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2. Bundesliga News: Aaron Hunt im Exklusiv-Interview zum HSV & Werder Bremen

Hunt über HSV: "Ist keine Qualität, Leistung nur in der Hinrunde abzurufen"

Aaron Hunt würde den HSV noch nicht gänzlich abschreiben, sieht aber andere Teams in der Favoritenrolle um den Aufstieg.
Image: Aaron Hunt würde den HSV noch nicht gänzlich abschreiben, sieht aber andere Teams in der Favoritenrolle um den Aufstieg.  © Imago

Aaron Hunt spielte sowohl für Werder Bremen als auch den Hamburger SV. Mit dem ehemaligen Bundesliga-Dino versuchte er sich drei Mal am Bundesliga-Aufstieg. Im Gespräch mit Sky Sport erklärt er unter anderem, woran es beim HSV aktuell fehlt und wer seiner Meinung nach das Aufstiegsrennen macht.

Wir erreichen Aaron Hunt auf dem Weg zum Sport. Der ehemalige Spieler des SV Werder Bremen (286 Pflichtspiele) und des Hamburger SV (153 Pflichtspiele) hat im vergangenen Februar sein Karriereende bekanntgegeben, nachdem er beim HSV nach der Vorsaison nicht verlängerte. Er spiele zwar kein Fußball mehr, wolle sich aber noch fit halten, erklärt er.

Sein ganzes Leben lang habe er Fußball gespielt, deshalb könne er "jetzt nicht von 100 auf null herunterfahren". Mit Sky Sport hat er unter anderem über seine Zukunft, den SV Werder Bremen, den Hamburger SV und das Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga gesprochen.

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Sky Sport: Herr Hunt, zum Einstieg gleich eine persönliche Frage. Sie haben im Februar Ihre Karriere beendet. Eine Rückkehr ins Fußballgeschäft scheint aber dennoch infrage zu kommen. Sie werden mit Ihrem Ex-Klub, dem HSV, in Verbindung gebracht. Können Sie da mehr verraten?

Aaron Hunt: "Nein, kann ich nicht. Ich habe mit dem HSV noch nicht darüber geredet. Es gibt einen Anschlussvertrag, ob und wie der letztlich zustande kommt, steht aber noch nicht fest. Wir haben uns noch nicht zusammengesetzt, weil ich auch weiß, dass den HSV aktuell andere Themen beschäftigen - gerade in der jetzigen Saisonphase. Die Gespräche werden sich sicherlich in den nächsten Wochen ergeben."

Sky Sport: Welche Position schwebt Ihnen da vor?

Hunt: Da es für mich noch nicht feststeht, ob das Ganze für mich infrage kommt, kann ich das nur schwer beantworten. Ich könnte mir schon vorstellen, im Fußball zu bleiben. Das habe ich mein ganzes Leben gemacht, das ist meine Leidenschaft. Aber es muss etwas sein, das mich erfüllt und glücklich macht. Das steht im Vordergrund und da nehme ich mir auch die Zeit, um das herauszufinden.

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Sky Sport: Fangen wir aber erstmal positiv an: In welchem Verhältnis stehen Sie noch zu ihrem Ex-Klub Werder Bremen?

Hunt: Ich bin da nun schon lange weg. Natürlich kenne ich noch den einen oder anderen. Mit Clemens Fritz habe ich zusammengespielt und auch noch ein bisschen Kontakt. Auch mit Frank Baumann habe ich zusammengespielt. Ein paar Leute sind noch übrig geblieben. Bei der Mannschaft ist es so, dass ich bis auf Niclas Füllkrug keinen mehr persönlich kenne. Von daher hält sich der Kontakt in Grenzen.

Sky Sport: Aber Sie verfolgen Werder noch.

Hunt: Auf jeden Fall.

Sky Sport: Sie haben die beiden bereits angesprochen. Mit keinem Spieler haben sie mehr gemeinsame Spiele bestritten als mit Clemens Fritz (206 Spiele, Leiter Profifußball).

Hunt: Ach ja? (Schmunzelt)

Sky Sport: Auch mit Frank Baumann (Sportchef) haben sie 65 Spiele zusammengespielt. Wie bewerten Sie die Arbeit der aktuellen Werder-Führung?

Hunt: Beide haben einen sehr guten Job gemacht, obwohl es am Anfang sehr viel Gegenwind gab. Sie hatten eine schwierige Transfer-Periode, sie wussten nicht, welche Spieler sie zur Verfügung hatten, wer den Verein vielleicht noch verlässt. Das war nicht so einfach.

