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FC Bayern: Robert Lewandowskis Aussagen in der Analyse

Umdenken oder verpokert? Die Lewy-Aussagen in der Analyse

Der Transferstreit zwischen Robert Lewandowski und dem FC Bayern nimmt kein Ende. In einem neuen Interview ruderte der Weltfußballer nach zuletzt drastischen Aussagen allerdings wieder zurück. Sky analysiert die Wechselposse.

Nach acht mehr als erfolgreichen Jahren geht die Ehe zwischen Lewandowski und den Bayern gerade in die Brüche. Der 33-Jährige forciert einen Wechsel zum FC Barcelona - noch in diesem Sommer. Das Problem: Lewandowksi hat noch bis Sommer 2023 einen Vertrag bei den Münchnern, die auf das Erfüllen dieses Arbeitspapiers bestehen. Was also tun?

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Öffentlicher Druck ist Lewandowskis einzige Hoffnung

Lewandowski versucht seit einigen Wochen seinen Transfer nach Spanien zu erzwingen. Dabei setzte der Pole bis dato auf öffentliche Kommunikation. "Er kann sein Ziel nur über mediales Hochkochen erreichen. Vertrag ist Vertrag, wenn die Bayern stur bleiben. Deshalb wählt er den öffentlichen Weg und bringt Unruhe herein", erklärt Kommunikationsexperte Michael Cramer die Vorgehensweise des Polen.

"Er dreht immer weiter an der Schraube, bis die Bayern so genervt sind, dass sie sagen: 'Dann lassen wir ihn halt gehen, Hauptsache wir haben Ruhe.' Das ist perfides Kalkül, weil er keine andere Hoffnung hat", analysiert Cramer die Situation um den zweifachen Weltfußballer.

Von Sport zu Emotionen: Lewandowski wechselt Strategie

Anfangs sprach Lewandowski viel über seinen Kindheitstraum, einmal für den FC Barcelona aufzulaufen. Eine "neue Herausforderung" würde ihn reizen, erklärte der Pole mehrfach öffentlich. Dann jedoch änderte sich die Tonalität. Die Aussagen wurden schärfer und richteten sich plötzlich direkt an - und gegen die Bayern. "Ich will den FC Bayern nur noch verlassen. Respekt und Loyalität sind wichtiger als Arbeit", wurde der polnische Superstar am Montag im Podcast mit OnetSport deutlich.

"Es geht ihm nicht mehr um den sportlichen Fortschritt oder seinen Traumverein. Jetzt geht es nur noch um Emotionen und die Geschichte, dass das Tischtuch mit dem Verein zerschnitten ist", erklärt Cramer den Strategie-Wechsel vom "Team Lewandowski" rund um Berater Pini Zahavi. Und weiter: "Die Lewandowski-Seite hat klar gesagt, dass er sich mit seinen Verdiensten für den Verein noch einmal einen Lebenstraum erfüllen will. Dass jetzt der arme Robert so schlecht vom FC Bayern behandelt wird, habe etwas in ihm kaputt gemacht. Das ist die typische Opfergeschichte, die hier erzählt wird."

"Das Ganze hat den Fans zugesetzt"

Gleichzeitig erwähnt der Stürmer immer wieder seine innige Beziehung zu den Fans. Von "Liebe" war zwischenzeitlich die Rede, was Kommunikationsexperte Cramer ebenfalls für einen cleveren Schachzug des 33-Jährigen hält: "Er weiß, dass er in die Situation geraten kann, nächstes Jahr noch bei den Bayern zu spielen. Er will verhindern, dass dann das ganze Stadion pfeift, wenn er aufläuft."

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Ein Balance-Akt zwischen Provokation gegenüber den Bayern-Bossen, ohne aber die Fans zu sehr zu verärgern. "Lewandowski kriegt auch mit, dass die Stimmung in den Sozialen Medien total kippt. Er ist dabei, sich dieses Lebenswerk, das er bei Bayern aufgebaut hat, selbst einzureißen", warnt Sky Reporter Florian Plettenberg. Der Bayern-Experte befürchtet, dass es angesichts der öffentlichen Auftritte Lewandowskis schon zu spät für eine Versöhnung sein könnte.

