Schämen 04
26.11.2023 | 19:57 Uhr
Die Nerven liegen blank bei Schalke 04. Statt des direkten Wiederaufstiegs muss man sich inmitten des Chaos auf den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga konzentrieren. Desolate Leistungen, Inkompetenz auf allen Ebenen, Abstieg in die 3. Liga droht. Ein Traditionsklub zerfällt in alle Einzelteile.
"Schalke ist geil", sagte Noch-Sportvorstand Peter Knäbel am Freitag im exklusiven Sky Interview. Geil ist auf Schalke höchstens noch die Erinnerung an alte Zeiten, als dieser Klub sportlich für Furore sorgte. Vor gerade einmal fünf Jahren spielte Schalke 04 in der Champions League, hielt die deutschen Farben in Europa hoch. Heute heißt die brutale Realität: Abstiegskampf in der 2. Bundesliga.
Die 3:5-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf war die nächste desolate "Leistung" der Königsblauen. Der Absturz in die 3. Liga droht. Sportdirektor Andre Hechelmann nach der Partie in der Mixed-Zone: "Ich habe mich auf der Tribüne geschämt. Es geht um Haltung und Ehre. Es tut mir im Herzen weh für alle Fans, die wieder anreisten. Das ist nicht Schalke, das darf nicht Schalke sein. Aus der Emotion würde ich einmal komplett durchfegen."
Schämen 04
Die Nerven auf Schalke liegen blank. Bestes Beispiel: Thomas Ouwejan verweigerte Trainer Karel Geraerts bei seiner Auswechslung den Handschlag, schubste Schalke-Legende Gerald Asamoah weg und wütete bei seinem Gang in die Kabine weiter. Suspendierung, Geldstrafe und Versetzung in die U23 folgten als Strafe.
"Der FC Schalke fällt auseinander", fällt das Fazit von Sky Reporter Dirk große Schlarmann aus und führt den zeitweisen Support-Verzicht der eigenen Fans als Warnung an: "Die Kurve hat Schalke schon verloren. Die Ultras - das war ein Novum, das hat es noch nie gegeben - haben in der Halbzeit die Kurve verlassen."
Schalke-Torwart Ralf Fährmann sagte völlig bedient nach der Partie am Sky Mikrofon: "Die ganzen Floskeln, die kotzen mich selbst an - den Hebel finden oder das richtige Rezept - das ist alles Bullshit. Wir müssen einfach unseren Mann stehen und dürfen nicht so spielen wie in der ersten Halbzeit."
Schalke kassierte bislang neun Niederlagen, gemeinsam mit Tabellenschlusslicht VfL Osnabrück die zweitmeisten der 2. Liga - nur der Vorletzte Eintracht Braunschweig (10) hat mehr. Dazu hat S04 mit 23:33 Toren die drittschlechteste Tordifferenz und konnte nur zwei der letzten acht Ligaspiele gewinnen.
Wie immer stellt sich in der Krise die Frage nach dem Warum. Beobachter und Kenner des Vereins sprechen von einer Pyramide des Versagens. Angefangen beim Aufsichtsrat, der viel zu schwach ist, kaum Kontakte in die Wirtschaft, geschweige denn in die Fußballbranche hat. Der Vorstand reiht sich nahtlos ein. Er ist unterbesetzt und vor allem schwach. Peter Knäbel ist nach der kommunizierten Trennung eine "Lame Duck". Ob er wirklich bis zum Sommer durchhält, ist mehr als fraglich. Alle stützen sich jetzt auf den neuen Vorstandsvorsitzenden, Matthias Tillmann, der im Januar kommt. Aber der kommt gar nicht aus der Fußballbranche.
Hinter vorgehaltener Hand wird Hechelmann als "blass und schwach" beschrieben. Er hat im Sommer sehr viele falsche Entscheidungen getroffen. Vor allem die Spieler und deren Entwicklung werden ihm zu Lasten gelegt. Es bleibt aus Fan-Sicht zu hoffen, dass das nicht zum Abstieg in Liga 3 und somit in die Bedeutungslosigkeit führt.
Schämen 04
An der fehlenden Weiterentwicklung hat natürlich auch der neue Trainer seinen Anteil. Karel Geraerts kam mit markigen Worten, wollte Umfeld und Fans mitnehmen. Erreicht hat er bisher nur wenig. Als "Belohnung" für das 3:5 in Düsseldorf hat die Mannschaft einen freien Sonntag bekommen. "Dabei ist die Mannschaft nicht fit und kann auch nicht über 90 Minuten gehen", so Sky Reporter große Schlarmann.
Schalke liegt am Boden. Relegationsplatz 16. Es schrillen alle Alarmglocken. Am Freitagabend steht mit der Heimpartie gegen Tabellenschlusslicht VfL Osnabrück ein nächstes Endspiel an. Auch für Geraerts?
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