Didi Hamann Kolumne Sky Experte über Bayern, Kimmich, BVB und Union
Der BVB ist Dr. Jekyll und Mr. Hyde
28.11.2023 | 19:13 Uhr
In seiner Kolumne blickt Dietmar Hamann auf das Abschneiden der deutschen Klubs in der Champions League. Dem FC Bayern zollt er Respekt für eine makellose Gruppenphase und lobt Joshua Kimmichs Leistung. Borussia Dortmund hat den Sky Experten eines Besseren belehrt.
17 Siege in Folge in der Gruppenphase der Champions League. Damit sticht der FC Bayern in der Königsklasse heraus. Wenn man sieht, dass Manchester United in Kopenhagen verloren hat, muss man sagen, dass diese Gruppe doch stärker ist, als sie auf dem Papier aussah. Überrascht bin ich von Galatasaray. Sie haben gegen die Bayern zweimal hervorragend gespielt, das hätte ich ihnen nach dem, was ich in den Playoffs von ihnen gesehen hatte, nicht zugetraut.
Dass die Bayern nach vier Spielen schon den Gruppensieg eingetütet haben, ist nicht selbstverständlich, aber richtig zur Sache geht es in der Champions League erst im Frühjahr.
TOP 1: Kimmich hat dem Druck standgehalten
Auf Joshua Kimmich lag großer Druck, weil der FC Bayern ohne ihn beim 4:0 in Dortmund seine beste Saisonleistung gezeigt hatte. Unter diesen Voraussetzungen hat Kimmich seine Sache sehr gut gemacht, hat mit einem super Freistoß die Vorlage zum wichtigen 1:0 gegeben. Für einen Trainer ist es ideal, wenn du nach einem glanzvollen Sieg wie dem am Samstag vier Tage später einen Kimmich bringen kannst und in Konrad Laimer einen absoluten Teamspieler auf der Bank hast.
Kimmich hat es anscheinend sehr gutgetan, dass sich Thomas Tuchel am Tag vor dem Spiel öffentlich ganz klar zu ihm bekannt hat, was er zuvor monatelang nicht wirklich gemacht hatte. Ich hoffe, dass Kimmich jetzt Konstanz in seine Leistungen bringt - auch mit Blick auf die anstehenden Länderspiele.
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Ich denke, dass die Nationalmannschaft mit Kimmich und Leon Goretzka im Zentrum am besten aufgestellt ist. Ilkay Gündogan wird als Kapitän sicher spielen, aber es wird spannend sein zu beobachten, was der Bundestrainer in der kommenden Woche machen wird. Pascal Groß kann im DFB-Team mehrere Positionen bekleiden, so wie Konrad Laimer bei den Bayern. Wenn sie draußen sitzen, beschweren sie sich nicht, und wenn sie spielen, bringen sie immer Leistung. Solche Spieler halten ein Team zusammen.
Zurück zu den Bayern: Als Galatasaray müde wurde, haben die Münchner - wie im Hinspiel - eiskalt zugeschlagen. Sie erkennen, wann ein Gegner verwundbar ist. Diese Gabe und Qualität haben außer ihnen nur ganz wenige andere Mannschaften.
TOP 2: Kane kann Lewandowskis Torrekord knacken
Dass Harry Kane ein herausragender Stürmer ist, war bekannt. Dass er aber so gut einschlägt, hatte ich in dieser Form nicht erwartet. Neues Land, neue Sprache, neue Mitspieler - das ist alles nicht so einfach. Es ist Wahnsinn, was er seit seiner Ankunft in München schon geleistet hat. Als Robert Lewandowski den Torrekord von Gerd Müller geknackt hatte, dachte ich, dieser sei für die Ewigkeit. Aber wenn ich sehe, wie Kane seine Tore macht, ist nicht ausgeschlossen, dass er diesen 41 Toren in einer Bundesligasaison nahekommt - vorausgesetzt, er bleibt gesund. Wenn er alle Spiele macht, kann der Rekord wackeln.
Kane hat zwar nicht die Schnelligkeit von Lewandowski, aber ich finde, dass er einen besseren Abschluss hat. Im Vergleich zu den besten Angreifern der vergangenen Jahre wie Benzema oder Lukaku bringt Kane nicht deren Tempo mit. Das zeigt, wie smart und clever er ist. Er findet immer die Räume, in denen er zum Abschluss kommt.
TOP 3: Der BVB ist Dr. Jekyll und Mr. Hyde
Borussia Dortmund hat sich durch die beiden Siege gegen Newcastle in eine sehr gute Position gebracht. Diese Gruppe nach vier Spielen anzuführen, ist eine riesige Leistung, aber sie werden fürs Weiterkommen wahrscheinlich noch zwei oder drei Punkte aus den Spielen in Mailand und gegen Paris brauchen. Zweimal gegen eine richtig starke englische Mannschaft zu gewinnen und dabei kein Gegentor zu kassieren, ist herausragend - dazu nur drei Tage nach dem Debakel gegen die Bayern. Der BVB ist Dr. Jekyll und Mr. Hyde - er zeigt zwei Gesichter.
Gegen Bayern hatten die Dortmunder zu viel Respekt und zu wenig Tempo in ihrem Spiel. Gegen Newcastle haben Felix Nmecha und Karim Adeyemi einen großen Unterschied ausgemacht. Durch die beiden hatte Dortmund die nötige körperliche Präsenz und Geschwindigkeit. Adeyemi scheint wieder in die Spur gefunden zu haben. Ich habe das Gefühl, dass bei ihm jetzt der Groschen gefallen ist und glaube, dass er mit seinem Tempo auch für die Nationalmannschaft in Zukunft wichtig sein wird, um Serge Gnabry und Leroy Sane zu entlasten.
Niclas Füllkrugs Bilanz im DFB-Team ist hervorragend, und jetzt hat er auch sein erstes Tor in der Champions League erzielt, was mich sehr für ihn gefreut hat. Er ist ein Stürmer, der Flanken und Vorlagen braucht. Wenn er die bekommt, ist er ein unheimlich guter Finisher.
Dortmund steht vor unheimlich wichtigen Wochen
Ich hatte die Dortmunder nicht als Meisterschaftskandidaten auf dem Zettel nach dem Niederschlag am letzten Spieltag der vergangenen Saison. Aber sie haben sich in den vergangenen Monaten wieder etwas aufgebaut. Ich hatte zwar den Eindruck, dass sie sich mit dem 0:4 gegen Bayern vieles kaputtgemacht haben, aber das haben sie mit dem Sieg gegen Newcastle sofort wieder revidiert. Der BVB steht mit den nächsten Spielen in der Bundesliga (Stuttgart, Gladbach, Leverkusen) und in der Champions League (Milan, PSG) vor unheimlich wichtigen Wochen.
Ändert Unions Punkt etwas an der Gesamtsituation?
Union Berlin hat in Neapel einen Punkt geholt, doch in der Bundesliga steht die Niederlagenserie nach wie vor und am Sonntag spielen die Köpenicker in Leverkusen. Wenn sie dort verlieren, gehen sie bestenfalls als Sechzehnter in die Länderspielpause. Ich habe es schon mehrmals gesagt: Es ist schwer, für Urs Fischer keine Sympathie zu haben. Er hat viel für den Verein geleistet und gibt auch in dieser schwierigen Phase ein gutes Bild ab, aber seine Vorgesetzten haben auch eine Verantwortung dem Verein und den Angestellten gegenüber. Meine Frage an die Verantwortlichen wäre, ob sich durch das Spiel in Neapel etwas an der Gesamtsituation ändert.
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