Chelsea News: Ist Havertz der große Gewinner nach Chelseas Sieg gegen Lille?

Kai Havertz statt Romelu Lukaku? Was jetzt für den Deutschen spricht

Champions League: Kai Havertz erzielte früh das 1:0 für Chelsea im Achtelfinalhinspiel gegen Lille.
Image: Champions League: Kai Havertz erzielte früh das 1:0 für Chelsea im Achtelfinalhinspiel gegen Lille.  © Imago

Kai Havertz lieferte das, was Thomas Tuchel von Chelsea in der Champions League gegen Lille erwartet, während Romelu Lukaku nur auf der Bank saß und nicht eingewechselt wurde. Warum tut sich Lukaku an der Stamford Bridge so schwer und wie geht es weiter?

Sieben Ballkontakte am Samstag, keiner am Dienstag. Die Entscheidung von Trainer Thomas Tuchel, Romelu Lukaku beim Champions-League-Sieg des FC Chelsea gegen Lille auf die Bank zu setzen, macht die Probleme des Belgiers an der Stamford Bridge nur noch deutlicher.

"Wenn man es erzwingen muss, dann passt es wahrscheinlich nicht." Das schrieb Lukaku kürzlich in den sozialen Medien und viele fragten sich, ob dies ein Kommentar zu seiner misslichen Lage sei. Thomas Tuchel jedenfalls hat sich, vorerst zumindest, entschieden - gegen Lukaku.

Stattdessen griff er auf den Stürmer zurück, der im Mai im Champions-League-Finale den Siegtreffer für Chelsea erzielt hatte. Der Stürmer, der erst letzte Woche im Finale der Klub-Weltmeisterschaft in Katar den Siegtreffer für Chelsea machte. Und Kai Havertz hat nun schon wieder getroffen.

"Ich freue mich sehr für Kai", sagte Thomas Tuchel. "Sein Einsatz, sein Arbeitstempo, die Menge und die Bereiche, die er für uns abdeckt, sind immens und sehr gut. Und: er hat keine Angst, auch zu verteidigen."

Tuchel hat zwar die Defensivarbeit von Havertz hervorgehoben, aber es ist an der Zeit, ihn als Stürmer zu bezeichnen. Er ist keine falsche Neun. Er kommt kurz und öffnet dadurch Räume, aber er läuft auch in den Strafraum und schießt Tore, die jeder Stürmer - auch Lukaku - gerne schießen würde.

Kai Havertz' Ballaktionen im Champions-League-Heimspiel gegen Lille
Image: Kai Havertz' Ballaktionen im Champions-League-Heimspiel gegen Lille  © Sky

Der Laufweg über den kurzen Pfosten, das Spekulieren auf den hereinkommenden Ball, ein Kopfball direkt nach einer Ecke, genau die Art von Chance, die eine echte Nummer Neun ergreift.

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Die erste Chance vergab Havertz noch, die zweite machte er rein. Beide Szenen passierten in den ersten 10 Minuten des Spiels. Mitte der ersten Halbzeit hatte Havertz 15 Mal den Ball berührt - mehr als doppelt so oft wie Lukaku am Wochenende bei Crystal Palace.

Ganze sieben Ballaktionen hatte Chelseas Romula Lukaku im Premier League gegen Crystal Palace - Negativrekord.
Image: Ganze sieben Ballaktionen hatte Chelseas Romula Lukaku im Premier League gegen Crystal Palace - Negativrekord.  © Sky

Warum gab Tuchel Havertz den Vorzug vor Lukaku? "Wir haben uns auf Intensität, hohes Tempo und harte Arbeit am Ball konzentriert", erklärte er. "Romelu hatte in den letzten Spielen Schwierigkeiten, das zu leisten."

Während Tuchel verständlicherweise genervt ist, dass sich "fast alle Fragen um Romelu drehen", liefert er dennoch mit einer Erklärung den Grund, warum er den Mann, für den Chelsea 97,5 Millionen Pfund bezahlt hatte, auf die Bank gesetzt hat.

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Warum kann Lukaku nicht liefern, was Tuchel will?

Werfen wir einen Blick auf Lukakus Statistiken. Es wäre zu einfach, zu behaupten, man würde Lukaku einfach nur überschätzen. Er hat in der Serie A gespielt, mehr als 100 Länderspiele für sein Land gemacht und in fast einem Jahrzehnt durchschnittlich 23 Tore pro Saison erzielt.

Kein ausländischer Spieler, der derzeit in der Premier League spielt, hat mehr Tore in diesem Wettbewerb erzielt - weder Cristiano Ronaldo noch Mohamed Salah. Doch mit 28 Jahren, eigentlich das beste Fußballer-Alter, hat der Mann, der eigentlich nichts zu beweisen hat, Schwierigkeiten.

