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PSG News: Projekt Champions-League-Sieg bis zur Katar-WM gescheitert

Scherbenhaufen PSG: Das Katar-Projekt in Paris ist gescheitert

Das Projekt Champions-League-Erfolg bis zur Katar-WM ist krachend gescheitert und auch innerhalb des Teams gibt es Unzufriedenheiten.
Image: Das Projekt Champions-League-Erfolg bis zur Katar-WM ist krachend gescheitert und auch innerhalb des Teams gibt es Unzufriedenheiten.  © Imago

Paris Saint-Germain sollte das Aushängeschild im Klubfußball für die kommende WM in Katar sein. Nach dem erneut frühen Aus in der Champions League und weiteren Eskapaden ist das Projekt endgültig gescheitert.

Im August 2020 stand Paris Saint-Germain kurz davor, die jahrelange Sehnsucht nach internationalem Erfolg endlich zu stillen. Das Team des damaligen Trainers Thomas Tuchel stand erstmals im Finale der UEFA Champions League. Endlich sollten sich die finanziellen Bemühungen gelohnt haben und der Henkelpott und die damit verbundene Anerkennung im Weltfußball gewonnen werden. Doch der FC Bayern und Kingsley Coman hatten etwas dagegen.

Coman: PSG hat keine Geduld mit Talenten

Ausgerechnet Coman, der doch in der Jugend von Paris Saint-Germain ausgebildet wurde, zerstörte den Traum des französischen Top-Klubs. In Paris habe man keine Geduld mit ihm gehabt, erklärte der Bayern-Star erst kürzlich gegenüber Canal Football Club. "Ich dachte, dass ich mehr Spielzeit verdient habe. Die Aussicht darauf war bei PSG nicht gegeben. Ich hatte um eine Leihe gebeten, was abgelehnt wurde. Und danach habe ich diese Entscheidung getroffen." Erst wechselte er zu Juventus, dann zum FC Bayern. Eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellte. Eine Entscheidung, wie sie auch zahlreiche andere Talente im Laufe der Jahre trafen und die französische Hauptstadt verließen. Coman, Christopher Nkunku oder Moussa Diaby sind nur die Beispiele aus der Bundesliga.

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"Das Schwierige an der Situation bei PSG ist, dass sie sofort Ergebnisse sehen wollen. Mit der Entwicklung der jungen Leute hat man nicht sofort Ergebnisse, sondern muss drei oder vier Jahre warten", so Coman. Der Haken: Trotz der vielen Stars blieb der gewünschte Erfolg aus.

PR-Desaster statt Aushängeschild für Katar 2022

Der Plan der mit dem katarischen Staat verflochtenden Investorengruppe Qatar Sports Investments (QSI) war es, mit Investitionen in einen traditionsreichen Fußballklub Einfluss im europäischen Fußball zu gewinnen. Vor allem das schlechte Image Katars sollte bis zur Weltmeisterschaft 2022 aufpoliert werden. Was im Frühjahr 2022 jedoch bleibt, ist ein PR-Desaster.

Die Weltmeisterschaft wird auch zwölf Jahre nach der Zuteilung an Katar und elf Jahre nach den ersten Investments von QSI bei PSG von einer großen Mehrheit kritisiert und wird das schlechte Image im kommenden halben Jahr wohl auch nicht mehr ablegen können. Was jedoch für PSG hinzukommt, ist, dass man sich aufgrund des Drucks, unbedingt vorher noch Erfolg haben zu müssen, gerade in der kürzeren Vergangenheit ein Stück weit ins Aus manövriert hat.

Tuchel ließ sich nicht umbiegen

Die Entlassung Tuchels und seines Trainerteams einen Tag vor Heiligabend 2020 aufgrund eines Zerwürfnisses mit dem streitbaren Sportdirektor Leonard war da nur eine Episode. Tuchel sei laut Leonardo damals vom Kurs des Klubs abgewichen. "Entweder passt sich die Person an oder wir ändern die Person", erklärte Leonard später im Interview mit France Football. Diese Aussagen lassen tief blicken. Es folgte der Rauswurf nach einem 4:0-Sieg und einem Punkt Rückstand auf den damaligen Tabellenführer Lyon.

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Die Verantwortlichen des Pariser Klubs verfolgen einen strikten Plan. Inwiefern sich der aktuelle Trainer Mauricio Pochettino von den Bossen formen lässt, ist schwer zu sagen. Den erhofften Erfolg hat aber auch er nicht eingebracht. Das beweist die aktuelle Saison eindrucksvoll.

PSG: Marke? Ja! International erfolgreich? Nein!

Die Umsetzung des Plans, eine gewisse Strahlkraft zu erzeugen, so glaubte man, könne mit der immensen Finanzspritze zum Erfolg führen. Inwiefern das mit den Financial-Fairplay-Regularien immer vereinbar war, müssen andere beurteilen. Eine Marke ist PSG aber im Laufe der vergangenen Jahre sicherlich geworden. Auch auf deutschen Bolzplätzen sind so manche Bayern-, Dortmund-, Barca- oder Real-Trikots von Neymar- und Messi-Jerseys abgelöst worden.

Die sportlich damit einhergehenden Erwartungen wurden aber nicht erfüllt. Die Creme de la Creme wurde nach Paris geholt, um auch endlich international Silberware einzuheimsen. Lionel Messi, Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma, Achraf Hakimi oder Georginio Wijnaldum in dieser Saison, Kylian Mbappe, Thiago Silva, Dani Alves, Zlatan Ibrahimovic oder Edinson Cavani waren es in der Vergangenheit. Doch der letzte internationale Erfolg des Hauptstadtklubs liegt mittlerweile 21 Jahre zurück. Es war der Sieg im UI-Cup.

