Formtief, Umbruch und Außenseiter: Das ist WM-Gruppe F
19.11.2022 | 18:00 Uhr
Die Weltmeisterschaft in Katar steht kurz bevor. Sky Sport stellt euch bis zum Start alle Gruppen mit ihren vier Nationen in der Übersicht vor. Hier erfahrt ihr alles über Gruppe F.
Aktuelle Form: Es ist die unvollendete Generation: Zahlreiche Superstars befinden sich in der belgischen Nationalmannschaft, in den letzten Turnieren waren sie stets ein Geheimfavorit. Doch nun zeigt sich: Die Roten Teufel schwächeln. Fünf Siege und drei Unentschieden gab es in den letzten zehn Spielen, dazu zwei bittere Niederlagen in der Nations League gegen die Niederlande. Viele Top-Stars aus dieser goldenen Generation sind nicht in Form, die Abwehrbosse Toby Alderweireld (33 Jahre) und Jan Vertonghen (35) steuern auf das Ende ihrer Karriere zu.
Trainer: Seit August 2016 ist Roberto Martinez Trainer der Belgier. Mit der goldenen Generation um Kevin De Bruyne überzeugten die Roten Teufel seitdem bei den Europa- und Weltmeisterschaften mit teils spektakulärem Offensiv-Fußball - viele trauten den Belgiern als Geheimfavorit sogar einen Titel zu, der große Coup blieb jedoch aus. 2018 scheiterte man im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Frankreich, 2021 im Viertelfinale ebenfalls knapp gegen den späteren Europameister Italien. Nun steht Martinez aber vor einem großen Umbruch - und vor allem auch vor einem Wegbruch seiner goldenen Generation.
Topstars: Auf Starspieler De Bruyne wird es auch dieses Mal wieder ankommen, der 31-Jährige von Manchester City kommt auf zwölf Scorerpunkte in 19 EM- und WM-Spielen. Doch einstige Top-Stars und Leistungsträger um De Bruyne herum suchen nach ihrer damaligen Form. Wie Eden Hazard, der sich bei Real Madrid nie durchsetzen konnte und in der aktuellen Saison gerade einmal auf 98 Einsatzminuten kommt. Auch Yannick Carrasco und Romelu Lukaku finden bislang nicht in die Spur, Lukaku kommt zudem verletzt nach Katar. Es wird eine Herausforderung für Martinez, aus diesen formschwachen Spielern und der jüngeren Generation wie Youri Tielemans oder Zeno Debast wieder ein Mannschaftsgefüge zu bilden, das auch in Katar für Furore sorgen kann.
Tor: Koen Casteels (VfL Wolfsburg), Thibaut Courtois (Real Madrid), Simon Mignolet (FC Brügge).
Abwehr: Toby Alderweireld (Royal Antwerpen), Yannick Carrasco (Atletico Madrid), Timothy Castagne (Leicester City), Zeno Debast (RSC Anderlecht), Leander Dendoncker (Aston Villa), Wout Faes (Leicester City), Thomas Meunier (Borussia Dortmund), Arthur Theate (Stade Rennes), Jan Vertonghen (RSC Anderlecht).
Mittelfeld: Kevin De Bruyne (Manchester City), Thorgan Hazard (Borussia Dortmund), Amadou Onana (FC Everton), Youri Tielemans (Leicester City), Hans Vanaken (FC Brügge), Axel Witsel (Atletico Madrid).
Angriff: Michy Batshuayi (Fenerbahce Istanbul), Charles De Ketelaere (AC Mailand), Jeremy Doku (Stade Rennes), Eden Hazard (Real Madrid), Romelu Lukaku (Inter Mailand), Dries Mertens (Galatasaray Istanbul), Lois Openda (RC Lens), Leandro Trossard (Brighton & Hove Albion).
