FC Bayern München: Schlechte Stimmung beim FCB nach Klatsche gegen Leipzig

Fortschritt Fehlanzeige? Schlechte FCB-Stimmung schon vor Liga-Start

Unerfreuliches Debüt für Neuzugang Harry Kane: Bayern fing sich eine Klatsche gegen Leipzig ein.
Image: Unerfreuliches Debüt für Neuzugang Harry Kane: Bayern fing sich eine Klatsche gegen Leipzig ein.  © Imago

In wenigen Tagen erst beginnt die Bundesliga, doch schon jetzt herrscht schlechte Stimmung an der Säbener Straße. Beim Supercup gegen Leipzig erlebten die Münchner einen enttäuschenden Abend, der gezeigt hat: Neue Saison, alte Probleme bei den Bayern.

Thomas Tuchel war fassungslos über den Auftritt seiner Mannschaft im Supercup. Der FC Bayern München ließ sich den Titel trotz aller Harry-Kane-Euphorie von RB Leipzig wegschnappen - und das überraschend deutlich. 0:3 lautete das Endergebnis aus Sicht der Münchner.

"Die Diskrepanz zwischen der Verfassung, der Form und der Stimmung, mit der wir anreisen und dem, was wir auf den Platz bekommen, ist eklatant. Das ist riesengroß. Ich habe da keinen Grund dafür, das ist für mich im Moment unerklärlich", so Tuchel resigniert nach der Partie bei Sky.

Tuchel ratlos

Dabei war die Euphorie vor dem Anpfiff riesig gewesen. Als Bayerns Rekord-Neuzugang Kane um 20.10 Uhr zum Warmmachen in die Allianz Arena einlief, entbrannte ein Jubelsturm. Aus den Lautsprechern dröhnte der Scorpions-Hit "Rock you like a hurricane". Kane winkte kurz ins Publikum, ehe er sich mit den Ersatzspielern warmlief.

Jene Hochstimmung war nach der Klatsche gegen den amtierenden Pokalsieger aus Sachsen vollkommen entflohen - auch und vor allem bei Tuchel: "Das ist erschreckend, denn ich erkenne nichts mehr wieder. Weder von dem, was wir inhaltlich machen wollten oder wie wir zuletzt gespielt oder trainiert haben. Da ist wirklich nichts wiederzuerkennen. Ich sage es nochmal: Die Art und Weise und das Ergebnis sind erschreckend."

Schon während des Spiels hatte der 49-Jährige die Schwächen seiner Mannschaft erkannt und von der Seitenlinie wütend gestikulierend versucht, Einfluss zu nehmen - ohne Erfolg. Drei Gegentreffer standen am Ende auf der Anzeigetafel in der Allianz-Arena, viel zu viel für den Rekordmeister.

Fragezeichen in der Defensive

Auch hier wurden alte Anfälligkeiten deutlich. Die Abwehrreihe wirkte mitunter unorganisiert, Benjamin Pavard und Matthijs de Ligt wurden (auch aus Gründen der Vorbereitung) schon in der Pause runtergenommen. Noussair Mazraoui und Neuzugang Min-Jae Kim brachten in der zweiten Hälfte positive Impulse, doch auch keine vollkommene Stabilität. Tuchel rotiert, stellt um und experimentiert hinten unermüdlich, die Bayern sind wenige Tage vor Bundesliga-Saisonstart noch immer auf der Suche nach einer eingespielten Abwehr-Formation.

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Innenverteidiger de Ligt unterstrich indes, dass die ständige Rotation nicht gerade förderlich für das gegenseitige Vertrauen innerhalb der Abwehr-Kette sei und ließ sich damit zu einer kleinen Kritik gegenüber Tuchel hinreißen: "Ich glaube, dass es für jeden Spieler wichtig ist, Konstanz zu haben. Ich verstehe natürlich, dass der Trainer in der Saisonvorbereitung auch schauen muss, was die beste Formation ist. Wir haben drei sehr gute Innenverteidiger. Für einen Verteidiger ist es immer schön, eine gute Connection zu den anderen zu haben, das ist einfacher, wenn du immer zusammenspielst."

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Matthijs de Ligt spricht über die Gründe für das Debakel gegen RB Leipzig und äußert leichte Kritik an Bayern-Coach Thomas Tuchel, der Abwehrspieler wünscht sich nicht ständig wechselnde Innenverteidiger-Partner.

Dass diese "Connection" noch lange nicht besteht, zeigte auch Spielminute 68, in der Mazraoui einen unglücklichen Handelfmeter verursachte, der zum 0:3-Endstand führte. Schon in der vergangenen Saison handelte sich Bayern mit zehn Strafstößen die zweitmeisten der gesamten Liga ein (nur Bochum mit 14 noch mehr). Die Quote zeugt nicht gerade von defensiver Souveränität. Der erste Eindruck zeigt, der FCB scheint es nicht geschafft zu haben, diese Elfmeter-Schwachstelle im Sommer abzustellen.

