Lothar Matthäus beschreibt in seiner neuen Sky Kolumne die positiven Einflüsse von Star-Neuzugang Harry Kane auf den FC Bayern und vergleicht den Top-Torjäger mit Robert Lewandowski. Außerdem nimmt er Stellung zur Sechser-Debatte beim FCB und spricht auch über Manuel Neuer und den BVB.
Die Dortmunder wirkten beim knappen und glücklichen 1:0 gegen Köln teilweise wie gelähmt. Das bittere Spiel gegen Mainz am letzten Spieltag der Vorsaison steckte wohl noch in den Köpfen. Kein Tempo, kaum Körpersprache, unglückliche Aktionen. Das einzig Positive ist aus Dortmunder Sicht, dass man drei Punkte hat. Und ich finde es gut, dass auch alle BVB-Beteiligten ehrlich zugegeben haben, dass man mit der Leistung auf keinen Fall zufrieden war.
Am Ende muss man sich bei Mats Hummels und Gregor Kobel bedanken, dass es kein Gegentor gab. Das war noch nicht der BVB, den sich die Fans wünschen. Aber das kann sich alles sehr schnell ändern. Wir sind ja ganz am Anfang. Allerdings muss sich etwas ändern und fast alle Dortmunder müssen mächtig zulegen, wenn sie wieder um die Meisterschaft mitspielen wollen.
FC Bayern braucht keinen neuen Sechser
Die Bayern hatten Harry Kane und mit den Bremern beim 4:0-Erfolg auch einen schwachen Gegner. Die hatten meistens Angst, denn in den kurzen Phasen, in denen sie sich mal getraut haben, hatten sie prompt Chancen. Noch sind aber alles Momentaufnahmen.
Bei Bayern hat überraschend Leon Goretzka gespielt. Er hat seine Sache sehr ordentlich gemacht. Ich glaube übrigens nicht, dass die Bayern noch einen Sechser kaufen und nochmal viel Geld in die Hand nehmen. Joshua Kimmich, Konrad Laimer, Goretzka und Ryan Gravenberch können dort agieren.
Und Kimmich ist sehr wohl eine "Holding Six", wenn er das möchte. Er kann das, und zwar ziemlich gut, er hat dort Weltklasse verkörpert. Er hat nur eben den Offensiv-Trieb, den er manchmal unterdrücken muss. Und wenn er das mal nicht macht, dann muss Goretzka dort sein. In Bremen hat das sehr gut geklappt.
Auch das Spiel von Leroy Sane war klasse. Aber so wie ich ihn letzte Saison nicht verdammen wollte, möchte ich es nun nicht mit dem Lob übertreiben. Aber es wäre wunderbar, wenn er das Niveau hält. Nicht nur für Bayern, sondern auch für Hansi Flick und die deutsche Nationalmannschaft.
Kane ist ein Mia-san-mia-Typ
Die Bayern wollen sich noch mit dem Torhüter Daniel Peretz von Maccabi Tel Aviv verstärken. Das ist völlig in Ordnung und offensichtlich heißt das auch, dass sie davon ausgehen, dass Manuel Neuer in vier bis sechs Wochen wieder spielt. Darum sieht man von der Verpflichtung eines Weltklasse-Keepers nun ab. Und wenn Neuer wieder spielen kann, wäre das fantastisch. Ich frag mich nur, warum man es nicht schafft, einen jungen Torwart aus der eigenen Akademie zu formen und ihm so viel Vertrauen zu geben wie einem Mann von Maccabi. Das sollte doch eigentlich möglich sein.
Ebenso ist es möglich, dass Kane dieselben Tor-Quoten erreicht, die Robert Lewandowski vorgelegt hat. Es ist toll, dass wir einen neuen Superstar in der Liga haben, an dem vor allem die Bayern-Fans viel Freude haben werden. Abgesehen vom Fußball freut es mich, dass er ein wirklich sympathischer Kerl ist. Er geht auf die Menschen zu, macht Fotos mit Fans und Reportern. Er scheint es richtig zu genießen, hier zu sein. Er wird noch nicht wissen, was es heißt, aber er scheint ein Mia-san-mia-Typ zu sein. Kane und Bayern - ich glaube, das passt.
Khedira und DFB hat wohl nicht gepasst
Sami Khedira und der DFB - das hat wohl nicht gepasst. Anscheinend konnte man sich über Finanzen, Kompetenzen und andere Dinge nicht einigen. Ich kann nicht beurteilen, wie er den Job ausgefüllt hätte, weil er so etwas bisher nicht vorzuweisen hat in seiner Vita. Ebenso wenig weiß ich, ob die Kandidatin Nadine Keßler alles mitbringt, was nötig wäre.
Aber zu viele Anforderungen sollte man als Neuling in einem Bereich in meinen Augen nicht stellen, sondern sich beweisen, wenn man eine tolle Chance bekommt. Ohne das ich genau weiß, wie die Gespräche zwischen Khedira und dem DFB gelaufen sind. Der DFB muss und wird seine Entscheidungen treffen und hoffentlich sind die gut und glücklich. Denn die jüngere Vergangenheit war leider nicht so glorreich.
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