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Premier League: Kaoru Mitoma von Brighton & Hove Albion der Shooting-Star

Dank Abschlussarbeit im Dribbling: Er spielt die Premier League schwindelig

Kaoru Mitoma
Image: Kaoru Mitoma sorgt in der Premier League für Furore.  © Imago

Kaoru Mitoma von Brighton & Hove Albion ist momentan der Shooting-Star der Premier League. Dass der Japaner mit seinen furiosen Dribblings nahezu die gesamte Liga schwindelig spielt, kommt dabei nicht von ungefähr.

In seiner Abschlussarbeit an einer japanischen Elite-Universität befasste er sich schließlich bereits intensiv mit dem Thema Dribbling.

Brighton & Hove Albion und alle, die es mit dem bescheidenen Klub von Englands Südküste halten, dürften derzeit auf Wolke sieben schweben. Mit dem sechsten Platz steht man in der Liga aktuell nicht nur tabellarisch hervorragend da, mit Kaoru Mitoma haben die Engländer darüber hinaus einen Spieler in den eigenen Reihen, der gerade die gesamte Premier League verzaubert.

Dabei tritt der Japaner nicht nur auf dem Platz als eine besonders spannende Personalie auf, auch abseits des Rasens lohnt der Blick auf die Vergangenheit des 25-Jährigen und seinen weiten Weg hin zur großen europäischen Fußballbühne.

Denn die außerordentlichen Fähigkeiten sind dem Dribbelmeister keineswegs in die Füße gefallen. Mitoma hat für sein seltenes Talent wortwörtlich ordentlich pauken müssen.

Premier League Tabelle
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Die Kaoru Mitoma-Show

Nachdem der in Kawasaki geborene Linksaußen im Sommer 2021 von Brighton verpflichtet und anschließend gleich zu Union Saint-Gilloise nach Belgien weiterverliehen wurde, bestritt der Japaner nach seiner damaligen Ankunft lange Zeit kein einziges Pflichtspiel auf europäischem Boden. Der damals 24-Jährige saß beim belgischen Erstligisten zumeist auf der Bank.

Als das Team des ehemaligen Union-Trainers Felice Mazzu gegen RFC Seraing im Oktober des vergangenen Jahres jedoch zur Halbzeit bereits mit zwei Toren zurücklag und obendrein einen Platzverweis hinnehmen musste, brauchte es etwas Besonderes, ein kleines Fußballwunder oder wie sich im Nachhinein herausstellte: einen Zauberer wie Kaoru Mitoma.

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Der temporeiche Außenbahnflitzer wurde zur Halbzeit eingewechselt und machte das Comeback seiner Mannschaft in der Folge mit einem phänomenalen Hattrick tatsächlich perfekt. "Das war die Kaoru-Mitoma-Show", sagte sein damaliger Mitspieler Christian Burgess nach der Partie. "Er hat sie einfach vernichtet", so der englische Innenverteidiger weiter.

Der elektrisierendste Dribbler der Liga

Es war lediglich ein Vorgeschmack auf das, was die Zuschauer in Saint-Gilloise in der Folge immer häufiger zu sehen bekamen. Mitoma kehrte nach Abschluss der Saison zurück nach Brighton. Nach einigen Kurzeinsätzen zu Beginn dieser Spielzeit durfte er am 29. Oktober, fast genau ein Jahr nach seinem Debüt und dem Dreierpack für Union Saint-Gilloise, dann auch erstmals in der Startelf der Seagulls ran. Mit einer Vorlage steuerte er beim 4:1-Sieg über Chelsea dabei gleich einmal seinen ersten Scorerpunkt bei.

Seit dieser Partie gegen die Blues aus London ist er nahezu fest gesetzt unter Brighton-Trainer Roberto De Zerbi, eine schiere Bereicherung für das Spiel des Küsten-Klubs und der derzeit elektrisierendste Dribbler der gesamten Liga.

Der etwas unkonventionellere Weg zum Fußballprofi

Doch dass Mitoma ein derartig unvergleichliches Dribbling besitzt, war nicht immer so. Erst während seiner Zeit an der japanischen Elite-Sportuniversität Tsukuba konnte der flinke Flügelspieler seine fußballerischen Anlagen in eine neue Dimension hieven.

Nachdem er zuvor die Jugendabteilungen des japanischen Erstligisten Kawa­saki Fron­tale durch­lief, entschied er sich im zarten Alter von 19 Jahren zunächst dagegen, professionell Fußball zu spielen, und erst einmal für ein Sti­pen­dium an der prestigeträchtigen Hochschule.

Mitomas Karriere hat dieser womöglich etwas unkonventionell anmutende Weg zum Fußballprofi alles andere als geschadet. Laut eigener Aus­sage machte er dort überhaupt erst den ent­schei­denden Schritt: ​"Ich hatte das Gefühl, dass ich kör­per­lich noch nicht auf dem Level bin, um sofort eine wich­tige Rolle im Pro­fi­fuß­ball zu spielen. Also war die Uni­ver­sität der beste Schritt, um Spiel­zeit zu bekommen und mich weiter zu ver­bes­sern."

