Nagelsmann vor kniffligem Puzzle: Problemzone Doppelsechs
19.11.2023 | 11:33 Uhr
Bei der Niederlage gegen die Türkei hat die Nagelsmann-Lösung auf der Doppelsechs mit Kimmich und Gündogan einige Probleme offenbart. Der Bundestrainer steht vor einer kniffligen Entscheidung,.
Sein Heimdebüt als Bundestrainer hatte sich Julian Nagelsmann sicherlich etwas anders vorgestellt. Statt weiter Euphorie vor der Heim-EM zu entfachen, bestimmten im Berliner Olympiastadion nach der bitteren 2:3-Pleite gegen das B-Team der Türkei wieder einmal hängende Köpfe die Szenerie.
Neben der Abwehrreihe, bei der sich Nagelsmann mit der Wahl von Kai Havertz experimentierfreudig zeigte und die dennoch erneut mehrere Unsicherheiten offenbarte, wurde beim umkämpften Freundschaftsspiel besonders eine DFB-Baustelle abermals deutlich sichtbar: Die Doppelsechs.
Gleich in mehreren Szenen offenbarten die beiden Mittelfeld-Akteure während der Partie gegen die Türkei Abstimmungsprobleme, was besonders gegen Ende der ersten, aber auch in der zweiten Halbzeit immer wieder zu Chancen für die Türken führte. Statt sich bei offensiven Vorstößen gegenseitig abzusichern, agierten beide Sechser so oftmals auf einer Höhe und brachten ihre Defensivreihe in Gefahr.
Zwar stellten einige Offensivaktionen sowohl von Kimmich als auch von Gündogan die türkische Abwehr immer wieder vor Probleme, doch die defensive Absicherung ließ zu wünschen übrig.
Matthäus wünscht sich auch deshalb künftig eine andere Lösung in der Zentrale. "Einer von Gündogan und Kimmich mit Goretzka oder Groß wäre für mich die ideale Lösung, aber nicht Kimmich und Gündogan. Ein Sechser, der vor der Abwehr aufräumt, das ist weder Gündogan noch Kimmich", erklärt der Rekordweltmeister.
Sollte Nagelsmann jedoch auf den Weltmeister von 1990 hören, liegt ein Stolperstein im Weg, den sich der neue DFB-Coach selbst gelegt hat. So verkündete der Bundestrainer auf der Pressekonferenz vor dem Türkei-Spiel, dass er Kimmich klar "als Sechser" sehe, während Gündogan vom Ex-Bayern-Coach zum Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ernannt wurde. Eine knifflige Situation tut sich auf, da in der hochqualitativen DFB-Offensive um Florian Wirtz, Jamal Musiala, Leroy Sane und Niclas Füllkrug eigentlich kein Platz für einen dritten Mittelfeldspieler ist.
Könnte Nagelsmann seinen frischgebackenen Kapitän oder den Mittelfeld-Star der Bayern tatsächlich mit einer Reservistenrolle belegen und stattdessen Pascal Groß oder Leon Goretzka das Vertrauen schenken? Ein Szenario, das nur schwer vorstellbar wirkt und so könnte möglicherweise eine alte, eigentlich von Nagelsmann beendete Diskussion wieder aufkeimen: Sollte Kimmich als Rechtsverteidiger spielen, womit auf Sechs wiederum ein Platz frei wäre?
Bereits in seiner Kolumne nach der USA-Reise hatte Matthäus die Bedeutung der Abstimmung im defensiven DFB-Mittelfeld thematisiert. "Es muss ganz klar sein. Der eine ist die Sechs, der andere die Acht. Das kann im Spiel mal variieren, aber nicht permanent", meinte der Sky Experte und sprach über das Kimmich-Gedankenspiel als Rechtsverteidiger: "Wenn er Groß behalten will, Kimmich nach rechts hinten. Wir haben keinen gelernten Top-Rechtsverteidiger und Kimmich hat dort vor einiger Zeit schon Weltklasse gespielt".
Die Wunschlösung von Nagelsmann auf der Doppelsechs besteht - wie man gestern mit der Aufstellung erkennen konnte - aus Kimmich und Gündogan. Sollten die beiden jedoch weiterhin eklatante Abstimmungsprobleme aufweisen und die defensive DFB-Stabilität gefährden, muss der Bundestrainer wohl noch einmal seine Planungen in der Problemzone Doppelsechs überdenken...
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