Vernichtendes Urteil nach Rücktritt
24.02.2019 | 23:47 Uhr
Lothar Matthäus zieht nach dem Rücktritt von Schalke-Sportvorstand Christian Heidel bei Wontorra knallhart Bilanz und fordert ein "Gesicht" als Nachfolger.
Christian Heidel zieht die Konsequenzen aus Schalkes sportlicher Talfahrt und legt spätestens im Sommer sein Amt als Sportvorstand nieder. Für Sky Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ein richtiger und wichtiger Schritt für Königsblau. Denn seiner Meinung nach hat Heidel auf ganzer Linie versagt.
"Heidel hat diese leblose Mannschaft zusammengestellt. Man hat viel investiert in den zweieinhalb Jahren - mit wenig Ertrag. Die Spieler, die er gekauft hat, haben an Marktwert verloren. Es gibt kein Scouting-System mehr. Sympathieträger wie Naldo oder Höwedes hat man gehen lassen, Fährmann auf die Bank geschickt. Dazu hat er junge Spieler ohne Ablöse gehen lassen. Das ist eine schlechte Personalpolitik", so Matthäus bei Wontorra - der o2 Fußball Talk.
Sky Reporter Dirk große Schlarmann sieht einen weiteren Knackpunkt. Heidel habe Schalke weg entwickelt von dem, was den Klub ausmache. "Das ist nicht mehr Schalke. Er hat versucht, ein Hochglanzprodukt zu kreieren, das passt aber nicht zu Schalke", so der S04-Experte: "Die Mannschaft schwebt in einer Sphäre, die für die Fans nicht mehr greifbar ist. Damit kann sich niemand mehr identifizieren. Die spielen das Stadion leer."
Einzig Mainz-Trainer und Ex-Weggefährte Sandro Schwarz stärkt Heidel den Rücken und verteidigt ihn. "Ich kann nur sagen, in Mainz hat er einen super Job gemacht. Er hat damals alle mitgenommen und für Begeisterung gesorgt. Da war er für alle greifbar und hatte keine Distanz zu den Leuten", so der 40-Jährige bei Wontorra.
Dass Heidel jetzt die Konsequenzen bzw. Reißleine zieht, hält Matthäus für wichtig. "Bis zum Saisonende zu warten, wäre falsch. Vielleicht entwickelt sich durch die Entscheidung eine Eigendynamik, dass die Spieler sagen: 'Hey, wir sind jetzt gefordert und können uns nicht hinter Heidel verstecken.'"
Aber wer soll für den Sportvorstand übernehmen? Matthäus hat einen klaren Favoriten und fordert Horst Heldt. "Schalke fehlen Gesichter. Klaus Allofs ist ein guter Mann, war ein guter Spieler, hat tolle Arbeit geleistet, war jetzt aber drei Jahre raus. Boldt hat gar keine Erfahrung. Ich fordere Schalke auf: 'Bringt das, was euch in der Geschichte stark gemacht hat.' Heldt hat damals hervorragende Arbeit auf Schalke gemacht."
Sky Reporter Dirk große Schlarmann ist skeptisch, dass es dazu kommen wird. Laut seinen Informationen ist Jonas Boldt Spitzenkandidat für die Nachfolge. Aber: Er soll nicht alleine kommen.
"Es muss auf Schalke eine Mehrpersonen-Lösung sein. Der Verein ist zu groß, es gibt zu viele Aufgabenfelder. Heidel hat es versucht und ist gescheitert. Ich weiß, dass Clemens Tönnies schon länger an einer Lösung arbeitet - und das wird nicht nur Jonas Boldt alleine sein."