Meinung zum 1. FC Köln: Kollektiv schlägt Einzelkönner!
02.10.2022 | 22:26 Uhr
Der 1. FC Köln hat im Sommer Leistungsträger wie Anthony Modeste und Salih Özcan abgegeben. Die Angst war groß rund ums Geißbockheim. Doch Bessermacher Steffen Baumgart, "No-Names" und das Prunkstück Doppelsechs machen den Effzeh aktuell so stark, so spannend und so schwierig auszurechnen, meint Sky Reporter Marlon Irlbacher.
Groß waren die Ängste beim 1. FC Köln zu Saisonbeginn nach den Abgängen von Leistungsträgern wie Anthony Modeste und Salih Özcan. Einnahmen von rund elf Millionen für beide Spieler, aber kaum die Möglichkeit auf adäquaten Ersatz, denn die Schulden der Domstädter belaufen sich aktuell auf mehr als 65,9 Millionen Euro.
"No-Names" wie Steffen Tigges, Florian Dietz, Sargis Adamyan, Eric Martel und Denis Huseinbasic wurden verpflichtet. Kaum bis gar keine Bundesligaerfahrung, geschweige denn beeindruckende Scorer- oder Torstatistiken. Zusätzliche Last: Das internationale Geschäft, dass dem Effzeh 2018 den Abstieg in die 2. Bundesliga bescherte, weil der Verein mit der Doppelbelastung nicht klarkam.
Doch dieses Mal ist alles anders. Der Grund: Bessermacher Steffen Baumgart. Die Lichtgestalt des 1. FC Köln. Bereits aus Özcan und Modeste, die zu Beginn der Saison 2021/22 keiner mehr am Geißbockheim sehen wollte, formte der gebürtige Rostocker zwei Leistungsträger und macht sie für den finanziell angeschlagenen Verein zu Geld.
Nun stehen neue Jungs im Vordergrund, die performen. Als beim 3:2-Heimsieg über Borussia Dortmund alles auf ein Tor von Ex-Stürmer Modeste auf Seiten der Schwarzgelben wartet, ist es Steffen Tigges, der seine ehemaligen Kollegen mit einem herrlichen Kopfballtor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung in Schockstarre versetzt.
Der Effzeh verfügt in der aktuellen Spielzeit über eine Offensive, die die Last auf mehrere Schultern verteilt. Ob Adamyan,Tigges, Dietz oder Thielmann - wer spielt, bringt Leistung. Baumgart setzt sein 4-2-3-1-System auch ohne Modeste durch - mit Erfolg.
Kainz, Maina und Co. wirbeln hinter der Spitze. Sein Prunkstück: Die spielstarke Doppelsechs, bestehend aus Elyes Skhiri und Dejan Ljubicic. Der Tunesier und der Österreicher harmonieren perfekt, räumen defensiv ab und dirigieren das Spiel nach vorne. Luca Kilian und Timo Hübers - die vor 2021 auch noch niemand auf dem Schirm hatte - halten die Defensive im Zentrum zusammen, komplettiert mit Hector und Schmitz, die auf den Außen offensiv Dampf machen.
Selbst die Degradierung von Klub-Legende Timo Horn im Tor des Effzeh nahm Baumgart niemand übel, denn Keeper Marvin Schwäbe steigt immer mehr zu einem der Top-Torhüter der Bundesliga auf.
Es ist die Mischung aus Kampf, Leidenschaft, hartem Training und dem Gefühl, dass die Spieler von Baumgart alles erreichen können. Es ist völlig egal, ob der FC Augsburg, Borussia Dortmund oder Bayern München ins Rhein Energie Stadion kommen, der Trainer des 1. FC Köln möchte seinen Spielstil immer durchsetzen.
Das macht den neuen 1. FC Köln unter dem ehemaligen Trainer der SC Paderborn so spannend, so schwierig auszurechnen und gibt den Spielern das Gefühl, Berge versetzen zu können, selbst wenn sie noch unerfahren sind und am Anfang ihrer jungen Karriere stehen.
Kaum auszudenken, was passiert, wenn Baumgart eines Tages einen Effzeh vorfindet, der in der Lage ist, auch mal einen Spieler zu halten und fertige Stars zu verpflichten. Doch so oder so: Der eigentliche Star des 1. FC Köln wird in diesen Zeiten immer der eine sein, der am Spielfeldrand steht und sie alle mit auf seine große Reise nimmt, Fans, Verein und Mannschaft.
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