Aktuelle Form: Nach einer durchwachsenen EM 2021 scheint der Vize-Weltmeister von 2018 wieder in der Spur zu sein. Sieben Siege und nur eine Niederlage in den letzten zehn Spielen sowie der Gruppensieg in der Nations League vor Dänemark und Frankreich sprechen für sich. Zu den Top-Favoriten werden die Kroaten in Katar zwar nicht gehören, unterschätzen sollte man die Mannschaft um Weltfußballer Luka Modric aber nicht.
Trainer: Im Oktober 2017 übernahm Zlatko Dalic die kroatische Nationalmannschaft und überraschte ein knappes Jahr später bei der WM in Russland. Bereits in der Gruppenphase schlugen die Kroaten Argentinien klar mit 3:0, Dänemark und Russland besiegten Modric & Co. im Elfmeterschießen und zogen schlussendlich mit einem 2:1-Erfolg über England ins Finale ein. Für die ganz große Überraschung konnte Dalic mit seiner Mannschaft nicht sorgen, das WM-Finale verloren die Kroaten gegen Frankreich mit 2:4. Auf den größten Erfolg Nationalmannschaft folgte 2021 bei der Europameisterschaft eine bittere Niederlage im Achtelfinale gegen Spanien in der Verlängerung.
Topstars: Mit einem Altersdurchschnitt von 27,4 Jahren zeigt sich auch bei den Kroaten: Viele Leistungsträger gehen auf die 30 zu, oder haben diese Marke schon längst überschritten. So wie auch Luka Modric, der mit seinen 37 Jahren seine letzte Weltmeisterschaft spielen wird. Dalic steht vor der Aufgabe, eine Mannschaft aus seinen Legionären und Nachwuchstalenten zu kreieren - um auch in Katar für die ein oder andere Überraschung zu sorgen.
Tor: Dominik Livakovic (Dinamo Zagreb), Ivica Ivusic (NK Osijek), Ivo Grbic (Atletico Madrid).
Abwehr: Domagoj Vida (AEK Athens), Dejan Lovren (Zenit St. Petersburg), Borna Barisic (Glasgow Rangers), Josip Juranovic (Celtic), Josko Gvardiol (RB Leipzig), Borna Sosa (VfB Stuttgart), Josip Stanisic (Bayern München), Martin Erlic (Sassuolo), Josip Sutalo (Dinamo Zagreb).
Mittelfeld: Luka Modric (Real Madrid), Mateo Kovacic (Chelsea), Marcelo Brozovic (Inter Mailand), Mario Pasalaic (Atalanta), Nikola Vlasic (Torino), Lovro Majer (Rennes), Kristijan Jakic (Eintracht Frankfurt), Luka Sucic (Red Bull Salzburg).
Angriff: Ivan Perisic (Tottenham), Andrej Kramaric (1899 Hoffenheim), Bruno Petkovic (Dinamo Zagreb), Mislav Orsic (Dinamo Zagreb), Ante Budimir (Osasuna), Marko Livaja (Hajduk Split).
Aktuelle Form: Das erste Mal seit 1986 sind die Kanadier wieder bei einer Weltmeisterschaft dabei. Damals war mit null Punkten und null Toren bereits in der Vorrunde Schluss - auch dieses Mal bleibt für Kanada in einer Gruppe mit Belgien, Kroatien und Marokko eher die Außenseiterrolle. Dass die Nordamerikaner nicht zu unterschätzen sind, zeigten sie aber bereits: Die WM-Qualifikation meisterte die Mannschaft um Bayerns Alphonso Davies als Erstplatzierter vor Mexiko und den USA.
Trainer: Anfang 2018 trat der Engländer John Herdman das Amt des Nationaltrainers an, es folgte im Gold Cup 2019 eine Niederlage gegen Haiti im Viertelfinale. Zwei Jahre später war erst im Halbfinale gegen Mexiko Schluss, der größte Erfolg für Herdman und seine Mannschaft folgte mit der Qualifikation zur WM.
