FC Bayern reist nach DFB-Pokal-Aus mit Kopfschmerzen zum BVB
Vor dem Klassiker: Fünf Punkte bereiten Bayern Kopfschmerzen
02.11.2023 | 18:39 Uhr
Es ist Katerstimmung angesagt: Zum vierten Mal in Folge scheitert der FC Bayern frühzeitig im DFB-Pokal. Die Last-Minute-Niederlage in Saarbrücken ist eine Blamage für den Rekordmeister - und zeigt vor dem Klassiker, dass die Münchner mit fünf Problemen zu kämpfen haben.
1. Fehlende defensive Stabilität
Was früher ein Aushängeschild war, ist heute die Achillesferse des FC Bayern: Defensiv fehlt die Stabilität, schon in der letzten Saison bekam Thomas Tuchel die Abwehrprobleme nicht in den Griff. Beim FSV Mainz und Galatasaray ließ man zuletzt etliche Großchancen zu, auch Saarbrücken kam in der ersten Halbzeit zu Chancen.
"Naiv" sei beispielsweise das Gegentor in der Nachspielzeit zum 1:2 gewesen, meint Didi Hamann exklusiv bei Sky. Den Münchnern ist die Fähigkeit abhandengekommen, schwere Spiele zu kontrollieren - nicht erst seit gestern. "Die Stärke des FC Bayern war, dass sie Spiele hatten, wo sie nach 60 Minuten runterschalten konnten - das gab es in den letzten Monaten selten", so Hamann.
2. Verletzungspech in der Zentrale
Die Instabilität in der Defensive wird dazu auch vom großen Verletzungspech der Bayern in der Zentrale gefördert. Trainer Tuchel musste auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel gar von einem Zettel ablesen, wer alles verletzt oder angeschlagen war.
Matthijs de Ligt dürfte nun nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung in Saarbrücken erneut länger ausfallen. Dayot Upamecano, der bis zuletzt an einer Oberschenkelverletzung laborierte, könnte möglicherweise in Dortmund zurückkehren, jedoch ohne jegliche Spielpraxis - Stabilität in der Innenverteidigung geht anders.
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Auch in der Mittelfeldzentrale ist die Besetzung dünn. So dünn, dass gegen Saarbrücken der eigentliche Linksverteidiger Frans Krätzig im Mittelfeld ranmusste. Gegen Dortmund fehlt Joshua Kimmich rotgesperrt, Konrad Laimer bleibt als einziger zentraler Mittelfeldspieler übrig - Leon Goretzka könnte zwar ebenfalls nach seinem Mittelhandbruch zurückkehren, doch auch ihm fehlt nach seinem Ausfall die Spielpraxis.
3. Ständige Personaldiskussionen & desaströse Kommunikation
Es ist ein nicht enden wollendes Thema: Gebetsmühlenartig forderte Tuchel seit Beginn der Saison neue Spieler, die "Holding Six" war der Sommer-Hit an der Säbener Straße. Bekommen hat Tuchel seinen defensiven Sechser nicht, dafür aber eine Belehrung von Uli Hoeneß, dass sich eine solche Diskussion nicht stelle, man habe ja Konrad Laimer.
Auch Joshua Kimmich reagierte trotzig und ließ verlauten sehr wohl ein Sechser zu sein - eine Eigenschaft, die ihm sein zu Amtsantritt in die Mannschaft "schockverliebter" Trainer öffentlich absprach. "Kimmich, der eigentlich ein Leader sein soll, den hat er (Thomas Tuchel, Anm. d. Red.) in den letzten Monaten demontiert, der ist total verunsichert, das hat auch die Rote Karte gegen Darmstadt gezeigt", kritisierte Hamann.
Die öffentliche Diskussion zwischen Tuchel und Hoeneß, die überraschenderweise damit endete, dass der langjährige FCB-Boss plötzlich großzügig Transfers im Winter versprach, ist nur ein Teil der suboptimalen Außendarstellung des Rekordmeisters seit Sommer.
Angefangen mit der Trennung von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic bis zur Farce am Deadline Day, als Fulhams Palhinha bereits im Bayern-Trikot schon über das Trainingsgelände lief, am Ende aber doch wieder nach London fliegen musste: Der Branchenprimus becklerte sich zuletzt selten mit Ruhm. Auch die Last-Minute-Abgänge von Josip Stanisic nach Leverkusen und Benjamin Pavard zu Inter machen sich nun bemerkbar, da kein Ersatz geholt wurde. "Da haben sie sich dilettantisch verhalten und das fällt ihnen jetzt auf die Füße", meinte Hamann.
Auch in der Causa Boateng schätzte man die Situation und vor allem die Reaktion der eigenen Fans falsch ein und zog letztlich die Reißleine erst dann, als der kommunikative Schaden bereits angerichtet war. Die Personalnot in der Innenverteidigung bleibt.
4. Der zweite Anzug passt nicht
Gegen Saarbrücken wurden die Personalprobleme dann einmal mehr deutlich, nach der Verletzung von de Ligt rückte Kimmich in die Innenverteidigung, mit Bouna Sarr als Rechtsverteidiger und Krätzig im Mittelfeld offenbarten sich große Abstimmungsschwierigkeiten in der Bayern-Elf. Der zweite Anzug ist nicht nur zu dünn - er passt auch nicht.
Trotz der logischen Rotation aufgrund der vielen Partien war das Engagement der Spieler in der ersten Halbzeit begrenzt. Tuchel sprach bei Sky von einer "schlechten" ersten Halbzeit. Nach dem vierten frühen Ausscheiden in Folge - zum dritten Mal in Runde zwei - stellt sich schon die provokante Frage, ob der FC Bayern überhaupt noch Bock auf den DFB-Pokal hat...
5. Fehlende Identifikation der Spieler
"Wir machen das 1:0 und waren vielleicht zu zufrieden mit dem Ergebnis und laden Saarbrücken dann zum Ausgleich ein. Das sind die Dinge, die wir uns ankreiden müssen", wurde Müller nach dem Scheitern bei Sky deutlich. Zudem kritisierte die FCB-Ikone seine Mitspieler: "Was überhaupt nicht geht, ist, dass nur drei, vier Spieler am Ende von sich aus verstehen, den Support auch zu respektieren", erklärte der 34-Jährige am Sky Mikrofon.
"In dem Spiel gegen Saarbrücken brauchst du Leute, die vorangehen, die das Kommando übernehmen", erklärte Hamann. Beim Klassiker (Samstag ab 17:30 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 1) braucht es eine deutliche Leistungssteigerung und mehr Stabilität gegen den BVB, einfach wird es sicher nicht.
Auch wenn die Ursachen nicht alle direkt beseitigt werden können - eine Reaktion in Dortmund würde die Kopfschmerzen sicherlich wieder ein wenig lindern.
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