Gündogan und Sane kämpfen um einen Stammplatz in der DFB-Elf
ManCity-Duo macht Druck auf die Unantastbaren
27.03.2018 | 19:33 Uhr
Für den Brasilien-Test rotiert Bundestrainer Joachim Löw gegenüber dem 1:1 gegen Spanien kräftig durch und bringt mindestens sechs neue Akteure - darunter: Ilkay Gündogan und Leroy Sane. Beide haben ihren Kader-Platz für die WM wohl sicher, aber auch Potential für mehr.
Generell geht es für Profis im letzten Testspiel vor einer Kader-Nominierung für ein großes Turnier darum, sich beim Bundestrainer für einen Kader-Platz zu empfehlen. Dies ist auch bei der anstehenden Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Brasilien (ab 19:45 Uhr im Liveblog auf skysport.de) der Fall - jedoch nicht für alle Akteure. Einige, wie etwa die Weltmeister Toni Kroos, Mats Hummels und Thomas Müller, dürfen ihre Koffer für Russland sicher packen.
Die beiden Manchester-City-Profis Ilkay Gündogan und Leroy Sane sollten ebenfalls in diese Kategorie gehören. Deren Rolle ist allerdings noch unklar: erste Wechseloption, doch nur Ergänzungsspieler oder möglicherweise sogar Stammkraft?
Gündogan ist bereit für die WM
Vor allem Gündogans Vergangenheit war alles andere als einfach. Kurz vor seinem Wechsel von Dortmund zu Manchester City zog sich der zentrale Mittelfeldspieler eine Luxation der Kniescheibe zu und fiel für die ersten Spiele der Saison 2016/17 aus. Im Dezember 2016 dann der nächste Schock: Kreuzbandriss! Gündogan verpasste die restliche Spielzeit komplett.
In dieser Saison läuft es für den 27-Jährigen besser. Nach zahlreichen Kurzeinsätzen im Sommer fand Gündogan schnell seinen Rhythmus. Noch viel wichtiger war, dass er beschwerdefrei blieb. Mittlerweile hat er sich einen Stammplatz bei den Citizens erspielt und absolvierte in den vergangenen Wochen fast jedes Spiel über 90 Minuten.
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"Ich mache mir über die Verletzungen keine Gedanken mehr. Ich bin fit und froh auf dem Platz zu stehen. Ich bin glücklich, auf einem guten Niveau zu sein. Das will ich beibehalten", sagt Gündogan auf der DFB-Pressekonferenz.
Sane lobt Teamkollegen Gündogan
Teamkollege Leroy Sane findet nur lobende Worte für den ehemaligen Dortmunder: "Er ist ein super Spieler, war ein Jahr vor mir bei Man City und hat mir anfangs sehr viel geholfen. Wir wohnen im selben Haus. Er ist menschlich wie sportlich ein toller Typ, der jeder Mannschaft weiterhilft."
Damit dürfte neben City-Coach Pep Guardiola auch Gündogan einen Anteil an Sanes toller Entwicklung bei den Citizens haben. Der Durchbruch gelang dem ehemaligen Schalker in dieser Spielzeit. In wettbewerbsübergreifend 40 Spielen knipste der 22-Jährige zwölf Mal und legte zudem weitere 15 Tore auf. Damit ist er ein wichtiger Eckpfeiler in der torgefährlichsten Angriffsreihe der Premier League.
Dieser Werdegang ist auch Gündogan nicht verborgen geblieben: "Als junger Spieler hat er selbstredend noch Konzentrationsschwächen, doch diese hat er in der aktuellen Saison unter Pep Guardiola fast schon abgestellt - und gelernt, den Fokus auf die einfachen Sachen zu lenken. Er hat sich super entwickelt, macht seine Tore und sorgt auf dem Flügel für viel Dampf. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Aber manchmal braucht er einen Tritt in den Allerwertesten. Wir helfen ihm, er hilft uns", sagte Gündogan leicht süffisant über seinen Teamkollegen.
Gündogan steht vor erstem großen Turnier
Bei den Citizens, einem internationalen Spitzenklub, haben sich Gündogan und Sane trotz qualitativ hochwertiger Mitspieler somit nach kurzer Zeit fast unverzichtbar gemacht. In der deutschen Nationalmannschaft ist ihnen dieser Sprung bislang noch nicht gelungen - ein Zeichen dafür, wie stark der aktuelle DFB-Kader ist.
Bei Gündogan liegt dies unter anderem an seiner Verletzungshistorie, die ihm im DFB-Team bereits mehrfach einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Die Zahlen unterstreichen die Misere mehr als deutlich. Schon vor sieben Jahren gab der Mittelfeldspieler sein Debüt im Nationaldress. Seitdem bringt er es aber auf lediglich 23 Länderspiele. Eine Teilnahme an einem großen Turnier blieb dem gebürtigen Gelsenkirchener in der Vergangenheit verwehrt. Vor der WM 2014 in Brasilien fiel Gündogan mit einer Stauchung der Wirbelsäule über ein Jahr aus. Die EM 2016 in Frankreich musste er wegen der bereits angesprochenen Luxation der Kniescheibe sausen lassen.
Nun scheint Gündogan mehr als bereit zu sein, streitet sich im zentralen Mittelfeld aber vor allem mit den beiden Weltmeistern Toni Kroos und Sami Khedira um die beiden Sechser-Plätze.
Sane: Mit Tempo zur Stammkraft im Nationalteam?
Anderer Grund, gleiche Situation - so verhält es sich bei Sane. Der junge Offensivakteur ist erst seit knapp zweieinhalb Jahren beim A-Team der Nationalmannschaft dabei, zehn Einsätze stehen in seiner Vita. Die internationale Erfahrung ist somit ausbaufähig. Immerhin schnupperte Sane schon Turnier-Luft. Bei der Europameisterschaft 2016 kam er zu einem Kurzeinsatz im Halbfinale.
Seine Konkurrenz auf den offensiven Flügeln ist in den vergangenen Monaten aber nicht weniger geworden. Thomas Müller, Julian Draxler und Marco Reus scheinen die härtesten Konkurrenten auf Sanes Position zu sein. Zwar sind vor allem die beiden Letztgenannten mit ordentlichen Geschwindigkeit ausgestattet, Sane bringt diesbezüglich aber nochmal eine neue Dimension ins Spiel. Möglicherweise ist genau das der entscheidende Punkt, der ihn bei der WM in die erste Elf spülen könnte.
Die Entscheidung des Bundestrainers über die zugedachte Rolle haben die beiden England-Legionäre in gewisser Weise selbst in der Hand. Im Test gegen Brasilien dürfen sowohl Gündogan als auch Sane von Beginn an ran und haben damit eine große Chance, Löw ein deutliches Bewerbungsschreiben auf den Tisch zu legen.