Dass der defensive Prozess hadert, mag außerdem auch daran liegen, dass noch immer große Fragezeichen bei der einen oder anderen Personalie herrschen. Der erwähnte Pavard will den FCB unbedingt verlassen, die Verpflichtung von Kyle Walker steht auf der Kippe. Zudem ist Neuzugang Raphael Guerreiro aktuell noch verletzt, der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist weiter unbekannt.

Torwartfrage ungeklärt

Genauso wie jene von Manuel Neuer, der nach einem Unterschenkelbruch weiter an seinem Comeback arbeitet. Ersatzkraft Yann Sommer hat sich bereits Inter Mailand angeschlossen, Alexander Nübel hütet in dieser Saison leihweise den Kasten des VfB Stuttgart. Damit ist auch die so wichtige Torwartposition kurz vor dem Bundesliga-Start eine offene Baustelle bei den Münchnern.

Im Supercup stand Sven Ulreich zwischen den Pfosten - der momentan einzige einsatzfähige Torwart im Kader. Die Bayern-Bosse wollen unbedingt noch nachlegen auf dieser Position und die Ausfallzeit von Neuer mit einem Top-Torhüter überbrücken, doch die Suche gestaltet sich kompliziert. Auch für Ulreich sind das nicht gerade angenehme Umstände, wie er selbst gegenüber Sky zum Ausdruck gab: "Es gibt schönere Situationen, natürlich würde man sich freuen, wenn man mehr Rückendeckung bekommt."

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Dass die Torwartfrage so kurz vor knapp weiter offen ist, trägt sicherlich auch nicht gerade zur Grundstabilität der Münchner bei. Die Verantwortlichen täten also gut daran, Klarheit zu schaffen und sich allmählich festzulegen.

Neben der wackeligen Defensive und der Torwartfrage bereitet den Verantwortlichen auch das Thema Sechser-Suche noch immer Sorgen.Tuchel hat die Mittelfeld-Baustelle zuletzt selbst zurück in den Fokus gerückt, der Coacht wünscht sich eine "Holding Six". Allerdings ist dieser Sechser-Markt alles andere als ein einfacher, das hat vor allem der Transfer von Declan Rice zum FC Arsenal gezeigt: Alternativen sind rar, die Konkurrenz ist groß, ein Neuzugang, der die Bayern tatsächlich verstärkt, scheint momentan eher unwahrscheinlich.

Haarsträubende Chancenverwertung

Doch nicht nur hinten und in der Schaltzentrale drückt der Bayern-Schuh derzeit noch gewaltig, auch vorne brachten die Offensiv-Stars die Fans im Supercup gegen Leipzig mit ihrer haarsträubenden Chancenverwertung einmal mehr zum Verzweifeln. Mathys Tel, Serge Gnabry und Leroy Sane - unter anderem - hatten einige hochkarätige Abschlusssituationen, doch vergaben diese allesamt. Ein Problem, das bereits in der abgelaufenen Spielzeit offenkundig war.

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Tuchel wechselte Rekordeinkauf Kane daraufhin in der 64. Minute beim Stand von 0:2 für den 18 Jahre alten Tel ein. Es folgte ein unauffälliges Debüt mit lediglich drei Ballaktionen. Und trotzdem könnte der Engländer wenigstens die Problemstelle Chancenverwertung über kurz oder lang ad acta legen.

Eine Einsatzgarantie hat der 30-Jährige immerhin bereits vom Coach bekommen: "Er spielt jedes Spiel, fertig aus. Es gibt keinen Aufbau. Er trainiert mit uns und startet gegen Werder Bremen" (18.08., ab 20.30 im LIVETICKER auf skysport.de), so Tuchel mit Blick auf den Bundesliga-Start.

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Der FC Bayern hat deutlich im Supercup gegen RB Leipzig gewonnen. Dabei ist die Mannschaft von Thomas Tuchel in alte Muster zurückgefallen. Sky Reporter Torben Hoffmann sucht nach Erklärungen für das Debakel in München.

Und trotz der auf Kane ruhenden Hoffnung war der Supercup eine unangenehme Kenntniserlangung aus Sicht aller Münchner. Tuchel scheint so unmittelbar vor Saisonstart vor zu vielen Fragezeichen zu stehen: "Ich habe keine Lösung. Schwierig ist, dass ich keine Ansatzpunkte habe. Ich weiß nicht, ob das ein inhaltliches Problem ist, denn wir haben auch gar nicht das gespielt, was wir eigentlich spielen wollten. Das war nicht mehr zu erkennen. Es ist, wie wenn wir nichts trainiert hätten in den letzten drei Wochen." Auch der Trainer selbst steht angesichts dieser vernichtenden Diagnose in der Verantwortung, immerhin hatte er einen ganzen Sommer Zeit für Fortschritte.

Das 0:3 gegen Leipzig erinnerte tatsächlich in vielen Phasen an die vielen enttäuschenden FCB-Partien der vergangenen Spielzeit. Die Frage ist deshalb völlig berechtigt, ob es überhaupt positive Veränderungen im Vergleich zur Vorsaison gibt. So oder so: Statt großer Saison-Euphorie steht nun erst einmal schlechte Stimmung an der Münchner Tagesordnung.

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