Meister-Matchball als Randnotiz: Nagelsmann nimmt Bosse in die Pflicht
19.04.2022 | 00:04 Uhr
Nach dem 3:0-Sieg in Bielefeld ist der FC Bayern nur noch einen Sieg von der Titelverteidigung entfernt. Dass die Münchner gegen Borussia Dortmund den zehnten Meistertitel in Folge perfekt machen können, ist ein pikantes Detail. Im Vordergrund stehen aber die Aufarbeitung der Saison und die Zukunftsplanung.
Nachdem der FC Bayern sich den Titel-Matchball erarbeitet und den Frust des Ausscheidens aus der Champions League von der Seele geschossen hatte, fand Joshua Kimmich deutliche Worte.
"Wir wollen den Titel auf jeden Fall holen, gerade nächste Woche zuhause gegen Dortmund", sagte Kimmich nach dem 3:0 (2:0)-Sieg bei Arminia Bielefeld im Interview mit DAZN: "Trotzdem müssen wir diese Saison aufarbeiten."
Er habe sich "sehr schwergetan, mit dem Aus in der Champions League umzugehen. Es ist schwierig zu verarbeiten, dass man so eine Chance liegen gelassen hat", haderte Kimmich immer noch mit dem Viertelfinal-Aus gegen den FC Villarreal.
"Nicht nur in der europäischen Königsklasse, sondern auch im DFB-Pokal "sind wir viel zu früh rausgegangen. Wir hatten uns mehr vorgestellt. Am Ende ist eine Saison mit einem Titel vielleicht zu wenig", meinte Kimmich und richtete den Blick nach vorn: "Trotzdem wollen wir nächstes Jahr wieder voll angreifen."
Nach sieben Titeln in der Amtszeit unter Hansi Flick müssen sich die Münchner in diesem Jahr neben dem Supercup mit der Deutschen Meisterschaft begnügen. Zu wenig für die Ansprüche der erfolgsverwöhnten Bayern.
Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic müssen sich etwas einfallen lassen, sonst droht der deutsche Serienmeister international den Anschluss zu verlieren.
"Du darfst nicht viele Transferperioden verschlafen. Wenn du hinten raus ein Top-Produkt haben willst, musst du auch Top-Material verwenden", nahm Trainer Julian Nagelsmann seine Chefs in die Pflicht.
"Es gibt für uns nicht den Weg, nur Kohle reinzubuttern. Wir müssen andere Wege gehen und neue Lösungen finden, wenn wir dauerhaft zu den Top-4-Teams in Europa gehören wollen", lautete Nagelsmanns Warnung: "Ich habe meine Ideen, dann schauen wir, was am Ende herauskommt."
Auf Kahn und Salihamdzic wartet viel Arbeit. "Wir schauen, wie wir die Konkurrenz erhöhen können, und was finanziell möglich ist", hatte der Sportvorstand vor der Partie in Bielefeld gemeint.
Große Sprünge können die Münchner nicht machen, die finanziell nicht in den Größenordnungen investieren können wie zum Beispiel die Scheich-Klubs Manchester City oder Paris Saint-Germain.
"Es wird nicht so sein, dass wir große Risiken eingehen werden", gab Salihamidzic zu bedenken: "Wir werden alles versuchen im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten, aber wir werden den Klub nicht gefährden."
Offene Baustellen gibt es einige: Die Vertragsverhandlungen mit Leistungsträgern wie Robert Lewandowski, Thomas Müller oder Serge Gnabry stehen noch aus, zudem muss der Kader verstärkt werden - und das möglichst kostengünstig, denn "wir haben zwei ganz schwierige Jahre beim FC Bayern hinter uns. Auch wir haben unter der Pandemie gelitten. Das ist dann natürlich auch ein Thema", erklärte Bayern-CEO Kahn im Sport1-Doppelpass.
"Wir sind auch schon in guten Gesprächen mit einigen Spielern, und wir werden beides parallel in Ruhe machen", gab sich Salihamidzic zuversichtlich und erklärte mit Bezug auf Lewandowski, man werde "alles in Ruhe mit ihm und seinem Berater besprechen."
Unstimmigkeiten zwischen dem Torjäger und dem Trainer scheint es zumindest nicht zu geben. Nagelsmann betonte, er habe "nicht das Gefühl, dass er ein Problem mit mir hat und andersherum ist auch nicht so".
Nach Sky Informationen will der FC Barcelona Lewandowski verpflichten. "Stand heute hat Robert einen Vertrag - auch für die nächste Saison", betonte Kahn: "Wir sind im Moment im Austausch mit ihm. Wir wollen, dass er möglichst lange beim FC Bayern bleibt." Noch in diesem Monat sollen die Gespräche mit dem Polen stattfinden.
Bei Müller scheinen die Bayern schon weiter zu sein. Kahn erklärte, er sei "sehr, sehr zuversichtlich, dass wir da relativ kurzfristig etwas dazu sagen können."
Der FC Bayern steht im April 2022 kurz vor der nächsten Meisterschaft, aber vor allem vor richtungsweisenden Aufgaben.
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