Frauenfußball: Spielerinnen bei der Frauen-EM die schon Mama sind
Mit Kind ins Trainingslager: Mama und EM-Teilnehmerin gleichzeitig
09.07.2022 | 22:57 Uhr
Es gibt immer mehr weibliche Fußballprofis, die während ihrer aktiven Karriere Kinder bekommen und danach auf den Platz zurückkehren. Auch bei der EM in England (ab 6. Juli) sind einige Spielerinnen bereits Mutter, beim deutschen Team steht Zwillingsmutter Almuth Schult im Aufgebot.
2020 brachte die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult Zwillinge zur Welt und managt seitdem Fußballkarriere und Familie mit zwei Kindern gleichzeitig. Beim VfL Wolfsburg war sie zuletzt wieder die Nummer eins im Tor. In der DFB-Auswahl hat sich derweil Merle Frohms den Platz zwischen den Pfosten erkämpft, Schult ist mit ihrer Erfahrung aber eine sehr wichtige Stütze des Teams.
Vor dem Turnier (alles zur EM in England) wurde bereits bekannt, dass die 31-Jährige diesen Sommer zu Angel City FC nach Los Angeles wechselt und dort ihre Karriere neben dem Muttersein fortsetzt.
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Gunnarsdottir: CL-Sieg nicht mal ein Jahr nach Rückkehr
Aber Schult ist nicht die einzige Ex-Wolfsburgerin, bei der es sich neben dem Fußballplatz noch um die Kindererziehung dreht. Auch die Isländerin Sara Gunnarsdottir ist mittlerweile Mutter eines acht Monate alten Jungen. Vier Monate nach der Geburt stand sie für Olympique Lyon bereits wieder auf dem Platz und gewann im Mai mit dem französischen Spitzenklub sogar die Champions League.
Ihr Partner ist ebenfalls Fußballprofi und spielt in der 2. französischen Liga. Während ihrer Reha und Rückbildungsmaßnahmen bei Lyon wartete der Nachwuchs meist nur einen Raum weiter und wurde derweil von Mitspielerinnen oder Teilen des Trainerteams bespaßt.
Gunnarsdottir mit Doku über Muttersein und Profi-Fußballerin
In Zusammenarbeit mit ihrem Sponsor produziert Gunnarsdottir eine Dokumentation über das Leben als Profi-Fußballerin mit Kind. Dabei gibt sie Einblicke in ihren Trainingsplan noch während und nach der Schwangerschaft, ihren Familien- Alltag generell und wie sie den Spagat zwischen Kind und Fußball auf höchstem Level meistert. Die Doku wird diesen Sommer erscheinen.
Mit dem Einjährigen ins Trainingslager
Neben Gunnarsdottir gibt es unter den Isländerinnen noch vier weitere Mütter, unter anderem Dagny Brynjarsdottir. Elin Rubensson ist für Schweden dabei und ebenfalls schon Mutter. Brynjarsdottirs Sohn ist mittlerweile vier Jahre alt und begleitet sie bei ihrem Verein West Ham United hin und wieder mal zum Vereinsgelände zur Freude des gesamten Teams.
Die Schwedin Elin Rubensson nahm im Februar ihren einjährigen Sohn Frans bereits mit nach Marbella ins Trainingscamp mit ihrem Klub. Somit hat der kleine Frans schon seine erste Dienstreise mit Mama hinter sich.
Rubensson "nutzt" Pause durch Corona-Pandemie
Erst vor kurzem sprach Rubensson in einem Interview mit olympics.com darüber, dass sie trotz ihrer Fußballkarriere immer früh Mutter werden wollte. Als dann 2020 die Corona-Pandemie einsetzte und auch die Olympischen Spiele verschoben wurden, fühlte es sich für die Schwedin und ihrem Mann nach dem richtigen Zeitpunkt an.
Da Rubenssons Ehemann in Elternzeit blieb, war es ihr möglich, schon zwei Monate nach der Geburt ihres Sohnes wieder ins Training mit ihrem Verein BK Häcken zurückzukehren.
Schwangerschaft spornt zu Hochleistungen an
Physisch fühle sie sich nach der Schwangerschaft sogar besser als je zuvor. Im Champions-League-Spiel gegen Bayern München stellte sie einen neuen persönlichen Geschwindigkeitsrekord auf.
Auch Wissenschaftler bestätigen, dass eine Schwangerschaft bei Hochleistungssportlerinnen als eine Art "natürliches Doping" wirken kann. Dennoch sagt Rubensson selbst, dass eine Schwangerschaft immer ein gewisses Risiko und Unsicherheit für die Karriere berge. Man wisse nie, wie der Körper nach einer Schwangerschaft physisch reagieren würde.
Bessere Bedingungen für Familiengründung gefordert
Zum Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft hatte die 29-Jährige noch eine relativ lange Vertragslaufzeit bei ihrem Verein BK Häcken. Somit brauchte sie sich darüber keine Sorgen zu machen, bekam jedoch in dieser Zeit nur zehn Prozent ihres regulären Gehalts.
Mittlerweile nutzt Rubensson ihre eigenen Erfahrungen, um in ihrem Heimatland für einen Wandel in diesem Bereich zu sorgen. Die Unterstützung und Sicherheit für Spielerinnen, die in Betracht ziehen eine Familie zu gründen, sollen deutlich verbessert werden.
FIFA reagiert: Schutz für Schwangere
2021 verankerte die FIFA Bestimmungen zum Mutterschutz in ihrem Regelwerk. Dabei wurde sich hauptsächlich auf die Standards der internationalen Arbeitsorganisation bezogen. Vor allem werden werdende Mütter dabei vor einer Vertragsauflösung vonseiten des Vereins aufgrund der Schwangerschaft geschützt.
Zudem stellt die Regelung sicher, dass die schwangere Frau weiterhin den Umständen entsprechend ihrer sportlichen Arbeit nachgehen kann und auch nach dem Mutterschaftsurlaub gewährleistet ist, dahin zurückkehren zu können.
EM ohne Leupolz wegen Nachwuchs
Nicht zuletzt hat das Thema in Deutschland gerade wieder an Bedeutung gewonnen, da Bundestrainerin Martin Voss-Tecklenburg dieses Jahr auf Melanie Leupolz verzichten muss. Die Spielerin des FC Chelsea lenkt normalerweise das deutsche Spiel aus dem zentralen Mittelfeld heraus. Die 28-Jährige erwartet nun allerdings zum ersten Mal Nachwuchs und fehlt dem DFB-Team dadurch bei dieser EM.
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