Rost über die Entwicklung des HSV: "Mehr als fragwürdig"

Zweite Liga startet ins neue Jahr

Frank Rost hütete zwischen 2007 und 2011 das Tor des Hamburger SV.
Image: Frank Rost hütete zwischen 2007 und 2011 das Tor des Hamburger SV.  © DPA pa

Der HSV startet mit einem Heimspiel gegen den SV Sandhausen (Mi., ab 20:30 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 2) ins neue Jahr. Der ehemalige Torhüter Frank Rost schätzt im Interview mit skysport.de die Wahl von Marcell Jansen zum Präsidenten ein und beurteilt die Entwicklung seines Ex-Vereins.

skysport.de: Herr Rost, Marcell Jansen wurde zum neuen Präsident des HSV gewählt. Was halten Sie von dieser Wahl?

Frank Rost: Das ist eine große Aufgabe für ihn, weil er als Präsident den Gesamtverein im Blick haben muss. Daneben ist er ja auch noch Mitglied im Aufsichtsrat. Daher wird er sich mit Sachverhalten auseinandersetzen müssen, die nicht so viel mit Fußball zu tun haben.

skysport.de: Kann er dafür sorgen, dass etwas Ruhe in den Verein einkehrt?

Rost: Das wird man sehen. Die handelnden Personen sitzen ja im Vorstand und nicht im Präsidium des Gesamtvereins. Viel wird davon abhängen, ob Hamburg den direkten Wiederaufstieg schafft. Aber selbst dann: Beim HSV ist eigentlich nie Ruhe, dort ist immer irgendetwas los.

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Die erste Reaktion des frisch gebackenen HSV-Präsidenten Marcel Jansen im Video.

skysport.de: Wie beurteilen Sie generell die Entwicklung seit dem Abstieg im vergangenen Sommer?

Rost: Ich beobachte den HSV nur noch aus der Ferne, aber ich finde es schon sehr komisch, dass die Ansprüche mittlerweile so tief gefallen sind. Die Mannschaft wird dafür gefeiert, dass sie oben in der Zweiten Liga mitspielt. Das ist mehr als fragwürdig.

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skysport.de: In der Hinrunde waren vor allem die Heimspiele ein großes Problem. Hängt das mit dem großen Aufstiegsdruck zusammen?

Rost: Nein, von Druck kann gar keine Rede sein. Es kommen immer noch knapp 50.000 Zuschauer ins Stadion und die Spieler müssen zusehen, dass sie den Karren wieder aus dem Dreck ziehen. Da braucht man keine Ausreden suchen. Das Ziel muss der Wiederaufstieg sein. Ansonsten kann man die Uhr danach stellen, wann die Lichter ausgehen.

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skysport.de: Während sich der HSV im Winter mit Berkay Özcan verstärkt hat, hat der 1. FC Köln mit Johannes Geis und Florian Kainz zwei Spieler mit reichlich Bundesliga-Erfahrung geholt ...

Rost: ... aber was Köln oder andere Vereine machen, braucht den HSV nicht zu interessieren. Mit der Mannschaft, die sie haben, müssen sie aufsteigen. Man braucht nur mal einen Blick auf den Etat zu werfen. Der ist deutlich größer als bei den meisten anderen Zweitliga-Mannschaften.

skysport.de: Pierre-Michel Lasogga ist mit sieben Saisontoren Hamburgs Top-Torjäger. Sein Vertrag läuft im Sommer aus - sollte der HSV mit ihm verlängern?

Rost: In erster Linie muss man zusehen, dass man endlich die Gehaltskosten senkt. Denn die sind völlig überzogen dafür, dass man in der Zweiten Liga oder im unteren Drittel der Bundesliga spielt. Ralf Becker macht das als Sportchef sehr gut und unaufgeregt. Er wird sich seine Gedanken machen und dann die richtige Entscheidung treffen.

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skysport.de: Glauben Sie, dass der HSV den Aufstieg schafft?

Rost: Im Normalfall müssten sie es schaffen, aber sie dürfen sich auf keinen Fall eine Schwächephase erlauben. Für mich hängt viel vom Derby gegen den FC St. Pauli ab. Wer da die Oberhand behält, hat eine gute Ausgangsposition.

skysport.de: Den FC St. Pauli haben Sie also auch auf dem Zettel?

Rost: Hamburg und Köln sind natürlich die großen Aufstiegsfavoriten, doch ich räume auch St. Pauli eine Außenseiter-Chance ein. Sie haben es gut gemacht in der Hinrunde und schwimmen natürlich auf einer Euphoriewelle. Sie sehen, dass der "große HSV" schwächelt und sie in diesem Jahr die große Chance haben, eine Wachablösung vorzunehmen.