FC Bayern: Münchner müssen noch viele Transfer-Baustellen schließen
Trotz Mane-Coup: Noch sieben offene Baustellen im Bayern-Kader
20.06.2022 | 14:07 Uhr
Der FC Bayern München hat mit dem Transfer von Sadio Mane einen Coup gelandet. Zudem hat Sportvorstand Hasan Salihamidzic mit den Neuzugängen Noussair Mazraoui und Ryan Gravenberch den Kader verstärken können. Doch noch bleiben sieben offene Baustellen.
Am 8. Juli startet der FC Bayern in die Vorbereitung auf die kommende Saison.
Während die Stars derzeit also noch im Urlaub verweilen, arbeiten die Bayern-Bosse schon jetzt auf Hochtouren. Bislang mit großem Erfolg. "Mit den Transfers von Mazraoui und Gravenberch hat Salihamidzic bis dato hervorragende Arbeit geleistet", meinte Sky Reporter Torben Hoffmann. Auch der Mane-Deal ist so gut wie fix.
Doch es bleibt noch viel Kader-Arbeit für Salihamidzic und Vorstandsboss Oliver Kahn zu tun.
Robert Lewandowski
Bleibt er oder geht er? Die größte Baustelle im Bayern-Kader bleibt die Zukunft von Robert Lewandowski. Der Weltfußballer will den deutschen Rekordmeister unbedingt verlassen, hat dies auch in der Öffentlichkeit mehrfach kundgetan. Kahn, Salihamdzic und auch FCB-Präsident Herbert Hainer hingegen reagierten mit klaren Statements: Der 33-jährige Pole muss seinen bis 2023 laufenden Vertrag in München erfüllen.
"Die Aussagen der Vereinsbosse waren klar, dass er bleiben muss. Ich gehe aber davon aus, dass Barcelona noch einmal ein Angebot nachlegen wird. Und dann wird sich zeigen, ob die Aussagen der FCB-Verantwortlichen doch noch irgendwann aufweichen", erklärte Hoffmann. Dabei müssten die Katalanen wohl mindestens 40 bis 50 Millionen Euro bieten, um Lewandowski doch noch loszueisen.
Die nötigen finanziellen Mittel dafür werden die Katalanen auch in naher Zukunft zur Verfügung haben. Durch Verkäufe von Rechten und Anteilen hofft der spanische Top-Klub auf Einnahmen von bis zu 700 Millionen Euro. "Es war in den vergangenen Wochen ruhig um Barcelona, weil sie ein paar Hausaufgaben zu erledigen hatten. Das haben sie jetzt gemacht. Lewandowski möchte weiterhin nach Barcelona und nach unseren Informationen gab es vor einigen Tagen ein Gespräch zwischen Salihamidzic und Lewandowski. Es dauert aber noch ein bisschen, bis es da zu einer Entscheidung kommt", sagte Sky Reporter Florian Plettenberg.
Klar ist allerdings auch, dass Neuzugang Mane kein Eins-zu-eins-Ersatz für den polnischen Nationalspieler ist. Mane ist eben nicht dieser klassische Strafraumstürmer, wenngleich der Senegalese in der vergangenen Spielzeit in Liverpool unter Trainer Jürgen Klopp häufig im Sturmzentrum zum Einsatz kam und dabei auch eine starke Torquote vorwies.
Back-up im Sturmzentrum
Von der Zukunft um Lewandowski hängen weitere Personalien ab. Allen voran die von Sasa Kalajdzic. Die Münchner hatten bereits wegen dem Österreicher beim VfB Stuttgart an die Tür geklopft, doch die Gespräche stocken derzeit. Denn natürlich hat die Lewandowski-Personalie in der Offensive allerhöchste Priorität. Kalajdzic wäre zudem wohl auf Anhieb auch nicht als Stammspieler beim FC Bayern eingeplant.
Ein zuverlässiger Back-up auf der Neuner-Position war in den vergangenen beiden Jahren auch Eric Maxim Choupo-Moting. Um den im Team beliebten 33-Jährigen gab es zuletzt viele Wechselgerüchte. Berater Roger Wittmann wies diese am Sky Mikrofon energisch zurück. Allerdings wäre im Bayern-Kader im Sturmzentrum ein Überangebot, wenn Lewandowski bleiben und Kalajdzic noch kommen würde. Die Zukunft von Choupo-Moting hängt also an diesen beiden Personalien.
Ein weiterer FCB-Angreifer ist Joshua Zirkzee. Nach starken Auftritten für die Münchner hatten die Verantwortlichen den Youngster vor anderthalb Jahren zunächst an Parma Calcio und dann an den RSC Anderlecht verliehen. In Belgien überzeugte der inzwischen 21-jährige Niederländer. Nun kehrt Zirkzee von seiner Leihe nach München zurück, seine Zukunft ist offen.
Serge Gnabry
Ungeklärt ist auch weiterhin die Zukunft von Serge Gnabry. Der deutsche Nationalspieler besitzt noch einen Kontrakt bis 2023 an der Säbener Straße. Gerade in der Rückrunde lief der Flügelspieler seiner Form hinterher und war nicht immer gesetzt. Ob der 26-Jährige nach fünf Jahren in München nun eine neue Herausforderung sucht, ist noch offen.
"Durch den Transfer von Mane wird auch Druck auf Gnabry aufgebaut, der sich noch nicht committed hat, ob er seinen auslaufenden Vertrag beim FC Bayern verlängern will. Das wird uns auch noch die nächsten Wochen beschäftigen. Die Bayern werden versuchen, wenn es nicht zu einer Einigung kommen sollte, noch eine Ablöse zu generieren", erklärte Hoffmann.