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Sky Sport: Und trotzdem spielen die Bremer als Tabellenzweiter punktgleich mit Schalke um den Aufstieg mit.

Hunt: Sie haben eine gute Mannschaft für die 2. Liga auf die Beine gestellt. Sie stehen nicht umsonst dort oben. Natürlich erwartet man das von einem Absteiger oder einem Verein wie Werder, aber man muss den beiden ein Kompliment machen. Sie haben Ruhe bewahrt, gerade bei Themen wie mit Markus Anfang (der Werder-Trainer nutzte einen gefälschten Impfpass, Anm. d. Red.) damals.

Sky Sport: Wird Werder den Aufstieg schaffen?

Hunt: Davon gehe ich aus. Für mich sind sie - auch aufgrund der vergangenen Wochen - der Top-Favorit. Sie sind sehr konstant und haben aus den vergangenen 14 Spielen nur eins verloren.

Sky Sport: Welchen Anteil hat Trainer Ole Werner daran?

Hunt: Mit Werner hat Werder einen Glücksgriff gelandet. Das passt von beiden Seiten her perfekt.

Sky Sport: Auch der FC Schalke ist in guter Form. Wer hat neben Werder die besten Chancen auf den Aufstieg?

Hunt: Es ist alles sehr eng. Schalke steht aktuell auf Platz eins, für mich steht Werder aber über allen Mannschaften dort oben. Bei den anderen Teams tue ich mich schwer. Die sind alle auf einem Niveau, ob es jetzt Schalke, St. Pauli oder Darmstadt ist. Da wird die Tabelle von Woche zu Woche wahrscheinlich anders aussehen.

Sky Sport: Wie sieht es mit Nürnberg aus?

Hunt: Wenn sie in Bremen nicht verlieren am Wochenende, dann glaube ich, dass sie auch noch einmal eingreifen können. Gegen Darmstadt und den HSV konnten sie zuletzt Big Points einfahren. Es bleibt bis zum Ende spannend.

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Sky Sport: Den HSV haben Sie jetzt nicht erwähnt. Ihr Ex-Klub hat sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Geht da noch was?

Hunt: Solange es rechnerisch möglich ist, hat man noch Chancen. Es spricht vieles dagegen wie ihre aktuelle Form oder ihr Auftreten im Moment. Sie haben nur eine Chance, wenn sie jedes Spiel gewinnen. Sie brauchen die 15 Punkte. Es wird schwer für sie, aber ich halte es nicht für unmöglich.

Sky Sport: Wie soll das aber funktionieren?

Hunt: Im Fußball geht es schnell. Wenn du zwei Mal gewinnst und die anderen zwei Mal Punkte liegen lassen, dann bist du wieder auf ein Spiel dran. Es kann alles passieren. Abschreiben würde ich sie auf keinen Fall. Ich habe die Erfahrung vor zwei Jahren unter Dieter Hecking gemacht. Da hatte man gemerkt, dass viele Spieler den Aufstieg schon abgeschenkt hatten. Am Ende hätte uns ein Punkt zur Relegation gereicht. Wir haben aber kläglich mit 1:5 gegen Sandhausen verloren. Das sollte ein mahnendes Beispiel für die Spieler des HSV sein.

Sky Sport: Sie haben es drei Jahre miterlebt. Wie kann es sein, dass man die Hinrunde immer unter den Top 3 abschließt, zwei Mal sogar als Tabellenführer in die Rückrunde startet und dann so abschmiert?

Hunt: Diese Saison muss man differenzierter sehen als die anderen Jahre. Ich habe viele Spiele gesehen und ich fand den HSV in dieser Saison auch in der Hinrunde nicht so überzeugend wie in den Vorjahren. Nun ist man schon weiter abgeschlagen als in den Vorjahren. Da hat man es meistens am letzten Spieltag vergeigt. Ich finde den Weg, den sie einschlagen, aber gut. Ihre Spielweise ist auch schön anzusehen, aber letztendlich muss man sagen, dass kaum Spiele dabei waren, in denen sie 90 Minuten vollends überzeugt haben.

Sky Sport: Warum nicht?

Hunt: Sie haben einen Umbruch gehabt und auch viel Qualität verloren. Dementsprechend haben sie sehr viele junge Spieler. Und in der 2. Liga ist das dann normal, da spielst du auch als HSV nicht jeden Gegner an die Wand. Dafür ist die Liga dieses Jahr einfach zu gut.

