Der FC Schalke 04 holt beim Debüt des neuen Trainer Dimitrios Grammozis einen glücklichen Punkt gegen den FSV Mainz 05. Positive Ansätze und ein Domino-Effekt - Sky Sport zieht die Lehren aus der Premiere des fünften S04-Trainers in dieser Saison.
Grammozis zeigt Mut!
Die Überraschung war groß: Grammozis setzte bei seiner ersten Aufstellung als S04-Coach auf einen Bundesliga-Debütanten und schenkte dem 18-jährigen Kerim Calhanoglu das Vertrauen. Riskant und erfrischend in einem so wichtigen Spiel wie gegen Mainz. Insgesamt liefen sechs Spieler von Beginn an auf, die in der Knappenschmiede ausgebildet wurden. Ein Fingerzeig für den künftigen Neuaufbau.
Auch taktisch nahm der 42-Jährige Veränderungen vor, obwohl die Zeit von seiner offiziellen Vorstellung bis zu seiner Premiere an der Seitenlinie mit etwas mehr als 48 Stunden äußerst knapp bemessen war. Doch ein "Weiter wie bisher" war für den Deutsch-Griechen keine Option, er ordnete seine Mannschaft in einem variablen 3-5-2-System an und beorderte Sead Kolasinac von der linken Seite ins Zentrum.
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"Es war für mich eine ungewohnte Rolle. Ich habe Donnerstag zum ersten Mal auf der Position trainiert. Der Trainer wollte mich dort aufstellen und ich habe das angenommen", sagte der Kapitän im Anschluss bei DAZN. Mit seinen Maßnahmen macht Grammozis deutlich: Er will nichts unversucht lassen, um die zuvor leblos wirkende Mannschaft zu reanimieren, allerdings ...
... ist auch er kein Zauberer!
"Wir können keine Wunderdinge in zwei Tagen bewirken", stellte er klar. Wohl war. Zwar stimmte die kämpferische Einstellung, zugleich waren die spielerischen Defizite zum wiederholten Male mehr als offensichtlich. Es gab kaum längere Ballstafetten, die Passquote lag nur bei 68 Prozent.
"Wir hatten nur einen Tag, um uns auf das System einzustellen, das braucht Zeit", erklärte Kolasinac die vielen Missverständnisse im Spielaufbau. Auch offensiv waren die Knappen bis auf zwei Szenen erneut viel zu harmlos, das lässt sich an der Torschussbilanz von 2:19 deutlich ablesen.
Das Fehlen der Stürmer Klaas-Jan Huntelaar oder Goncalo Pacienca sowie der Kreativposten Nabil Bentaleb, Mark Uth oder Amine Harit kann das Schlusslicht qualitativ nicht kompensieren. Harit musste - sichtlich frustriert - kurz vor dem Anpfiff aufgrund muskulärer Problemen passen. Die vielen Verletzungen sind aber längst kein Zufall mehr bei Königsblau, denn ...
... die Fitnessdefizite sind unübersehbar!
Der physische Zustand der Schalker Mannschaft ist nicht bundesliga-tauglich. Viele Spieler befanden sich körperlich am Limit, ab der 70. Minute fielen die Akteure von Krämpfen geplagt wie Domino-Steine hintereinander auf den Rasen. "Ich habe schon gemerkt, dass beim einen oder anderen der Akku leer war", sagte Grammozis.
Schalke hatte den Mainzern in der Schlussphase überhaupt nichts mehr entgegenzusetzen. Auch wenn Suat Serdar hofft, dass sie durch die Arbeit mit Grammozis in den letzten Minuten künftig besser aussehen: Die kumulierten Fehler seiner Vorgänger wird er gerade in puncto Fitness in der Kürze der Zeit nicht mehr korrigieren können, weshalb ...
... der Abstieg immer näher rückt!
Schalke ist durch den Punktgewinn zwar nun endlich zweistellig, doch mit dieser Ausbeute nach 24 Spielen sind sie hinter Tasmania Berlin das zweitschlechteste Team der Bundesliga-Historie. (zur Tabelle) Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt acht Punkte und am kommenden Spieltag geht es zum Tabellen-Dritten VfL Wolfsburg. (zum Spielplan)
"Wir hätten die drei Punkte gebraucht, jeder kennt die Tabelle", sagte Serdar, sieht dabei aber auch einen hoffnungsvollen Aspekt: "Es hat leider nicht gereicht, aber das Positive ist, dass wir seit langem wieder zu Null gespielt haben."
Immerhin ein kleiner Fortschritt, doch für das erhoffte "Wunder Klassenerhalt" braucht es noch deutlich mehr.