Die Verpflichtung von Messi im vergangenen Sommer war der bislang letzte, möglicherweise verzweifelte Versuch, sich endlich die europäische Fußballkrone einzukaufen. Und auch zum aktuellen Zeitpunkt, an dem PSG wohl den namentlich besten Angriff in den Reihen hat, der je zusammengespielt haben könnte, heißt es Endstation Achtelfinale in der Champions League.

Frühes CL-Aus lässt Nerven blank liegen

Wie tief dieser Stachel vom 1:3 gegen Real sitzt, zeigen die Reaktionen von Präsident Nasser Al-Khelaifi und seinem Sportdirektor Leonardo. Gegen die beiden Spitzenfunktionäre und den französischen Meister sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, bestätigte die UEFA zuletzt. Berichten spanischer und französischer Medien zufolge sollen Al-Khelaifi und Leonardo versucht haben, nach dem Aus gegen Real Madrid in die Kabine der Unparteiischen zu gelangen. Beide hatten sich über Entscheidungen des niederländischen Schiedsrichters Danny Makkelie echauffiert.

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Über den genauen Hergang gibt es widersprüchliche und bislang nicht bestätigte Informationen. In Berichten war auch davon die Rede, Al-Khelaifi und Leonardo seien in der Kabine gewesen. Auch Drohungen vonseiten der Funktionäre waren in der Berichterstattung dazu bereits Thema.

Fans fordern Rücktritt von Al-Khelaifi

Der zurückliegende Misserfolg sowie Eklats wie diese veranlassten die PSG-Fans sogar dazu, den Rücktritt der sportlichen Führung zu fordern. "Die Lage des Klubs macht eine vollständige Neuorganisation auf allen Ebenen und eine alltägliche Präsenz seines Präsidenten notwendig", schrieb das Collectifs Ultras Paris auf Twitter. Al-Khelaifi sei aktuell nicht der richtige Mann für diese Position, so die Fan-Organisation. Der Klub verdiene Menschen, die ihm dienen und sich nicht an ihm bedienten. Zudem steht Al-Khelaifi aktuell im Fokus der Justiz, weshalb ihm sogar eine Haftstrafe drohen könnte.

Und auch innerhalb der Mannschaft scheinen die Nerven blank zu liegen. Nicht nur, dass schon wieder über eine Rückkehr Messis zum FC Barcelona fabuliert wird, auch die Zeit von Neymar bei PSG scheint dem Ende entgegenzugehen. Der Brasilianer hat derzeit einen schweren Stand unterm Eiffelturm.

Diskussionen um Neymar & Messi

Nun soll es zu Eskapaden außerhalb des Platzes gekommen sein. "Neymar trainiert kaum noch, er kommt in einem erbärmlichen Zustand an, kurz davor, betrunken zu sein. So ist es, Neymar ist im Geiste der Rache gegen PSG, es gibt einen totalen Bruch mit dem Verein und der Kabine", wirft der französische Journalist Daniel Riolo von RMC Sport gegenüber dem Radiosender El Larguero dem früheren 222-Millionen-Transfer vor. Neymar schade dem Klub, so Riolo.

Sowohl gegen Messi (sieben Tore in 26 Pflichtspielen) als auch gegen Neymar (5/21) gab es in der jüngeren Vergangenheit Pfiffe. Die Fans erwarten mehr beiden Top-Verdienern der Ligue 1. Den einzigen, den die PSG-Anhänger zuletzt feierten, war Kylian Mbappe. Er ist einer der wenigen französischen Stars im Aufgebot von Pochettino. Doch das wird er nicht mehr lange der Fall sein. Sein ablösefreier Abgang zum Ende der Saison gilt als sicher.

Mbappe scheint die Lust vergangenen zu sein

Nach dem desaströsen 0:3 gegen Monaco scheint dem pfeilschnellen Angreifer endgültig die Lust auf PSG vergangenen zu sein. Den Eindruck machte er in einem Video, aufgenommen bei der Ankunft im Nationalteam. In den schwer zu verstehenden Dialog mit Manchester Uniteds Paul Pogba interpretierten einige Nutzer, dass Mbappe auf eine Frage von Pogba, wie es ihm gehe, antwortete, dass er es satt habe. Andere Nutzer wollten die Aussage, dass es schlimm sei, gehört haben. Der 23-Jährige äußerte sich bisher nicht dazu.

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Paris Saint-Germain könnte vor einem Wendepunkt stehen. Mbappe verlässt den Klub, Messi und Neymar scheinen unzufrieden zu sein, hinter Sergio Ramos, der bisher überhaupt kein Faktor war, steht aufgrund seiner Verletztenmisere weiterhin ein Fragezeichen und auch der Trainer wird höchstwahrscheinlich dem Klub den Rücken kehren müssen, vielleicht sogar wollen.

Vielleicht mal mit Geduld?

Fraglich ist auch, ob und wie die Verantwortlichen den Klub nach der erneuten Enttäuschung in dieser Saison auf den richtigen Pfad führen wollen. Um die Bosse ist es seit dem mutmaßlichen Eklat nach dem CL-Aus ruhig geworden. Eine Strategie, wie man in der Zukunft international erfolgreicher unterwegs sein möchte, ist nicht zu erkennen.

VOTING: Holt PSG demnächst den Champions-League-Titel?

Der große Plan mit Blick auf die Winter-WM ist nach hinten losgegangen. Muss man in Paris auf den Champions-League-Albtraum von 2020 und ehemaligen Zögling hören und mehr Geduld an den Tag legen? Die Vergangenheit beweist, dass zumindest die PSG-Nachwuchsabteilung nicht enttäuscht hat.

Mehr zum Autor Max Georg Brand