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Sky Sport: Der HSV-Kader ist der jüngste der Liga. Sind die zwölf Remis bisher auch ein Beweis dafür, dass die Spieler oft noch nicht den letzten Punch haben, enge Spiele für sich zu entscheiden?

Hunt: Natürlich ist Erfahrung in der 2. Liga für einen Verein wie den HSV wichtig. Es ist wichtig, wenn du ein paar erfahrene Spieler in den eigenen Reihen hast, die die Spieler auch an die Hand nehmen können. Man muss es aber auch anders sehen. In der vergangenen Saison hat der HSV es genau anders probiert. Hat mit Sven Ulreich, Simon Terodde, Toni Leistner und Klaus Gjasula erfahrene Spieler geholt und es hat auch nicht funktioniert. Letztendlich hat niemand das Erfolgsrezept.

Sky Sport: Dieser Frühjahrs-Einbruch beim HSV ist aber schon kurios. Sitzt das bei den Spielern in den Köpfen?

Hunt: Dass das in den Köpfen sitzt, kann ich mir nur schwer vorstellen. Sie haben ein neues Trainer-Team, sie haben unglaublich viele neue Spieler, die jetzt auch in der ersten Elf regelmäßig spielen. Es ist schwierig zu erklären, warum es in der entscheidenden Phase immer nach hinten losgeht.

Sky Sport: Fehlt es der Mannschaft an Qualität?

Hunt: Ich glaube, das ist auch ein Zeichen der Qualität, Leistung abzurufen, wenn es drauf ankommt. Es ist keine Qualität, die Leistung nur in der Hinrunde abzurufen, sondern es ist eine Qualität, wenn man auch in der Rückrunde performt. Das hat vielleicht nicht jeder Spieler. Das muss man vielleicht so klar sagen.

Sky Sport: Wenn es in dieser Saison nicht klappt, trauen Sie Trainer Tim Walter in der kommenden Saison den Aufstieg zu?

Hunt: Jetzt schon über die nächste Saison zu sprechen, ist etwas verfrüht. Man weiß nicht, was nach der Saison passiert, welchen Kader man hat und wer die Konkurrenten sind. Als HSV musst du grundsätzlich aber immer aufsteigen, wenn du in der 2. Liga spielst.

Sky Sport: Wie sehen Sie denn die Entwicklung unter Walter?

Hunt: Bei aller Kritik muss man sagen, dass sie die wenigsten Gegentore kassiert haben, obwohl sie teilweise sehr risikoreich spielen. Das ist eine Entwicklung im Vergleich zu den vorigen Jahren. Für die Dominanz, die sie haben, haben sie jedoch zu wenig Punkte. Und dann kommt man wieder zu dem, was ich eben schon gesagt habe. Dann hat man nicht genug Qualität in den eigenen Reihen, um aufzusteigen. Mit Walter haben sie meiner Meinung nach einen Trainer geholt, der interessanten und attraktiven Fußball spielen lässt, der aber manchmal auch einen Tick zu anfällig ist, wenn sie auf gut eingestellte Gegner treffen.

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Sky Sport: Wenn Sie die Abschlusstabelle der Spitzengruppe tippen müssten, wie sähe diese aus?

Hunt: Das ist ein Lotteriespiel. Bremen an eins, dann Schalke. In die Relegation schaffen es Nürnberg oder St. Pauli…

Sky Sport: Und wenn Sie sich festlegen müssten?

Hunt: Dann Nürnberg auf Platz drei, dann St. Pauli, Darmstadt und der HSV.

Sky Sport: Abschließend: Welche Chancen hat der HSV im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den SC Freiburg am kommenden Dienstag?

Hunt: Halbfinale, Heimspiel: Ich sehe da schon große Chancen für den HSV ins Finale einzuziehen. Freiburg ist der Favorit, keine Frage. Die spielen eine überragende Saison. In so einem Spiel ist aber alles drin. Hamburg hat nichts zu verlieren!

Sky Sport: Ihr Tipp?

Hunt: Wie es ausgeht, ist mir egal, solange der HSV weiterkommt. Ich würde es dem Verein und den Fans wünschen. Sie haben viel durchgemacht. Das Finale wäre für den Verein, die Stadt, die Fans und auch die jungen Spieler überragend. An so etwas wächst man. Ein Halbfinale oder Finale spielt man nicht alle Tage. Das ist ein Riesenspiel für den ganzen Verein.

Das Interview führte Max Georg Brand.

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