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FC Barcelona News: Schulden und Messi-Abgang: Barca muss umdenken

Milliarden-Schulden & Star-Abgänge: Barca braucht Kurswechsel

Der FC Barcelona steht vor wegweisenden Monaten. Ronald Koeman könnte mit seinem Team bei allen Turbulenzen rund um den Verein auf dem Platz für Euphorie sorgen.
Image: Der FC Barcelona steht vor wegweisenden Monaten. Ronald Koeman könnte mit seinem Team bei allen Turbulenzen rund um den Verein auf dem Platz für Euphorie sorgen.  © Imago

Klubikone Lionel Messi weg, Antoine Griezmann zurück zu Atletico. Den FC Barcelona verließen zwei Superstars - weil die Katalanen einen gigantischen Schuldenberg angehäuft und jahrelang Misswirtschaft betrieben. Barca steht auf und neben dem Platz vor einem enormen Umbruch. Kann der Verein das überstehen?

"Die Schulden belaufen sich ab dem 30. Juni auf 1,35 Milliarden Euro", offenbarte Barca-Vereinspräsident Joan Laporta bei einer Bilanz-Pressekonferenz vor knapp einem Monat. Die Gründe sind vielseitig: Die Pandemie, irrsinnig hohe Spielergehälter und Josep Maria Bartomeu, der ungeliebte Vorgänger Laportas, der eben diese und noch viele weitere Managementfehler zu verantworten hat. Bartomeu habe bei Barca über Jahre hinweg "kurzfristige Löcher gestopft, indem er "den Verein langfristig verpfändet" und den Blaugrana damit ein "dramatisches Erbe hinterlassen" habe, so Laporta.

Ein Erbe, mit dem die Katalanen noch eine lange Zeit zu kämpfen haben werden, dessen Auswirkungen sich mit dem Blick ins Hier und Jetzt allerdings bereits ansatzweise erkennen lassen. Die neuen Regeln der Liga sehen nämlich vor, dass die Vereine höchstens 70 Prozent ihrer Einnahmen für Gehälter ausgeben dürfen. Barca stand damit im Sommer vor einem gewaltigen Problem.

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Präsident Laporta über die finanzielle Situation des FC Barcelona. (Videolänge: 41 Sekunden)

Schlussverkauf bei Barca

Denn mit Messi hätte der Verein in dieser Saison 110 Prozent ausgegeben und auch nach seinem schmerzhaften Wechsel zum Star-Ensemble bei Paris Saint-Germain waren es Anfang August noch 95 Prozent. Die Folge: Ein großer Schlussverkauf. Auch Antoine Griezmann, Junior Firpo, Emerson Royal, Ilaix Moriba, Jean-Clair Todibo, Miralem Pjanic und Francisco Trincao mussten den Verein verlassen. Barca sparte so rund 130 Millionen Euro ein.

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Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, der allerdings vor allem auf dem Rasen seine Konsequenzen mit sich bringt. Dass die Mannschaft ohne Messi nicht stärker als mit dem Edeltechniker ist, steht außer Frage. Zudem zeigt der Blick auf die Neuzugänge dieses Sommers: Barca muss sich auch hier deutlich stärker zurücknehmen als in den Saisons zuvor - weil ihnen finanziell schlichtweg nichts anderes mehr übrigbleibt.

Konnte man sich vor ein paar Jahren noch die Dienste von Philippe Coutinho, Ousmane Dembele oder eben Griezmann für je mehr als 100 Millionen Euro sichern, so muss Barca-Coach Ronald Koeman in dieser Saison vor allem auf ablösefreie oder leihweise Zugänge zurückgreifen. Und wo vor vier Jahren noch Neymar, Luis Suarez und Messi jeden Verteidiger der Liga schwindelig spielten, stürmen heute Luuk de Jong, der alternde - und bereits langzeitverletzte - Sergio Agüero, Memphis Depay und Martin Braithwaite.

Wie sah Barcas Startelf vor fünf Jahren aus?

Position 2016/2017 2021/2022
TW Ter Stegen Ter Stegen
RV Roberto Dest
IV Umtiti Garcia
IV Pique Pique
LV Alba Alba
ZM Busquets Busquets
ZM Mascherano De Jong
ZM Vidal Pedri
RF Messi Agüero/Braithwaite
ST Suarez Depay/De Jong
LF Neymar Dembele/Fati

"Jedes Jahr ein bisschen schlechter"

A propos Agüero: Der offizielle Abschluss seines Wechsels seitens der Liga stand noch bis nach Schließung des Transferfensters aus. Denn Barca lag zeitweise weiterhin über der vorgeschriebenen Gehaltsobergrenze. Erst nachdem Spieler wie Sergio Busquets oder Jordi Alba Kürzungen ihrer Gehälter angeboten hatten und der Verein damit finanziell im Rahmen der Vorgabe aufgestellt war, gab die Liga für den Transfer des Argentiniers ihr grünes Licht. Ein Sinnbild für den taumelnden Klub, der ums finanzielle Überleben kämpft.

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Die vergangene Saison beendete man zudem auf Rang drei - die schlechteste Platzierung seit 2008. Und auch in der Champions League blieb das Team mit dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus gegen PSG hinter den eigenen Erwartungen zurück. "Jedes Jahr wurden wir ein bisschen schlechter", erkannte auch Innenverteidiger Gerard Pique, wie er nach der Entlassung von Ex-Präsident Bartomeu im vergangenen Winter berichtete.

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Doch jede Krise - wie schwerwiegend sie auch ist - birgt eine neue Chance. Und diese Chance liegt für die Katalanen trotz der enttäuschenden vergangenen Saison vor allem auf dem Rasen. Denn ehrlicherweise konnten selbst kostspielige Zugänge wie Coutinho oder Griezmann nie ihr volles Potential bei Barca abrufen. Letzterer läuft ab sofort wieder für Ligakonkurrent Atletico Madrid auf.

