Champions League: Jude Bellingham gegen Erling Haaland
Klopp als BVB-Vorbild! Bellingham muss Kumpel Haaland stoppen
24.10.2022 | 22:15 Uhr
Borussia Dortmund kann mit einem Heimsieg gegen Manchester City (Dienstag, 21 Uhr) aus eigener Kraft vorzeitig das Ticket für das Achtelfinale der Champions League lösen. Ein Schlüssel zum Erfolg wird mit Sicherheit sein, Erling Haaland so gut es geht aus dem Spiel zu nehmen. Aber wie?
Haaland trifft im Signal Iduna Park, die Fans auf den Rängen jubeln in Ekstase.
2,5 Jahre war es das gewohnte Bild bei Borussia Dortmund. Denn der norwegische Ausnahmestürmer traf in 89 Pflichtspielen 86-mal für Schwarz-gelb und bereitete zudem 23 weitere Treffer vor. Unter Trainer Edin Terzic gewann Haaland mit dem BVB in der Saison 2020/21 den DFB-Pokal.
"Es gibt nur gute und positive Emotionen, wenn wir an Erling denken. Er war nicht nur ein brillanter Spieler, sondern ein fantastischer Mensch in der Umkleidekabine, auf dem Trainingsplatz. Ich denke, dass er seine Zeit in Dortmund auch sehr genossen hat. Es war gut für ihn, in Dortmund zu sein und großartig für uns, ihn zu haben", meinte Terzic auf der Pressekonferenz vor dem Wiedersehen im Signal Iduna Park.
Haaland kaum zu stoppen
Denn im Sommer fand das Haaland-Kapital bei der Borussia bekanntlich sein Ende. Seitdem stürmt der Superstar für Manchester City und liefert auch im Jersey der Skyblues Tore am Fließband. Satte 22-mal hat er bereits in nur 15 Pflichtspielen für seinen neuen Klub getroffen. "Jetzt schießt er Tore in einem anderen Trikot. Unsere Aufgabe für das Spiel ist es, ihn daran zu hindern", appellierte Terzic an seine Mannschaft. Das wird natürlich eine Mammutaufgabe.
Haaland komplett aus dem Spiel zu nehmen, ist unmöglich. Dafür ist er einfach zu gut. Doch seine Aktionen zu limitieren und ihm seine größten Stärken zu nehmen, das ist mit ganz viel Disziplin und mannschaftlicher Geschlossenheit möglich. Neben dem AFC Bournemouth, gegen den Haaland allerdings als Vorlagengeber glänzte, hat nur der FC Liverpool es in dieser Spielzeit bislang geschafft, ohne Gegentor des Norwegers zu bleiben. Und das gleich zweimal.
Während im Community Shield vor dem Ligastart sicherlich die fehlende Spielpraxis auch einer der Ursachen dafür war, dass Haaland gegen die Reds torlos blieb, war es im Duell in der Premier League vor Wochenfrist mit Sicherheit der perfekte Matchplan von Jürgen Klopp. Der Liverpool-Coach hatte sich seinem Trainerteam einen Masterplan ausgedacht, um den 22-Jährigen aus der Partie zu nehmen.
Klopp entwickelt Masterplan
Statt sich zu sehr auf Haaland zu fokussieren, suchte Klopp nach Lösungen, um die Kreativspieler der Citizens daran zu hindern, den Torjäger in gefährliche Positionen zu bringen. Denn wenn Haaland einmal mit seiner Explosivität in den gefährlichen Zonen ins Rollen kommt, ist er kaum mehr zu stoppen. Der Schlüssel von Klopp war es daher, die Anspiele auf den norwegischen Nationalspieler so gut es geht zu verhindern.
Vor dem Stadtderby zwischen City und United Anfang Oktober wurde Pep Guardiola auf einen Vergleich zwischen Haaland und Lionel Messi angesprochen und erklärte dazu: "Der Unterschied zwischen beiden ist vielleicht, dass Erling seine Mitspieler braucht, um Tore zu schießen. Wenn er dann die Pässe bekommt, ist er unglaublich. Aber Messi hat die Fähigkeit, es ganz alleine zu tun." Klopp hatte wohl ganz genau hingehört.
