Didi Hamann Kolumne über den FC Bayern und den BVB in der Champions League
Glaube nicht, dass jetzt noch einer Dortmund schlägt
09.05.2024 | 16:53 Uhr
Didi Hamann blickt in seiner Kolumne auf den CL-Finaleinzug der Dortmunder und deren Chancen im Endspiel von Wembley sowie auf das dramatische Scheitern der Bayern im Halbfinale gegen Real Madrid.
Für den FC Bayern war es unheimlich bitter, so spät auszuscheiden. Und dann macht mit Manuel Neuer ausgerechnet derjenige den Fehler, der bis dahin der wahrscheinlich beste Spieler auf dem Platz war. Das passiert. Das ist der Sport. Der Ball springt etwas höher ab, als er es erwartet hatte. Er kriegt den Ball an die Brust - und dann war es zu spät. (Wembley-Traum geplatzt! Bayern verliert dramatisch in Madrid)
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Fehler passieren. Vorher hätte es ein-, zweimal schon einschlagen können. Das hat Neuer verhindert mit herausragenden Paraden. Deswegen gibt es da keine Vorwürfe. Es gewinnt nicht immer der, der besser war oder es verdient gehabt hätte. Das war diesmal auch der Fall.
Kein Vorwurf an den Schiedsrichter
In der umstrittenen Szene am Ende des Spiels darf der Linienrichter die Fahne nicht heben. Das Gespann hatte es beim 2:1 der Madrilenen, das vermeintlich abseits war, genau richtig gemacht. Da hatte der Linienrichter erst nach Ende der Aktion die Fahne gehoben. Dem Schiedsrichter kann man da keinen großen Vorwurf machen. 20 oder 30 Meter von der Abseitslinie weg in der 100. Minute, wo er schon zwölf Kilometer gelaufen ist, ist es etwas viel verlangt, dass er das genau beurteilen soll. Dafür hat er seinen Linienrichter. (Schiri sagt "Sorry" - Eberl: "Können wir uns einen Scheißdreck für kaufen")
Der Pfiff kommt, kurz bevor Thomas Müller den Ball köpft. Ob die Madrilenen dann anders verteidigt hätten, steht in den Sternen. Ob überhaupt ein Tor passiert wäre, das wissen wir nicht. Aber klar ist natürlich, dass der Linienrichter in dem Moment die Fahne einfach nicht heben darf. Und das ist in so einem Spiel, in dem die Bayern sowieso wenig Chancen hatten, umso bitterer, weil das genau die Chance gewesen wäre, in die Verlängerung zu kommen.
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BVB mit Willen und Leidenschaft
Insgesamt haben wir in der Champions League zwei sehr gute Halbfinalduelle zu sehen bekommen. Es waren die vier besten Mannschaften des Wettbewerbs. Die Dortmunder haben in beiden Spielen gegen PSG heroisch verteidigt. Sie haben es zweimal geschafft, kein Gegentor zu kassieren - natürlich das ein oder andere Mal mit dem Quäntchen Glück.
Aber wie sie ihr Tor verteidigt haben, mit welchem Willen und mit welcher Leidenschaft sie es gemacht haben, das war herausragend und wunderschön anzuschauen. Und ich glaube, das gibt ihnen im Finale auch eine Chance gegen Madrid.
Traum vom Titel ist realistisch
Mich hat es für die Dortmunder gefreut. Es war etwas unruhig mit der Ernennung von Lars Ricken zum Nachfolger von Aki Watzke. Sebastian Kehl war nicht sehr erfreut über die Entscheidung, hat es aber sehr sportlich und souverän hingenommen. Der BVB hat immer die Ruhe bewahrt. Mich freut es auch für Trainer Edin Terzic, der sich in jeder Phase - auch in schweren Phasen - immer wieder vor die Mannschaft gestellt und diese verteidigt hat. Meiner Meinung nach eventuell zu viel. (Matchwinner Hummels! BVB wirft PSG raus & zieht ins CL-Finale ein)
Aber jetzt haben sie die Belohnung bekommen. Mich freut es immer, wenn ein Team, das vielleicht die weniger guten Einzelspieler hat, mit mannschaftlicher Geschlossenheit andere Teams schlägt. Ich denke, dass das dem BVB im Finale eine große Chance gibt.
ZUM DURCHKLICKEN: Die Noten der BVB-Stars gegen PSG
Die Dortmunder wissen sicherlich noch, wie sich die Enttäuschung aus dem Mai letzten Jahres im Bundesliga-Finale gegen Mainz angefühlt hat. Das wollen sie jetzt natürlich vermeiden. Das ist keine Garantie, dass es dieses Mal anders oder besser wird. Aber ich habe einen Hunger und einen Willen gesehen, die es jeder Mannschaft schwer macht, den BVB zu schlagen. Ich glaube nicht, dass jetzt noch einer die Dortmunder schlägt. Ich glaube, dass sie das packen.
Bilderbuch-Ende für Reus?
Am 1. Juni wird sich für Marco Reus der Kreis schließen. In seinem ersten Jahr ist er ins Finale eingezogen. Jetzt ist er wieder da - im Wembley-Stadion. Das wäre ein wunderbares Ende. Viele sagen, dass seine Karriere nicht wirklich vollendet ist, weil der BVB in seiner Zeit nicht die Meisterschaft gewonnen hat. Da könnten dann eine herausragende Karriere und eine absolute Identifikationsfigur in Dortmund mit dem Champions-League-Titel verabschiedet werden.
Ich habe das Gefühl, sein Abschied hat noch mal etwas freigesetzt. Das ist vergleichbar mit dem Abgang von Jupp Heynckes damals in 2013 bei den Bayern. Auch da hatte ich das Gefühl, dass sie Jupp mit allem was geht, verabschieden wollten. Das passiert nicht immer so. In dem Jahr ist es passiert, weil sie alles gewonnen haben. Ich habe das Gefühl, dass das bei Reus einen ähnlichen Effekt erzeugt hat. (Kehl glaubt gegen Real an das "Wunder")
Titellose Saison für den FC Bayern
Für die Bayern wird es die erste titellose Saison seit zwölf Jahren. Im Pokal war das enttäuschend, so früh auszuscheiden gegen einen Drittligisten. In der Liga ist es unheimlich schwer, nach 34 Spieltagen ganz vorne zu stehen, wenn du auf eine Mannschaft triffst, die im ganzen Jahr fast alles gewinnt - nur sechs Unentschieden. Und in der Champions League haben sie sich sehr gut verkauft. Es ist kein Beinbruch, eine titellose Saison zu haben.
Wir wissen, wenn die Bayern angeschlagen sind, sind sie immer am gefährlichsten. Nichtsdestotrotz ist es auch keine ungefährliche Situation, da sie noch keinen Trainer haben und möglicherweise einige Spieler verkaufen wollen, um einen Mini-Umbruch im Sommer zu vollziehen. Es ist eine unruhige Phase. Es wird ein sehr interessanter Sommer. Natürlich vor dem Hintergrund, dass man Mitte Mai noch immer keinen Trainer hat. Da sollte schnell Bewegung reinkommen in den nächsten Tagen und Wochen.
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