Harte, bodenständige Arbeit

Koeman und sein Staff haben in dieser Saison somit die Möglichkeit und vor allem die Zeit, ihr Hauptaugenmerk auf die Entwicklung und den Nachwuchs aus der eigenen Akademie, La Masia, zu legen. Denn besonders das hat Barca in den vergangenen Dekaden ausgezeichnet: Vereinslegenden wie Xavi, Sergio Busquets oder Andres Iniesta erlernten ihr Handwerk allesamt in der berühmten Akademie.

Bei den Blaugrana dürfte in dieser Saison niemand den Anspruch haben, als Hauptfavorit auf Liga- und Champions-League-Titel ins Rennen zu gehen. Neben ausreichend Zeit wird deshalb auch die Geduld zur wichtigen Komponente für den Coach. Rückschläge werden dazugehören und Fans und Verantwortliche müssen das in Kauf nehmen - damit Barca zumindest auf dem Platz bald zu alter Stärke zurückfindet.

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Mit harter, bodenständiger Arbeit, mit Teamgeist und mit viel Fleiß kann man in den kommenden Monaten auch mit dem abgespeckten Kader viel erreichen. Denn der Blick auf die Spielerliste sollte bei Fans und Verantwortlichen grundsätzlich durchaus Hoffnung machen. Barca verfügt in allen Mannschaftsteilen weiterhin über große individuelle Qualität.

Das beginnt im Tor mit Marc-Andre ter Stegen, in der Verteidigung reihen sich Talente an Routiniers. Vor allem Eric Garcia war in den bisher absolvierten Pflichtspielen ein echter Lichtblick. Der erst 20-Jährige kam im Sommer ablösefrei von Manchester City, überzeugt mit erstaunlicher Abgeklärtheit und stellt zusammen mit Pique bislang in der Innenverteidiger eine echte Bank dar.

Pedri nicht mehr wegzudenken

Auch im Mittelfeld hat sich etwas getan, denn hier ist ein weiterer Youngster so gut wie nicht mehr wegzudenken. Pedri ist mit gerade einmal 18 Jahren auf dem besten Weg, das neue große Gesicht der Katalanen zu werden und erinnert mit seinem Spielstil an Vereins-Legende Iniesta. In der vergangenen Spielzeit lief er ganze 73 Mal für Barca und Spanien auf. Für Koeman sollte Pedri schon jetzt nahezu unersetzbar sein.

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Neben dem Shooting-Star sind - wie auch in der vergangenen Saison - Frenkie De Jong und Kapitän Sergio Busquets gesetzt. Der Mix aus Defensive und Offensive ist ausgewogen. Zudem kann Koeman noch auf den talentierten Riqui Puig zurückgreifen. Auch er ist gerade einmal 22 Jahre alt und könnte mit genügend Spielzeit weiter wachsen. Im Mittelfeld sollte Barca damit also keine Probleme bekommen.

Im Angriff hinterlässt Messi mit seinem Abgang hingegen das größte Loch. Doch auch hier kann Koeman auf Alternativen zurückgreifen, die Hoffnung auf bessere Zeiten machen. Zum einen ist da Memphis Depay, der als absoluter Wunschspieler von Koeman ablösefrei aus Lyon nach Barcelona wechselte und seinen Torriecher mit zwei Treffern in drei Spielen bereits zu Beginn dieser Saison unter Beweis gestellt hat.

Pedri (l.) und Ansu Fati werden eine wichtige Rolle in der Zukunft des FC Barcelona spielen.
Image: Pedri (l.) und Ansu Fati werden eine wichtige Rolle in der Zukunft des FC Barcelona spielen.  © Getty

Das neue Barcelona

Zum anderen hat man mit Ansu Fati eines der vielleicht spannendsten Gesichter der Zukunft. Genauso wie Pedri ist auch er erst 18 Jahre alt. In der vergangenen Saison gelangen ihm in den ersten zehn Pflichtspielen in Liga und Champions League ganze fünf Treffer und vier Vorlagen, ehe eine hartnäckige Meniskusverletzung letztlich sogar das Saisonende bedeutete. Anfang diesen Monats erbte der 18-Jährige das berühmte Messi-Trikot mit der Nummer Zehn, was ihm vermutlich einen zusätzlichen Ansporn für die noch junge Spielzeit geben wird. Mittlerweile trainiert Fati auch wieder mit der Mannschaft und dürfte in den kommenden Wochen für die Startelf auf Linksaußen gesetzt sein.

Garcia, Pedri und Fati: Das neue Barcelona muss sich trotz der Abgänge Messis und Griezmanns nicht verstecken und verspricht auf dem Rasen für die Zukunft einiges. Neben Routiniers wie Pique, Busquets oder Jordi Alba können die Talente frei aufspielen. Dennoch gilt für diese Saison: Geduld ist das A und O.

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Die Bayern warten

Nach zwei Siegen und einem Unentschieden steht Barca in der Liga auf dem vierten Rang. Am Dienstag steht dann ein echter Härtetest für Koeman und sein Team an. Im ersten Spiel der Champions-League-Gruppenphase geht es gegen den FC Bayern. Ob Fati, Pedri und Garcia auch gegen den deutschen Rekordmeister so überzeugend aufspielen können, bleibt abzuwarten.

Und selbst wenn nicht: Im Kader steckt viel Potential, jetzt gilt es, die Talente weiter zu fördern und zu echten Diamanten zu schleifen. Wenn das verinnerlicht wird, könnte Barca nämlich trotz allem eine Menge gewinnen - vor allem für die Zukunft dieses Vereins mit dem Motto "Mes que un club".

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