Die Liverpooler Sechser Fabinho und Thiago sowie auch Flügelspieler Harvey Elliott liefen immer wieder die City-Stars Kevin De Bruyne, Phil Foden, Bernardo Silva oder auch Ilkay Gündogan konsequent an und stellten die direkten Passwege zu Haaland zu. Mit Erfolg, den Haaland hatte kaum nennenswerte Aktionen Richtung Liverpooler Tor. "Jeder von außen wollte alles auf die Eins-gegen-Eins-Duelle schieben, aber es ging nur darum, es gemeinsam zu machen und die Zuspiele auf ihn zu verhindern", machte Reds-Kapitän Virgil van Dijk nach dem 1:0-Sieg gegen City deutlich.
Lebensversicherung Bellingham
Für eine solche Spielweise gegen den Ball sind natürlich vor allem auch eine hohe Laufbereitschaft und eine große Intensität gefragt. Und hier kommt beim BVB allen vorweg Jude Bellingham. Der Alleskönner hat bislang in allen vier Champions-League-Duellen einen Treffer erzielt und ist die Dortmunder Lebensversicherung in der Königsklasse. Diese Lebensversicherung muss nun aber vor allem defensiv gegen Haaland greifen.
"Jude Bellingham hätte vor zwei Jahren mit 17 Jahren überall hin wechseln können und hat sich für den BVB entschieden, weil er dort die besten Chancen für seine Entwicklung und für Spielminuten sah. Dieser Junge ist etwas ganz Besonderes, er hat ein riesiges Talent. Er ist beeindruckend, das ganze Paket bei ihm ist sehr gut. Er hat einfach eine unfassbar große Qualität, trotz seines jungen Alters", schwärmte Guardiola auf der City-Pressekonferenz vor dem BVB-Spiel.
Der Alleskönner ist gefordert
Bellinghams Aufgabe wird es einerseits sein, die Passwege auf Haaland nach dem Klopp-Vorbild zuzustellen und andererseits seinen guten Kumpel unter Druck zu setzen, sollte diesen ein Zuspiel diesen dann doch mal erreichen. Denn ohne diese konsequente Dopplung werden ein Mats Hummels, Niklas Süle oder Nico Schlotterbeck Haaland nicht 90 Minuten halten können. Dafür ist er physisch, technisch und vom Tempo her zu gut.
"Erling ist einer der wenigen Stürmer, die verlangen, dass du immer bei 100% bist. Wenn du selbst nur bei 99% bist, dann wird er dich sofort bestrafen", machte selbst Haaland-Mitspieler Ruben Dias auf der City-Pressekonferenz klar. Dias muss wissen, wovon er spricht. Denn der Abwehrchef der Skyblues agiert nicht nur im täglichen Training gegen Haaland, sondern ließ in beiden K.o.-Duellen mit dem BVB in der Königsklasse vor zwei Jahren keinen Haaland-Treffer zu.
Haaland bestraft jeden Fehler
Bellingham kann natürlich nicht allein den Haaland-Stopper spielen, auch Emre Can oder Salih Özcan werden hier gefordert sein. Im Zusammenspiel in der Abwehr hat das im Hinspiel ja schon fast einmal geklappt, Haaland war 83 Minuten fast komplett abgemeldet. Doch dann ließ Can Joao Cancelo für einen Moment zu viel Platz und der Portugiese flankte genau auf Haaland, der sich gegen Schlotterbeck durchsetze und sehenswert zum 2:1-Siegtreffer im Hinspiel veredelte.
Solche kleinen Fehler darf Dortmund im Rückspiel nicht machen, wenn am Ende der Sieg herausspringen soll. Denn genau diese wird Haaland eiskalt bestrafen. "Was mich am meisten bei ihm beeindruckt, ist sein Verhalten bei Umschaltsituationen. Er ist so schnell und kann jeden Ball erlaufen. Seine Bewegungen und sein Instinkt vor dem Tor sind zudem einfach Weltklasse", adelte Guardiola seinen Star-Stürmer und hofft auf die nächste Haaland-Show im Signal Iduna Park.
An dem Ort, an dem die BVB-Fans den Norweger einst lautstark anfeuerten, wären sie nun froh, wenn Haaland zur Abwechslung einmal keinen einzigen Treffer bejubeln würde.
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