Topstars: Ganz vorne mit dabei ist natürlich Alphonso Davies vom FC Bayern. Der 22-Jährige ist beim Rekordmeister und in der Nationalmannschaft gesetzt. Zwar zog er sich im Bundesligaspiel gegen Hertha BSC einen Muskelfaserriss zu, gab sich aber optimistisch: "Insgesamt fühle ich mich gut und werde bei der WM bei Hundert Prozent sein", versprach Davies in einer Medienrunde. Ebenfalls ein wichtiger Leistungsträger bei den Kanadiern: Jonathan David. Der Stürmer von Lille brillierte bereits in der abgelaufenen Saison und hat in der aktuellen Spielzeit nach 15 Spielen bereits neun Tore und drei Vorlagen auf dem Konto.
Tor: Milan Borjan (Roter Stern Belgrad), James Pantemis (CF Montreal), Dayne St. Clair (Minnesota United).
Abwehr: Sam Adekugbe (Hatayspor), Derek Cornelius (Panetolikos), Alistair Johnston, Kamal Miller, Joel Waterman (alle CF Montreal), Richie Laryea (Toronto FC), Steven Vitoria (GD Chaves).
Mittelfeld: Stephen Eustaquio (FC Porto), Liam Fraser (KMSK Deinze), Atiba Hutchinson (Besiktas), Mark-Anthony Kaye, Jonathan Osorio (beide Toronto FC), Ismael Kone, Samuel Piette (beide CF Montreal), David Wotherspoon (St. Johnstone).
Angriff: Tajon Buchanan, Cyle Larin (Club Brügge), Lucas Cavallini (Vancouver Whitecaps), Jonathan David (OSC Lille), Alphonso Davies (Bayern München), Junior Hoilett (FC Reading), Liam Millar (FC Basel), Ike Ugbo (ESTAC Troyes).
Aktuelle Form: Nach der WM 2018 sind die Marokkaner zum zweiten Mal in Folge für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Vor vier Jahren schied man mit Spanien, Portugal und Iran als Gruppenletzter aus. In Katar fällt Marokko erneut eher die Rolle des Außenseiters zu.
Trainer: Der Standort Katar ist Walid Regragui schon bestens bekannt. 2020 trainierte der 47-Jährige zehn Monate Al-Duhail SC und holte sogar die katarische Meisterschaft. Erst im September 2022 übernahm er die marokkanische Nationalmannschaft, seine Bilanz aus zwei Freundschaftsspielen: Ein Sieg und ein Unentschieden.
Topstars: Auch wenn für Marokko als Außenseiter in das Turnier geht, finden sich einige bekannte Gesichter auf der Kaderliste: Hakim Ziyech, Youssef En-Nesyri und Bono, Noussair Mazraoui oder auch Achraf Hakimi sind als Leistungsträger für Marokko dabei - und könnten bei der WM für Aufsehen sorgen. In einem offensiven 4-3-3-System bilden Ziyech, En-Nesyri und Sofiane Boufal, der immerhin 70 Premier-League-Spiele vorweisen kann, das prominente Angriffs-Trio.
Tor: Yassine Bounou (FC Sevilla), Munir Mohamedi (Al Wehda), Ahmed Reda Tagnaouti (Wydad AC).
Abwehr: Achraf Hakimi (Paris St. Germain), Noussair Mazraoui (Bayern München), Nayef Aguerd (West Ham United), Badr Benoun (Qatar SC), Romain Saiss (Besiktas Istanbul), Yahya Attiyat Allah (Wydad AC), Jawad El Yamiq (Real Valladolid), Achraf Dari (Stade Brest).
Mittelfeld: Sofyan Amrabat (AC Florenz), Abdelhamid Sabiri (Sampdoria Genua), Selim Amallah (Standard Lüttich), Azzedine Ounahi (SCO Angers), Bilal El Khannouss (KRC Genk), Yahya Jabrane (Wydad AC).
Angriff: Hakim Ziyech (FC Chelsea), Abde Ezzalzouli (CA Osasuna), Zakaria Aboukhlal (FC Toulouse), Sofiane Boufal (SCO Angers), Ilias Chair (Queens Park Rangers), Youssef En-Nesyri (FC Sevilla), Walid Cheddira (AS Bari), Abderrazak Hamed Allah (Al-Ittihad).
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