Vielleicht hätten Tuchels Äußerungen, als Lukaku bei Chelsea unterschrieb, Anlass zur Sorge für den Belgier sein sollen. "Ich denke, nach dem Abgang von Olivier Giroud könnten wir einen Spieler gebrauchen, der es gewohnt ist, mit dem Rücken zum Tor zu spielen und dessen Stärke es ist, lange Bälle zu halten."

Die Auffassung, dass Lukaku ein Mann ist, der den Ball hält, ein Zielspieler, um den Chelsea seine Angriffe aufbauen kann, deutete von Anfang an auf diesen Rollenwechsel hin. Lukaku und sein Umfeld weisen darauf hin, dass er nie ganz der Spieler war, den sein Körperbau vermuten lässt.

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Dazu ist er durchaus in der Lage. Der robuste Auftritt gegen Arsenal im August, als Pablo Mari praktisch pausenlos vom Spielfeld getackled wurde, war zwar auffällig, aber auch untypisch.

Lukaku fühlt sich seit langem wohler, wenn er vor dem Tor steht, auf das Tor zuläuft und seine Schnelligkeit und Physis nutzt, um an seinen Mitspielern vorbeizuziehen. Dieses Konterspiel mit Lautaro Martinez als Partner hat ihn nach seinen Schwierigkeiten bei Manchester United bei Inter ausgezeichnet.

Als der Bayern-Chef und ehemalige Inter-Stürmer Karl-Heinz Rummenigge bemerkte, Lukaku zeige "technische Fähigkeiten, die man in Manchester nicht so oft gesehen hat", meinte er genau das.

Lukaku hat nicht nur Tore geschossen, er hat auch die meisten Chancen kreiert und ist in die meisten Dribblings gegangen. Deswegen hatte Chelsea diese hohe Ablösesumme gezahlt, doch das zeigt Lukaku aktuell nicht.

Der Unterschied zwischen den Heatmaps der letzten und der aktuellen Saison verdeutlicht das Problem. Bei Inter konnte er sich in den Halbräumen bewegen, Lukaku bevorzugte die Zone auf dem rechten Flügel, wo er Pässe spielen oder selbst schießen konnte.

Romelu Lukakus Aktionsradius bei Chelsea im Vergleich zu dem bei Inter
Image: Romelu Lukakus Aktionsradius bei Chelsea im Vergleich zu dem bei Inter  © Sky

Jetzt ist er zu einer Randfigur geworden, gerade weil er sich nicht an den Rand des Spielfelds wagt. Im Zentrum zu stehen, bedeutet ironischerweise dem Spiel aus dem Weg zu gehen.

Lukaku hat sich von drei Schüssen pro Spiel bei Inter auf zwei Schüsse pro Spiel bei Chelsea "heruntergearbeitet". Das ist kein Problem des Abschlusses, er ist einfach nicht mehr so aktiv. Im Strafraums zu spielen und abzuwarten, ist nicht sein Spiel - und auch nicht das von Chelsea.

Sein Selbstvertrauen scheint einen Dämpfer bekommen zu haben. "Kai ist in guter Form und voller Selbstvertrauen", sagt Tuchel über seine Alternative. Lukaku steht nun vor der Herausforderung, dass er sich in den großen Spielen, in denen Tuchel Intensität und Bewegung fordert, wahrscheinlich nicht mehr zeigen kann.

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Vor dem Anpfiff äußerte sich der Trainer vielsagend über seine veränderte Defensivaufstellung. "Im Zweifelsfall ist es immer besser, auf etwas zurückzugreifen, das die Mannschaft gewohnt ist." Das könnte genauso gut auf Lukaku zutreffen. Im Zweifelsfall könnte er auch auf Havertz zurückgreifen.

Denn Lukaku ist nicht wie Diego Costa im Jahr 2014 zu einem Verein gewechselt, der nach den Worten von Jose Mourinho auf ihn gewartet hat. Er ist zu einem Verein gewechselt, der gerade ohne ihn den Berg erklommen hatte, und dann verpflichtet wurde, um ein Problem zu lösen, von dem nicht jeder dachte, dass es existiert.

Um bei Chelsea erfolgreich zu sein, wird von ihm erwartet, dass er sich an den Verein anpasst und nicht der Verein an ihn.

Lukaku könnte für das Pokalfinale nachnominiert werden, was ihm die Chance geben würde, zum ersten Mal eine nationale Trophäe im englischen Fußball zu gewinnen. "Jedes Spiel ist anders", sagt Tuchel. "Das war die Entscheidung für heute. Wir haben vier Tage Zeit, uns zu erholen und die Mannschaft für Sonntag zu bestimmen."

Aber es ist Havertz, nicht Lukaku, der sich als Chelseas Mann für die Spitze etabliert zu haben scheint.

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