Bundesliga News: Christian Streich feiert zehnjähriges Jubiläum beim SC Freiburg
Zehn Jahre Christian Streich! Ein Bundesliga-Märchen aus dem Breisgau
29.12.2021 | 19:54 Uhr
Vor zehn Jahren hat beim SC Freiburg eine Ära begonnen. Christian Streich übernahm das Zepter an der Seitenlinie und ist bei den Breisgauern längst zum Kulttrainer aufgestiegen. Streich und Freiburg, das ist nicht nur eine Erfolgskombination, sondern auch ein echtes Bundesliga-Märchen.
Am 29. Dezember 2011 wurde Christian Streich Cheftrainer beim SC Freiburg.
Dabei wollte Streich, der zuvor als Co-Trainer unter Marcus Sorg agierte, diesen Job zunächst gar nicht annehmen. Der Grund: Streich wollte dem zuvor entlassenden Sorg nicht in den Rücken fallen. Erst als der damalige SC-Präsident Achim Stocker ihm die möglichen Konsequenzen für alle Vereinsmitarbeiter im Falle eines Abstiegs aufzeigte, entschied Streich sich um und nahm die große Verantwortung auf seine Schultern.
Als Tabellenletzter mit mageren 13 Punkten ging es aus der Winterpause. Zudem hatte der damalige Freiburger Bundesliga-Rekordtorschütze Papiss Demba Cisse den Verein in Richtung Newcastle United verlassen. Trotz aller widrigen Vorzeichen holten die Breisgauer aber unter dem neuen Trainer 27 Punkte in der Rückrunde und hielten am Ende als Zwölfter souverän die Klasse.
Funkel schwärmt von Streich
Gleich seine erste Partie gewann Streich damals mit 1:0 gegen den FC Augsburg. In seinem bislang letzten Bundesligaspiel an der Freiburger Seitenlinie siegte der SC mit 2:1 gegen Bayer 04 Leverkusen. Es war der insgesamt 100. Sieg Streichs in der Bundesliga (bei 90 Remis und 114 Niederlagen), was einen Punkteschnitt von 1,28 pro Partie bedeutet. Ganz nebenbei spielten die Breisgauer 2021 die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte - 29 Punkte und Platz drei stehen zu Buche.
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"Das ist eine Gemeinschaftsarbeit der gesamten sportlichen Führung vom SC Freiburg. Da wird mit einer Zunge gesprochen, egal wer das ist. Christian ist derjenige, der vorne weggeht, der mit seiner natürlichen und authentischen Art seine Mannschaft führt", lobte Ex-Bundesligatrainer Friedhelm Funkel im exklusiven Sky Interview den 56-Jährigen.
Mit Blick auf das zehnjährige Jubiläum von Streich als SC-Chefcoach erklärte sich Funkel den Erfolg wie folgt: "Das ist dieser Zusammenhalt, diese Bescheidenheit, die die Spieler natürlich auch von Christian Streich mit auf den Weg bekommen. Christian lebt das genauso vor, wie man sich zu verhalten hat. Die machen das fantastisch, das ist Wahnsinn."
Auch interessant: Friedhelm Funkel im exklusiven Sky Interview
Viele Höhen, wenige Tiefen
Doch Funkel ist längst nicht der einzige Trainer, der bei Streich ins Schwärmen kommt. Bayern-Coach Julian Nagelsmann, der Streich als "extrem positiven Charakterkopf" bezeichnete, hatte zuletzt zugegeben, dass er sich immer wieder Pressekonferenzen seines Amtskollegen angeschaut hat, um dazuzulernen. Bundestrainer Hansi Flick lobte Streich: "Er hat enorme Qualität und eine klare Idee, wie er Fußball spielen lassen will." Und selbst FCB-Ehrenpräsident Uli Hoeneß gab zu, dass er den Freiburger Coach liebt und ihm einen Meistertitel wünschen würde.
Einen Meistertitel hat der langjährige Jugendtrainer Streich bisher nur im Jugendbereich geholt. Mit der U19 des SC gewann er 2008 die deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Bei den Profis erlebte der in Rhein am Weil, im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz geborene Streich viele Höhen und auch einige Tiefen.
