Deutschland droht der Abstieg aus der Nations League. Die Krise ist allgegenwärtig. Aber auch andere große Fußball-Nationen konnten aus dem Tiefpunkt neue Kraft schöpfen.
Joachim Löw hat beim DFB seit 2006 das Zepter in der Hand. Als Bundestrainer feierte der 58-Jährige zahlreiche Erfolge: Weltmeister (2014), Vize-Europameister (2008), Confederations-Cup-Sieger 2017. Das Vorrunden-Aus bei der WM 2018 hinterlässt allerdings eine kräftige Delle.
Mit den jüngsten Auftritten in der Nations League konnten sich die DFB-Adler bei den deutschen Fans nicht rehabilitieren. Auch andere Top-Nationen steckten in der Vergangenheit tief in der Krise - und reagierten auf die Talfahrt.
England
Die Fans der Three Lions werden die schwachen Auftritte ihrer Stars bei der WM 2014 und der EM 2016 nicht aus dem Gedächtnis verdrängen können. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien scheiterte England bereits in der Vorrunde - zwei Jahre später in Frankreich zwar erst im Achtelfinale, allerdings an Außenseiter Island.
Trainer Roy Hodgson musste seinen Hut nehmen. Sam Allerdyce übernahm das Kommando, aber verstrickte sich in einen Reporter-Skandal. Die Konsequenz war die Kündigung nach nur einem Spiel.
Seither sitzt Gareth Southgate auf der Trainerbank und krempelte die Three Lions grundlegend um. Der 48-Jährige traf unbequeme Entscheidungen, sortierte einstige Stars aus (Wayne Rooney, Joe Hart), integrierte junge Spieler und setzte wieder auf Teamgeist.
Frankreich
Der amtierende Weltmeister erlebte 2002 eine schwarze Stunde. Nach dem Titelgewinn bei der Heim-WM 1998 und dem EM-Titel 2000 endete die Erfolgsstory bei der WM in Korea und Japan. Die Equipe Tricolore musst mit nur einem Punkt und null Toren als Gruppenletzter frühzeitig die Segel streichen.
Die Mannschaft war zerstritten, einzelne Stars brachten durch Disziplinlosigkeit (Kopfstoß-Eklat von Zinedine Zidane WM 2006), bis hin zur Spielerrevolte in Südafrika 2010 die französische Nationalmannschaft um den Erfolg.
Seit 2012 dirigiert Didier Deschamps die Auftritte von Les Bleus und legt dabei viel Wert auf Disziplin. An der guten Nachwuchsförderung wurde weiter festgehalten. Der 50-Jährige kann auf ein großes Reservoir an Topspielern zurückgreifen - der WM-Titel 2018 ist nur die folgerichtige Konsequenz.
Italien
So richtig aus der fußballerischen Krise ist der viermalige Weltmeister noch nicht heraus. Aber zumindest die Lehren aus den schwachen Vorstellungen bei der WM 2010 und 2014 (Vorrunden-Aus) und dem ersten Scheitern (2018) in einer WM-Qualifikation seit 60 Jahren wurden unter dem neuen Nationaltrainer Roberto Mancini gezogen und umgesetzt.
Tiefgreifende Veränderungen an ihrer Nachwuchsförderung - vor allem in den U-Nationalmannschaften - haben die Italiener trotz der Misserfolge aber nicht eingeleitet. Dennoch sind standen gegen Polen mit Giorgio Chiellini (34) und Leonardo Bonucci (31) nur zwei Akteure in der Startelf, die älter als 30 Jahre alt sind.
Niederlande
Unsere Nachbarn haben seit der WM 2014 (Platz drei) nicht mehr allzu viel zu lachen. 2016 verpasste Oranje die EM, 2018 die WM. Der niederländische Fußball war am Boden. Als Gründe wurden das schwache Niveau der heimischen Liga als auch die Wahl der Bonds-Coaches (van Gaal, Hiddink, Blind oder Advocaat) gesehen.
Eine spielerische und vor allem auch erfolgreiche Zeit läutete Ronald Koeman ein. Seit sieben Spielen steht der 55-Jährige in der Verantwortung - den sportlichen Höhepunkt zeigte die Elftal beim 3:0 gegen Deutschland.
Auch der Unterbau macht allen niederländischen Fans wieder Freude: Die U17 wurde Europameister.
Spanien
Die schier unschlagbaren Spanier der Jahre 2010 (WM-Titel) und 2012 (EM-Titel) bekamen bei der WM 2014 (Vorrunden-Aus) und bei der EM 2016 (Achtelfinal-Aus) einen herben Dämpfer zu spüren. Die Ära von Trainer Vicente del Bosque war zu Ende.
Julen Lopetegui führte die Iberer zurück in die Erfolgsspur. Nach 20 Spielen ohne Niederlage unter seiner Regie musste er kurz vor Beginn der WM in Russland wegen des angekündigten Wechsels zu Real Madrid gehen.
Aber auch die Wahl des aktuellen Nationaltrainers, Luis Enrique, kristalisiert sich als Glücksgriff heraus. In die Nations League ist Spanien mit einem 2:1-Sieg in England und einem 6:0-Erfolg gegen den WM-Zweiten Kroatien gestartet.