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Mit den besten Datenanalysten des Landes zur Perfektion

An der Universität profitierte der Japaner vor allem von der erstklassigen technischen Infrastruktur. Er konnte überdies mit den besten Datenanalysten des Landes und dem ehemaligen Olympia-Teilnehmer im Hürdenlauf, Satoru Tanigawa, zusammenarbeiten, um seine Sprinttechnik zu optimieren. In seiner Abschlussarbeit nahm er sich dann dem Dribbling an: "Es war das ein­fachste Thema für mich, weil ich es liebe zu drib­beln."

Auch seine eigenen Teamkollegen waren Gegenstand der Arbeit, wie er in einem Inter­view mit ​The Ath­letic verriet: ​"Ich habe meine Mit­spieler ana­ly­siert. Manche, die gut drib­beln. Und manche, die weniger gut drib­beln. Ich habe ver­sucht her­aus­zu­finden, warum sie gut oder weniger gut im Dribb­ling sind."

Dafür setzte Mitoma ihnen Kameras auf den Kopf, um zu erfahren, wofür oder wogegen sie sich in schwierigen Eins-gegen-Eins-Situa­tionen entscheiden. Seine neugewonnenen Erkennt­nisse übertrug der Japaner dann schrittweise auch auf sein eigenes Spiel: ​"Ich habe gelernt, dass die guten Spieler selten bis nie auf den Ball gucken. Sie schauen nach vorne und führen den Ball, ohne nach unten zu sehen. Das war der Unter­schied."

Einstudierte Offensiv-Aktionen

Mitoma perfektionierte sein Dribbelspiel, bis er sich schließlich bereit dazu fühlte, den großen Sprung nach Europa zu wagen. Auch hier entwickelte er sich Schritt für Schritt - seine beharrliche Geduld trägt nun endlich die gewünschten Früchte.

Mit ihm in der Startelf holten die ​Seagulls bislang erstaunliche 16 von 21 mög­li­chen Punkten und sind nun das Team der Stunde auf der Insel. Die offen­sive Spiel­weise unter Coach Roberto de Zerbi scheint dem japanischen WM-Fahrer äußerst zu liegen: ​"Ich liebe es, unter ihm zu spielen. Wir bauen das Spiel so auf, dass am Ende die Flü­gel­stürmer in Aktion kommen. So bin ich viel am Spiel betei­ligt."

Dabei folgen die Offensiv-Aktionen Mitomas oftmals einer bestimmten Abfolge. Mit seinem ersten Kontakt versucht er schnellstmöglich Geschwindigkeit aufzunehmen, dabei führt er den Ball sanft und fast ausschließlich mit dem Vorderfuß voran. Darauffolgend kann er seine Gegenspieler mit seinem Antritt und pfeilschnellen Richtungsänderungen auf die Matte legen.

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Spätzünder mit Vision

Genau dies zeigte er auch bei seinem Führungstreffer im Goodison Park gegen Everton beim 4:1-Erfolg seiner Seagulls vor genau einem Monat. Nach einer Flanke auf die Außenbahn ließ er Everton-Verteidiger Nathan Patterson gleich mit dem ersten Kontakt links liegen, mit seinem zweiten zog er an Conor Coady vorbei und mit seinem dritten und gleichzeitig auch letzten Kontakt strich er den Ball an Torhüter Jordan Pickford vorbei und ließ damit das Netz zappeln. Vom Zeit­punkt der Ball­an­nahme bis zum Tor­er­folg ver­gingen gerade einmal vier Sekunden.

Mit seinen 25 Jahren ist Mitoma aufgrund seines Studiums ein echter Spätzünder. Seine persönliche Vision scheint dabei sehr klar: „Das Ziel ist es, noch mehr Tore und Vor­lagen zu machen. So will ich dazu beitragen, dass Brighton auf einer Top-Platzierung abschließt."

Lebensversicherung für Brighton

Dazu befinden sich der Flügelflitzer und die Seagulls zweifelsohne auf dem besten Wege. Erst an diesem Wochenende avancierte der Japaner beim 1:0-Erfolg über Bournemouth mit einem für ihn eher ungewohnten Kopfball-Treffer in der 87. Minute einmal mehr zur Lebensversicherung Brightons.

Sein Treffer sicherte den Dreier und die internationalen Plätze sind dank des Sieges für die Seagulls mit zwei Punkten Rückstand bei einem Spiel weniger auf Tottenham zum Greifen nahe. Kaoru Mitomas Vision nimmt also vor allem dank seiner eigenen Auftritte immer konkretere Formen an. Aufgrund seiner jüngsten Auftritte ist davon aus­zu­gehen, dass der Japaner mit Brighton in nächster Zeit auch noch weiter groß aufspielen wird. Der unkonventionelle Weg hin zur europäischen Fußballbühne scheint sich für den geduldigen Dribbelmeister also endlich bezahlt zu machen.

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