Nach Platz fünf in der Spielzeit 2012/13, der zweitbesten in der Freiburger Vereinshistorie und dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale folgte nur zwei Jahre später der Abstieg in die 2. Bundesliga. Dennoch hielt der SC an Streich fest und wurde belohnt. Die Breisgauer stiegen direkt wieder auf und etablierten sich in der Folge in der Bundesliga. Zweimal (2013/14 und 2017/18) spielte das Streich-Team in der Europa League.
Freiburg will Streich noch lange halten
Wenn es nach den Wünschen der Freiburger Verantwortlichen geht, soll die Reise mit ihrem Kulttrainer noch lange weitergehen. Denn der Vertrag des 56-Jährigen läuft im Sommer aus. "Er hat den Verein mitgeprägt, wurde aber auch selbst von ihm geprägt. Ich würde mir wünschen, dass die Geschichte auch noch ein paar Jahre weitergeht und noch nicht aus erzählt ist", erklärt Sportvorstand Jochen Saier zuletzt gegenüber der dpa.
Saier sieht immer noch das Feuer bei Streich lodern: "Ich erlebe ihn als frisch und mit Freude am Werk. Das ist ja auch ein Teil des Geheimnisses: Dieser innere Antrieb, weiter im Detail arbeiten, die Jungs besser machen zu wollen und extrem viel zu investieren. Das hat er immer noch. Wenn's nicht mehr da wäre, wäre es auch schwierig."
Streich, der mit seiner emotionalen und zugleich demütigen Art für eine positive Atmosphäre im gesamten Klubumfeld gesorgt hat, ist auch innerhalb der Mannschaft äußerst beliebt. "Den Weg, den wir gemeinsam gegangen sind im ganzen Verein, der spricht für sich. Wir waren bislang erfolgreich, warum soll das nicht auch so in Zukunft sein?", sagte SC-Kapitän Christian Günter zuletzt im exklusiven Sky Interview.
Streich zieht Zukunft gelassen
Und Streich selbst? Der blickte im Gespräch mit dem SWR zunächst auf seine Arbeit in den vergangenen zehn Jahren zurück. "Sicherlich ist das in Freiburg eine ganz besondere Konstellation aufgrund der Menschen, die hier arbeiten. Das ist ein Punkt. Aber das Vertrauen kommt sicherlich auch daher, dass die Leute überzeugt sind, dass diese Konstellation gut ist", so der Kulttrainer.
Als Streich den SC übernahm, sah die Fußball-Welt noch wie folgt aus: Der BVB war Deutscher Meister und hatte den FC Bayern national kurzfristig von der Spitze verdrängt. Michael Ballack spielte bei Leverkusen, Weltstar Raul beim FC Schalke 04 und der 1. FC Kaiserslautern war noch Bundesligist. Während in Spanien Real Madrid die 100-Punkte-Marke knackte und in Italien Juventus ungeschlagen Meister wurde, verpasste in England Manchester United unter Sir Alex Ferguson in letzter Sekunde den Titel im Fernduell mit ManCity. In Frankreich hängte der HSC Montpellier im Meisterkampf PSG ab. Im Jahr 2021 hat sich im Vergleich zu 2011 viel verändert, doch Streich bleibt eine Konstante.
Gespräche über seine Zukunft wird Streich dann zu Jahresbeginn mit den Verantwortlichen führen: "Das ist unspektakulär. Da reden wir ein paar Minuten und wir reden auch sonst immer. Und dann ist das passiert - in ein paar Minuten -, so oder so. So ist es für alle relativ einfach, weil man einfach sagt: Man macht ein Jahr. Dann schaut man und entscheidet sich wieder. Und dann kann ich gehen, wenn dann irgendwann der Tag kommt - mit einem guten Gewissen und einer Klarheit."
Alle, die es mit dem SC Freiburg halten, werden sich wünschen, dass dieser Tag noch nicht in naher Zukunft kommen wird.
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