Marcel Sabitzer
Noch wahrscheinlicher ist allerdings ein Abgang von Marcel Sabitzer. Der Österreicher, der im vergangenen Sommer für 15 Millionen Euro aus Leipzig kam, erlebte beim FCB persönlich ein Horrorjahr. Sabitzer fand nie wirklich Fuß in seiner ersten Saison beim deutschen Rekordmeister und durfte nur einmal in der Bundesliga über 90 Minuten ran. Oftmals wurde er erst spät von Nagelsmann in die Partie gebracht.
Mit Kimmich, Goretzka, Neuzugang Gravenberch und Jamal Musiala stehen auf dem Papier aktuell gleich vier Spieler in der Hierarchie vor Sabitzer im zentralen Mittelfeld. Für einen Ergänzungsspieler bezieht der 28-Jährige mit rund zehn Millionen Euro allerdings ein fürstliches Gehalt, was der FC Bayern bei einem Verkauf einsparen würde.
"Bei Sabitzer muss man abwarten. Sein Berater Roger Wittmann hat einen Abgang ja kategorisch ausgeschlossen, aber dann doch auch gesagt, dass auf dem Transfermarkt nichts in Stein gemeißelt ist. Zudem hat der FC Bayern mit Konrad Laimer noch einen Spieler auf der Liste, den sie auch sehr gerne im Kader haben wollen würden. Ich bin mir sicher, dass da auch noch was passiert", so Hoffmann.
Konrad Laimer
Die Zukunft von Laimer hängt eben sehr eng mit der von seinem Landsmann Sabitzer zusammen. Klar ist, dass nach dem Gravenberch-Transfer nicht beide Österreicher in der kommenden Spielzeit in München auflaufen werden. Da der FC Bayern im zentralen Mittelfeld allerdings keinen akuten Handlungsbedarf mehr hat, könnten sich die Verhandlungen bei Laimer wie auch Sabitzer noch bis in den August ziehen.
"Die Bayern haben auch noch keinen Kontakt zu RB Leipzig aufgenommen, es gibt noch kein schriftliches Angebot. In Leipzig geht man davon aus, dass Laimer wechseln möchte. Laimer ist aktuell im Urlaub, die Gespräche werden nach seiner Rückkehr aufgenommen. Da reden wir über eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro. Nagelsmann will Laimer haben, weil er Attribute mitbringt, die andere Spieler im Kader nicht haben, vor allem Fähigkeiten bei der Balleroberung", meinte Plettenberg.
Innenverteidigung
Nachdem im Vorjahr bereits David Alaba und Jerome Boateng den FC Bayern ablösefrei verließen, kommt in diesem Sommer mit Niklas Süle ein weiterer Innenverteidiger dazu, der zum Stammpersonal zählte. Die Münchner Bossen haben bislang noch nicht reagiert, ob sie es noch tun werden, ist noch offen.
"Ich sehe beim FC Bayern noch eine große Baustelle hinten in der Abwehr. Mit Mazraoui hinten rechts in der Kette kann Benjamin Pavard natürlich auch ins Zentrum rücken. Und mit Pavard, Dayot Upamecano, Lucas Hernandez und Nianzou als jungen Spieler noch hintendran sind sie nominell eigentlich schon ganz gut aufgestellt. Aber mir fehlt nach den Abgängen von Alaba und Boateng ein Lautsprecher auf dem Platz und das sieht man", machte Hoffmann deutlich.
Der Sky Reporter fügte hinzu: "Da fehlt ein Kommunikator in der Abwehr, der das über die Kette hinten dann auch nach vorne trägt. Alle Innenverteidiger der Bayern sind da zu ruhig, da fehlt mir die Qualität, auch als Abwehrchef alles vor sich zu sehen und zu organisieren." Mit einem neuen gestandenen Innenverteidiger würden die FCB-Bosse das Nachtrauern ihrer Fans um Alaba, Boateng und Süle endlich beenden.
Transfereinnahmen
Durch die Vertragsauflösung von Jann-Fiete Arp spart sich der FC Bayern das Gehalt des Stürmers. Mit dem Verkauf von Marc Roca an Leeds United haben die Münchner Transfereinnahmen von zwölf Millionen Euro kassiert. Sportvorstand Salihamidzic ist damit bereits zwei Problemkinder im Kader losgeworden.
Doch damit sind die Transfers auf der Verkaufsseite noch nicht beendet. Weitere Erlöse könnten die Verkäufe zweier Außenverteidiger bringen. Insbesondere Bouna Sarr gilt hier als Verkaufskandidat Nummer eins. Der Senegalese ist seit seiner Ankunft von Olympique Marseille vor zwei Jahren nur Mitläufer. Durch den Zugang von Mazraoui ist Sarr auf der Rechtsverteidiger-Position nach dem Niederländer, Pavard sowie Josip Stanisic nur noch die Nummer vier.
Ebenfalls schlechte Karten auf einen Verbleib sowie wenig Aussicht auf Spielzeit hat Omar Richards, der im vergangenen Sommer aus Reading kam, allerdings seine Bundesliga-Tauglichkeit nicht unter Beweis stellen konnte. Der 24-jährige Brite ist nach Davies und Hernandez auf der Position des Linksverteidigers nicht mehr als die dritte Wahl.
Egal, ob mögliche Abgänge oder Neuzugänge, langweilig und ruhig wird das Sommer-Transferfenster für Salihamidzic, Kahn und Co. nicht werden. Auch nicht nach dem Mane-Coup.
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.