Streitpunkt Goretzka! Matthäus mit scharfer Kritik an Tuchel
21.01.2024 | 20:29 Uhr
Sky Experte Lothar Matthäus hat nach der Niederlage des FC Bayern gegen Werder Bremen Kritik an FCB-Trainer Thomas Tuchel geäußert. Insbesondere die erneute Nichtberücksichtigung von Leon Goretzka in der Startelf konnte der deutsche Rekordnationalspieler nicht verstehen.
Wie schon beim 3:0-Erfolg in der Vorwoche gegen die TSG Hoffenheim setzte Bayern-Trainer Tuchel im zentralen Mittelfeld neben Joshua Kimmich auf Raphael Guerreiro. Über 65 Minuten harmonierte dieses Duo nicht besonders gut, Tuchel reagierte und brachte für die Schlussphase mit Leon Goretzka, Thomas Müller und Mathys Tel. Dieses Trio brachte frischen Wind in die Partie, konnte die überraschende 0:1-Heimniederlage gegen Werder Bremen auch nicht mehr verhindern.
"Dass Goretzka wieder nicht von Anfang an gespielt hat, ist für die Stimmung nicht gut. Diese Entscheidung gegen Goretzka können auch die Spieler nicht verstehen", merkte Matthäus bei Sky90 an und nahm dabei vor allem Tuchel in die Kritik. Der FC Bayern brauche gerade in Phasen, in denen es nicht so wie gewünscht läuft, Spieler vom Kaliber Goretzka. Matthäus hielt daher ein Plädoyer für den 28-Jährigen.
"Goretzka ist angesehen in der Mannschaft, hat viele Kumpels in der Mannschaft und ist lange genug dabei. Er ist ein Mentalitätsspieler, der gerade in solchen Spielen dann genau was mitbringt, was sonst keiner in dieser Mannschaft hat. Diese enorme Kraft, die er außerhalb des Strafraums gibt, um in diesen reinzukommen. Die Wege, die er geht, die Zweikämpfe, die er führt und die Persönlichkeit, die mit ihm auf dem Platz steht. Der Antreiber im Mittelfeld hat dem FC Bayern gegen Bremen gefehlt", machte Matthäus deutlich.
Dass den Münchnern gegen lauf- und zweikampfstarke Werderaner eben genau diese "Goretzka-Attribute" gefehlt haben, erkannte übrigens auch der Bayern-Trainer selbst. "Wir haben nicht gut gespielt, über 70 Minuten eigentlich so, als hätten wir nichts, wofür wir spielen. Ich habe den absoluten Siegeswillen nicht gesehen, der Hunger und die Verbissenheit dieses Spiel auf unsere Seite zu ziehen, habe ich erst in den letzten 20 Minuten gesehen. Das ist viel zu wenig", analysierte Tuchel in der Mixed-Zone.
Allerdings kam der 50-Jährige selbst zumindest nicht nach dem Spiel vor den TV-Kameras zu der Erkenntnis, dass Goretzka in der Startelf die Lösung für die aktuellen Münchner Probleme sei. Stattdessen fokussierte sich der FCB-Coach auf die Einstellung seiner Spieler nach dem blutleeren Auftritt und zog einen Vergleich zu den Trainingstagen in Portugal in der vergangenen Woche: "Es geht darum, Wettkampfmentalität zu zeigen und nicht von Montag bis Mittwoch zu glänzen, wenn am Sonntag ein Spiel ansteht."
Auch die Bayern-Führungsspieler nahmen nach der Heimniederlage kein Blatt vor den Mund und kritisierten ihre Mitspieler. Müller sprach am DAZN-Mikrofon von einem trägen Auftritt. "Da war kein Leben drin" und auch "einfach zu wenig Feuer". Kimmich merkte in der Mixed Zone sogar etwas resignierend an: "Man hat gemerkt, dass die Bremer hungriger waren als wir. Und das darf uns in der jetzigen Phase nicht passieren. Man hat nicht das Gefühl, dass wir wissen, worum es geht!" Und Kapitän Manuel Neuer appellierte: "Wir müssen den Ernst der Lage erkennen, dass wir nicht vorne stehen. Wir sind gerade der Jäger und das muss in die Köpfe."
Matthäus betonte: "Die Mannschaft hat keine Lockerheit, hat keine Stabilität und steht nicht kompakt. Es liegt daran, dass der FC Bayern keine Einheit auf dem Platz ist. Ich bin mir sicher, dass sie einfach nicht stabil genug sind. Wenn es läuft, dann gewinnen sie auch mal 4:0 oder 5:0. Aber die Stabilität über einen längeren Zeitraum, die fehlt noch. Das haben die Spiele gegen Hoffenheim und Bremen gezeigt. So ist man ganz sicher nicht der Favorit auf die Deutsche Meisterschaft."
Bereits am Mittwoch (20.30 Uhr LIVE auf Sky) steht schon das Nachholspiel des FCB gegen den 1. FC Union Berlin an. Viel Zeit bleibt Tuchel also nicht, seine Mannschaft wieder in die Spur zu kommen. Vor allem an die Einstellung und Körpersprache seiner Stars muss Tuchel nun in den kommenden Tagen vor der Partie appellieren. Denn die Münchner dürfen in dieser Phase den Anschluss an Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen nicht noch mehr verlieren, wenn sie die zwölfte deutsche Meisterschaft in Serie im Auge behalten wollen. Aktuell hat die Werkself sieben Zähler mehr auf dem Konto.
Gegen Union ist Tuchel jetzt besonders gefragt. Vielleicht ja auch ein Leon Goretzka von Beginn an…
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