Didi Hamann Kolumne über den FC Bayern und den BVB in der Champions League

Didi Hamann blickt in seiner Kolumne auf das erfolgreiche Abschneiden des FC Bayern und von Borussia Dortmund im Champions-League-Viertelfinale. Zudem schaut er auf ein mögliches deutsches Finale voraus.

Der FC Bayern hat gegen Arsenal seine Klasse und Erfahrung ausgespielt und die Londoner über zwei Spiele souverän in die Schranken gewiesen. Auch wenn es vom Ergebnis knapp war, dieses Viertelfinale hat dennoch einen Klassenunterschied gezeigt gegen eine Mannschaft, die vor einer Woche noch Tabellenführer der englischen Premier League war.

Bayern hat sehr gut verteidigt und Thomas Tuchel hatte mit seiner Aufstellung ein sehr gutes Händchen. Die Lösung mit Guerreiro und Mazraoui auf der linken Abwehrseite hat hervorragend geklappt. Bayern hat über weite Strecken tief verteidigt und Saka hatte es schwer, sein Tempo auszuspielen.

Von Spielern wie Raphael Guerreiro und Noussair Mazraoui lebt ein Team. Du brauchst Spieler, die mehrere Positionen spielen können und sich immer in den Dienst der Mannschaft stellen.

Kimmich findet zu Weltklasseform zurück

Joshua Kimmich hat auf der rechten Seite Martinelli zweimal abgemeldet und das Siegtor erzielt. Er hat gezeigt, was er für ein klasse Spieler ist. Es freut mich für ihn, das hat er sich verdient.

Dass Kimmich nach dem Spiel über fehlende Rückendeckung klagt, ist legitim. Er hat viel abbekommen. Man muss aber auch klar sagen, dass Bayern die besten Spiele gemacht hat, wenn er nicht im Zentrum gespielt hat. Als Rechtsverteidiger hat er wieder zu seiner früheren Weltklasseform gefunden.

Bei Leroy Sane muss man schauen, ob der Schmerz aushaltbar ist. Ich würde ihn, wenn nötig, bis zum CL-Halbfinale in der Bundesliga schonen. Er soll pausieren und schauen, dass er es in den Griff bekommt. Ein schmerzfreier Sane mit 100 Prozent gibt dir im Halbfinale eine größere Chance aufs Weiterkommen.

Die Entscheidung der Bayern-Verantwortlichen, Tuchel bis Saisonende weitermachen zu lassen, war nicht ohne Risiko. Jetzt steht er zum dritten Mal mit einer Mannschaft im CL-Halbfinale, das ist nicht selbstverständlich und für ihn sicherlich auch eine Genugtuung. Gratulation an ihn! Die beiden anderen Male ist er bis ins Finale gekommen, und das muss jetzt auch das Ziel des FC Bayern sein.

Real Madrid ist nicht unbezwingbar

Real Madrid ist eine starke Mannschaft, aber nicht unbezwingbar. Ich glaube, dass Bayern eine sehr gute Chance hat, das Endspiel zu erreichen und vielleicht sogar die Champions League zu gewinnen. Wenn die Münchner mit der gleichen Leidenschaft ihr Tor verteidigen, wie sie es zweimal gegen Arsenal gemacht haben, sehe ich die Chance bei 50:50.

Antonio Rüdiger hat in Manchester den entscheidenden Elfmeter in eiskalter Manier verwandelt. Er hat zwei Riesenspiele gegen Haaland gemacht und ist bei Real ein absoluter Leader.

BVB: Eine Wahnsinnsleistung!

Auch vor Borussia Dortmund kann man nur den Hut ziehen.

Man hat wieder einmal gesehen, dass Herz, Wille und Leidenschaft über allen taktischen Vorgaben stehen. Das Rückspiel hat gezeigt, was für eine Wucht dieser Verein und dieses Stadion erzeugen können. Das wird auch ein Trumpf im Halbfinale sein, auch wenn sie gegen PSG zuerst zu Hause spielen.

Mich freut es für die Mannschaft, die Fans und den ganzen Verein. Aki Watzke lebt den BVB wie wahrscheinlich kein anderer, Sebastian Kehl und Edin Terzic haben sehr viel Kritik abbekommen, meiner Meinung nach zum Teil auch ungerechtfertigt. Wie sich der BVB vom ultimativen Rückschlag der verpassten Meisterschaft erholt hat, ist beeindruckend.

Nach der Gruppenauslosung und den ersten beiden Spielen hatte ich gedacht, sie scheiden aus, und jetzt stehen sie im Halbfinale. Eine Wahnsinnsleistung!

Paris leicht in der Favoritenrolle

Es wird zwar nicht einfach, in der Bundesliga daran anzuknüpfen, aber dadurch, dass am Mittwoch zwei englische Teams ausgeschieden sind, steht Deutschland im Kampf um den fünften Startplatz sehr gut da. Der Druck, Vierter werden zu müssen, ist etwas geringer geworden, aber der Konkurrenzkampf in der Mannschaft hält die Spannung hoch. Donyell Malen hat zweimal gegen Atletico gefehlt, Felix Nmecha, im vergangenen Sommer der Königstransfer, saß im Rückspiel auf der Bank, aber jeder will in den Halbfinalspielen dabei sein.

Die Ausgangslage ist ganz anders als vor den Gruppenspielen, als ihnen der Glaube gefehlt hat. Sie haben die Gruppe vor PSG gewonnen und mit PSV und Atletico zwei gute Teams ausgeschaltet und werden voller Überzeugung ins Halbfinale gehen. Ich sehe Paris leicht in der Favoritenrolle, aber Dortmund hat eine Riesenchance, nach elf Jahren wieder das Finale zu erreichen.

Deutscher Fußball steht hervorragend da

2013 standen sich Dortmund und Bayern in Wembley gegenüber, in diesem Jahr kann sich die Geschichte wiederholen. Beide Mannschaften haben in dieser Saison viele Rückschläge weggesteckt, das stimmt mich positiv für ein deutsches Finale.

Sollte es so kommen, würden die Dortmunder nach dem jüngsten 2:0 in München mit dem Wissen, die Bayern schlagen zu können, ins Endspiel gehen.

Nachdem die Bayern in den vergangenen Jahren die deutsche Fahne hochgehalten haben, stehen zwei Teams im Halbfinale und Leverkusen hat in der Europa League eine sehr gute Ausgangsposition. Der deutsche Fußball steht im Jahr der Heim-EM hervorragend da.

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