"Ich glaube, dass das nicht mehr zu retten ist. Ich habe vielfach in die Kommentare auf Social Media und in Foren hineingelesen. Das Ganze hat den Fans schon zugesetzt", erklärt Plettenberg. Einen versöhnlichen Abschied wie bei Niklas Süle am Saisonende wird es für Lewandowski wohl nicht mehr geben. Während die Kommunikation beim Neu-Dortmunder sauber und direkt war, sind die Bayern-Fans von der Lewy-Posse enttäuscht. "Würde er morgen auflaufen, würde er sich einem enormen 'Buh'-Konzert aussetzen müssen", ist sich der Sky Reporter sicher.

Umdenken oder verpokert? Lewandowski rudert zurück

Nachdem die nächste Eskalationsstufe zu drohen schien, offenbarte Hasan Salihamidzic ein Gespräch mit dem Stürmer, der den Bayern-Sportvorstand angerufen habe. Kurz darauf erschien ein neues Interview Lewandowskis in der Bild, in welchem er stark zurückruderte und neue Töne von sich gab. Er denke, "dass es am besten sein wird, eine gute Lösung für beide Seiten zu finden. Und nicht nach einer einseitigen Entscheidung zu suchen. Es ergibt keinen Sinn. Nicht nach dieser Zeit."

Dann stellte Lewandowski klar, "der FC Bayern und ich sind keine Feinde", um dann eine komplett neue Richtung einzuschlagen: "Ich will nichts erzwingen. [...] Bayern ist einer der größten Klubs der Welt, ein Traumklub für viele großartige Spieler." Plötzliches Umdenken oder hat sich der Angreifer verzockt?

"Die Lewandowski-Seite hat nicht damit gerechnet, dass die Bayern so hart bleiben. Jetzt wurde es immer emotionaler und ich habe den Eindruck, dass man sich da verschätzt hat", analysiert Kommunikationsexperte Cramer. Und dennoch haben die Bayern den neuen Tonfall ihres (Noch-)Superstars zur Kenntnis genommen. "Beim FC Bayern ist das jüngste Interview auf Wohlwollen gestoßen, das war deutlich herauszuhören. All die Aussagen, die Lewandowski zuvor getroffen hat, waren nicht nur für ihn schädlich, sondern auch für den Verein", erklärt Sky Reporter Plettenberg.

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Trotz Forderung danach: Lewandowski will keine Ruhe

Bei den Münchnern wünscht man sich Ruhe. Ruhe, die nun auch Lewandowski gefordert hat. Er wolle "nicht über die Medien gehen", erklärte der Stürmer ironischerweise in seinem neuen Interview. "Er ist derjenige, der die Unruhe produziert. Er gießt Öl ins Feuer. Er kann einfach schweigen und spielen, dann wäre die Unruhe vom Tisch - aber das will er natürlich nicht wirklich. Er versucht seine Interessen durchzusetzen und legt deshalb immer wieder nach", erklärt Cramer.

Doch die Bayern-Bosse sitzen am längeren Hebel. Sowohl Präsident Herbert Hainer als auch Geschäftsführer Oliver Kahn haben einen Wechsel komplett ausgeschlossen. Das setzt die Verantwortlichen unter Druck - birgt gleichzeitig aber auch Chancen. "Die Aussagen der beiden waren zwei Machtworte. Beide wollen und müssen ihr Profil schärfen und wenn Lewandowski nun doch wechselt, stünden die beiden nicht gut da", warnt Bayern-Experte Plettenberg.

Bayern mit Chance auf starkes Profil

Bleibt man hart, so hat man nach viel Kritik in Sachen Kommunikation endlich wieder Stärke als FC Bayern München gezeigt. "Oliver Kahn kann in dieser vertrackten Situation enorm an Profil gewinnen. Er hat in der Causa Lewandowski die Chance, sich endgültig als die starke Figur beim FC Bayern zu positionieren", glaubt Cramer.

Und wie geht es weiter? "Wenn Lewandowski das anders angegangen hätte, wäre vielleicht mehr für ihn gegangen. Wenn man sich vernünftig zusammengesetzt hätte, mehr kooperativ als konfrontativ. Aber Lewandowski und seine Berater haben eine andere Strategie gewählt", urteilt der Kommunikationsexperte.

Ob der wechselwillige Weltfußballer nun weiter Öl ins Feuer gießt oder seinen gelegten Brand löscht, bleibt vorerst abzuwarten.

Mehr zum Autor Lars Pricken

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