für mich inzwischen auf Augenhöhe mit City. Und das will was heißen!
Auf dem Weg dahin gewann Arteta schon früh den FA Cup, nachdem sich in der Liga aber keine rechte Konstanz einstellen wollte, war Arteta von manchen Experten in den Medien empfohlen worden, sich doch wieder auf den pragmatischen Fußball zu besinnen, (damals zum Beispiel mit Dreierkette) um wieder Titel zu holen. Arteta entschied sich bekanntermaßen anders und behielt dermaßen recht.
Das Duell gegen Manchester City am Sonntag hat gezeigt, dass Arteta im Einzelfall aber durchaus bereit ist, das schöne Spiel, die totale Dominanz, das Erdrücken des Gegners per Ballbesitz und Passstafetten beiseite zu schieben und sich den Pragmatismus zu verschreiben. Arsenal verteidigte oft so viel, dass Jesus und Saka die Abwehr außen zu einer Sechser-Kette auffüllten. Ein spezieller Matchplan für ein ganz spezielles Spiel.
Arsenals Kontertaktik hätte mit einem idealen Pass von Trossard für Martinelli in der Schlussphase sogar zum Sieg führen können - aber auch so wirkten die Gunners mit dem einen Punkt in Manchester im Reinen. Ganz so, als wären sie dieses Jahr bereit, City (und Liverpool!) auf Strecke zu schlagen. In den direkten Duellen haben sie mit acht Punkten aus vier Spielen ohnehin den mit Abstand besten Job gemacht, die beiden Rivalen holten in den internen Duellen keinen Sieg und nur drei Punkte.
Die besondere Arteta-Arsenal-Note in diesem Spiel: Das Leiden. Wie gern sprechen Trainer in Phasen ohne Ball von "wir müssen leiden". Arsenal hat gelitten. Und wie. Artetas Männer sind am Ostersonntag den ganzen Jakobsweg entlang gepilgert. Anders kann man die 28 Prozent Ballbesitz (normal sind es mit 62 Prozent mehr als doppelt so viel!) kaum bezeichnen. Es war die Art Fußball, die Arteta sicher nicht im Blut liegt, geschweige denn gefällt und manchmal waren die Gunners auch etwas tiefer gefangen als ihnen lieb war. Aber sie haben bewiesen, ein Topspiel auch so sauber zu Ende bringen zu können.
Arteta sucht genau wie Pep nach Perfektion - aber offensichtlich nicht so sklavisch. Arteta will dominieren, Arteta will den Ball. Aber nicht um jeden Preis. Manchmal muss es Pragmatismus sein, manchmal muss man leiden. Ein Plan B. Genau das, was seinem ehemaligen "Meister" Pep Guardiola lange Jahr abgesprochen wurde.
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