Schalke: Tedesco schließt Rücktritt nach Heimdebakel gegen Düsseldorf aus
Ultras nehmen Stambouli die Binde weg
03.03.2019 | 15:18 Uhr
Schalke kassiert gegen Fortuna Düssedorf eine historische Heimpleite. Domenico Tedesco geht nach dem Schlusspfiff voran und schließt einen Rücktritt aus. Die Fans reagieren rigoros.
Eigentlich wollte Domenico Tedesco gegen Fortuna Düsseldorf "der Motor" sein. Doch das war er erst nach dem Schlusspfiff. Mit fast zehn Metern Vorsprung auf seine Mannschaft trat er seinen wohl schwersten Gang an. Mit finsterer Miene ging er auf die Nordkurve zu und stellte sich mit entschuldigenden Gesten den wutgeladenen Anhängern.
"Uns dem Publikum zu stellen, ist das Mindeste, was wir heute machen können", sagte Tedesco am Sky Mikrofon. Auffällig: Die Spieler blieben an der Torauslinie stehen und ließen ihn alleine. Wie auch schon während der gesamten 90 Minuten.
STIMMT AB!
Ultras nehmen Stambouli die Binde weg
Wer dachte, nach dem desaströsen Auftritt beim 1. FSV Mainz würde es es nicht mehr schlechter gehen, der sah sich spätestens nach 68 Minuten getäuscht. Düsseldorf hatten soeben das 3:0 geschossen. Die Schalker Fans reagierten mit einer Mischung aus Wut und Galgenhumor.
"Wir haben die Schnauze voll" und "Oh, wie ist das schön" hallte es lautstark von den Tribünen. Am Ende prangte ein unglaubliches 0:4 auf der Anzeigetafel in der Veltins-Arena. In der Nordkurve, wo die treusten Schalke-Anhänger stehen, wurde schon lange zuvor der Support eingestellt. Schalke hat die Kurve endgültig verloren. Das verdeutlichte eine Geste nach dem Schlusspfiff.
Zwei Vorsänger der "Ultras Gelsenkirchen" geigten den Spielern auf den Rasen ihre Meinung und nahmen Benjamin Stambouli im Anschluss die Kapitänsbinde weg. Zum Hintergrund: Die Binde mit der Aufschrift "Nordkurve Gelsenkirchen" wurde von den Ultras gestaltet und vor der Saison Ralf Fährmann übergeben. Sie sollte den Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans symbolisieren.
Tedesco schließt Rücktritt aus
"Die haben mir die Binde weggenommen", bestätigte ein sichtlich bewegter Stambouli und weiter: "Wir sind kleine Spieler in einem großen Verein. Es ist Zeit für uns zu zeigen, dass wir Männer sind."
Tedesco sprach von einer "leeren und mutlosen Vorstellung", schloss persönliche Konsequenzen in Form eines Rücktritts aber aus. "Ich bin keiner, der sich verpisst. Wir müssen da rauskommen und Kraft sammeln für das nächste Spiel."
Doch woher soll die Hoffnung auf den Turnaround kommen? Gegen Düsseldorf präsentierten sich die Gastgeber bis auf 15 Minuten nach dem Wiederanpfiff als vogelwilder Haufen. Vom Niveau einer Bundesliga-Mannschaft war der immer noch amtierende Vizemeister weit entfernt. Die Zahlen sind alarmierend.
Caligiuri moniert fehlende Mentalität
23 Punkten aus 24 Spielen bedeuten die schlechteste Bundesliga-Bilanz seit 36 Jahren. Die Königsblauen sind seit sechs Bundesliga-Spielen ohne Sieg und blieben in der Veltins-Arena erstmals drei Heimspiele ohne eigenes Tor. Zudem könnte der Abstand auf den Relegationsrang am Sonntag bei einem Sieg des VfB Stuttgart gegen Hannover 96 (15:30 Uhr live auf Sky) auf vier Punkte schmelzen.
"Das ist schwer in Worte zu fassen. Düsseldorf war in jedem Zweikampf präsenter", analysierte ein niedergeschlagener Daniel Caligiuri am Sky Mikrofon. "Wir müssen zu einhundert Prozent Engagement, Mentalität und Kampfgeist zeigen - das war heute nicht der Fall."
Wie reagiert Schneider?
Den Trainer nahm Caligiuri in Schutz. "Das liegt nicht an ihm. Wir Spieler sind der Verantwortung. Wenn nicht jetzt, weiß ich auch nicht wann." Die Verantwortung auf Schalke wird demnächst Jochen Schneider übernehmen.
Der neue Sportvorstand und Nachfolger von Christian Heidel verfolgte das Debakel an der Seite von Clemens Tönnies, der betonte, dass er jetzt nicht anfangen werde, "den Trainer ein- oder auszustellen. Das mache ich nicht".
Am Dienstag wird Schneider offiziell vorgestellt. Bis dahin wird Tedesco erstmal im Amt bleiben. Wie es anschließend weiter geht, ist offen. Nach der Vorstellung gegen Düsseldorf wäre es aber nicht mehr überraschend, wenn Schneider neben einem Sportdirektor demnächst auch einen neuen Trainer suchen müsste.
