Im Interview mit Sky Sport spricht Tottenhams Lucas Moura über die Stärken der Spurs, die Tränen nach seinem Dreierpack gegen Ajax Amsterdam und das Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool (Sa., ab 19:30 Uhr auf Sky Sport 1 HD).
Sky Sport: Als Sie im Januar 2018 bei Tottenham präsentiert worden sind, hätten Sie sich vorstellen können, ein Jahr später mit den Spurs im Finale der Champions League zu stehen?
Lucas Moura: Ich habe schon immer vom Champions-League-Finale geträumt. Aber ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht. Und dann noch auf diese Weise, mit meinen drei Toren gegen Ajax. Trotzdem: Ich habe immer dran geglaubt, dass ich das Zeug habe, eines Tages hier zu stehen. Ich lebe meinen Traum.
Sky Sport: Vor Tottenham waren Sie fünf Jahre bei PSG. Dann kamen Neymar und Mbappe im Sommer 2017 und für Sie war kein Platz mehr. Jetzt stehen aber Sie im Champions-League-Finale und nicht die Pariser-Startruppe. Eine späte Genugtuung?
Moura: So läuft es eben manchmal im Leben, vor allem im Fußball. Den Champions-League-Sieg kann niemand einplanen, nichts ist planbar. Es gibt immer einige Überraschungen. Natürlich fand ich den Umgang damals mit mir nicht gut, so wollte ich PSG nicht verlassen. Aber ich hatte dort fünf tolle Jahre und habe viele Titel gewonnen. Jetzt bin ich eben bei Tottenham glücklich geworden, ein toller Verein mit herausragender Infrastruktur und großen Spielern. Wir stehen zurecht im Finale. PSG verfolge ich aber immer noch und ich drücke ihnen die Daumen, dass sie eines Tages - so wie wir - in einem Finale der Königsklasse stehen.
Sky Sport: Gegen Ajax haben Sie im Rückspiel alle drei Tore geschossen. Nach dem Schlusspfiff haben sie lange geweint. Wie fühlen Sie sich mit ein Abstand als Halbfinalheld?
Moura: Alle sagen, dass ich der Held war. Aber für mich war es die gesamte Mannschaft. Niemand schafft etwas alleine. Es war eine unglaubliche Leistung von allen. Danach gingen die Emotionen mit mir durch, ich hatte mir meinen Kindheitstraum erfüllt: einmal im Champions-League-Endspiel stehen, und sie gewinnen zu können. Diese Gelegenheit zu haben, ist unglaublich. Das Rückspiel gegen Ajax war das emotionalste Spiel meiner Karriere bislang. Danach musste ich an all die schwierigen Momente in meiner Kindheit denken, ich musste mich durchkämpfen. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten, es war einfach ein spezieller Moment für mich.
Sky Sport: Sie hatten schon einige Trainer in ihrer Laufbahn, aber mit niemandem haben Sie sich so gut verstanden wie mit Mauricio Pochettino. Was macht ihn für Sie so speziell?
Moura: Er kennt jeden Spieler auswendig, identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem Klub, ist schon lange hier und genießt volle Rückendeckung. Das hilft uns Spielern sehr und auch die Fans lieben ihn. Mauricio ist sehr anspruchsvoll. Er will in jedem Training und in jedem Spiel, dass wir alles aus uns rausholen. Mit nichts weniger ist er zufrieden. Außerdem schafft er es, dass sich jeder im Kader wichtig fühlt. Das ist nicht einfach und sicher eines unserer Erfolgsgeheimnisse.
Sky Sport: Viele Leute sehen Liverpool als Favoriten am Samstag. Wie sind die Rollen für Sie verteilt?
Moura: Für mich ist es ein ausgeglichenes Duell. Auch wenn Liverpool aktuell ein paar wirklich starke Spieler hat und sie eine herausragende Premier League gespielt haben, sie sollten uns nicht unterschätzen. Es gibt keinen Favoriten am Samstag. Es ist ein Spiel, ein Champions-League-Finale, und alles ist möglich. Unsere Mannschaft kennt diese Situation zwar nicht, aber dafür glauben wir zu 100 Prozent an uns.
Sky Sport: Was fürchten Sie am FC Liverpool am meisten?
Moura: Sie sind als Team schwer zu schlagen, ihre Offensive ist brandgefährlich. Sie sind unglaublich schnell da vorne. Es wird für alle Zuschauer ein wirklich interessantes Fußballspiel, beide Teams spielen schnell, sind die Intensität aus der Premier League gewohnt. Alle Fans sollten sich das anschauen, wir sind bereit.
Sky Sport: In Deutschland spricht natürlich alles über Jürgen Klopp. Wie nehmen Sie ihn aus der Ferne wahr?
Moura: Er ist ein großartiger Trainer, für mich wird es also auch ein Trainerduell auf höchstem Niveau. Klopp macht in Liverpool eine herausragende Arbeit und auch Pochettino hat Tottenham auf einem Niveau etabliert, das niemand vor fünf Jahren für möglich gehalten hätte. Beide sind zwei Stars unter den Trainern, der Hype um sie ist groß. Aber beide werden dem Ruf gerecht, es sind zwei der besten Trainer der Welt. Es wird mit Sicherheit ein Spiel, das dem Anlass gerecht wird.
Sky Sport: Harry Kane hat sich wieder fit gemeldet. Was heißt das für Sie in der Offensive?
Moura: Wir gewinnen mit Harry viel Qualität dazu. Er ist unser Torjäger, unglaublich wichtig für die Mannschaft. Es gibt wenige Neuner, die technisch so viel drauf haben wie er. Er wird uns am Samstag helfen und wir sind sehr erleichtert, dass er rechtzeitig wieder mit dabei ist.
