Kolumne: Lothar Matthäus über Lewandowski, Bayern und die Relegation

Matthäus: Kein Wunder, dass Lewy keine Lust mehr auf Bayern hat!

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

Sky Experte Lothar Matthäus schreibt in seiner Kolumne "So sehe ich das" über die Situation rund um Robert Lewandowski, die allgemeine Unruhe beim FC Bayern und die Traumrelegation Hamburg gegen Hertha.

Hamburg gegen Hertha - mehr Relegation geht nicht! Ich freue mich sehr auf diese spannenden Spiele zwischen zwei großen Vereinen, beim Kampf um einen Bundesliga-Platz. Es gibt eben Menschen, die Ahnung von Fußball haben und einer von ihnen ist Felix Magath. Er hat schon vor Wochen gewusst, dass es darauf hinausläuft, dass er mit seinem neuen Verein gegen seine alte Liebe antreten muss. Genauso ist es gekommen.

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Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de

Für Hertha spricht die Erfahrung

Psychologisch sehe ich den Hamburger Sportverein im Vorteil, denn sie kommen mit einem positiven Erlebnis, haben ein schweres Spiel in Rostock gedreht und eine fulminante Aufholjagd in der zweiten Liga hingelegt. Jetzt haben sie endlich die lang ersehnte Chance, den Aufstieg zu schaffen. Die Erfahrung im Team und im Kader spricht jedoch für Hertha. Hier heißt es: Vorteil Magath.

Sollte Hertha am Ende doch noch absteigen, wäre dies der absolute Tiefpunkt nach einer Saison zum Vergessen. Trainer-Entlassungen, Streit zwischen den Bossen, Zerwürfnis von Fans und Mannschaft, Millionen-Verluste und so weiter. Ehrlich gesagt würde es zur Hertha passen, wenn sie absteigen.

Der VfB Stuttgart hat sich gerettet und wenn man in den letzten Minuten das entscheidende Tor erzielt, ist das immer auch etwas glücklich. Aber am Ende haben sie es sich einfach verdient und es ist schön, zu sehen, wie glücklich die Menschen dort waren. Den Grundstein dafür haben sie mit dem 2:2 in München gelegt.

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Beim FC Bayern ist momentan wenig in Ordnung

Die wenigsten hätten ihnen ein Unentschieden beim FC Bayern zugetraut und in einer normalen Bayern-Saison wäre das auch nicht passiert. Denn dann hätten die Münchner vor allem nach der Kritik der letzten Wochen gerade so ein Spiel am Tag der Schalen-Übergabe vor ausverkauftem Haus genutzt, um wieder für Ruhe zu sorgen.

Aber beim FC Bayern ist momentan wenig in Ordnung. Jetzt muss man schon Schlagzeilen lesen die da lauten: Wer lügt? Lewandowski oder Salihamidzic? Wann hat es so etwas schon einmal gegeben. Und das bei einem Spieler, der einer der besten ist, die jemals dieses Trikot getragen haben. Das ist unwürdig für diesen großen Klub. Die Wahrheit im Falle Lewandowski liegt wahrscheinlich wie so oft in der Mitte. Hat er nun ein Angebot bekommen, so wie es der Verein kommuniziert? Falls dem so ist, frage ich mich allerdings, warum sich Lewy vor die Sky Kamera stellt und behauptet, er habe ein solches nicht bekommen?

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Auch Oliver Kahn bekräftigt erneut, dass Torjäger Robert Lewandowski bis 2023 bei den Bayern bleiben wird.

Lewandowski will weg? Kein Wunder!

Man hätte schon vor einigen Monaten mit ihm sprechen und ihm eindeutig und unmissverständlich signalisieren sollen, dass man ihn behalten will. Damals war weder Xavi Trainer in Barcelona, noch hatten die Katalanen den Super-Stürmer auf dem Schirm. Aber offensichtlich hat man bei Bayern so lange mit Haaland verhandelt und um ihn gekämpft, bis man die Absage des Norwegers kassiert hat. Und als der Klub dann bei Lewandowski die Kurve bekommen wollte, musste man feststellen, dass er keine Lust mehr hat. Ein Spieler seiner Klasse bekommt das ganze Drumherum und Werben um einen Konkurrenten natürlich mit und der lässt sich das so nicht bieten.

Es ist gefühlt so viel Unruhe in diesem Verein, wie lange nicht. Plötzlich wollen Spieler unbedingt den Verein verlassen. Früher konnten andere Klubs machen, was sie wollten, aber kaum einer wollte weg aus München. Jetzt sind in kürzester Zeit Alaba und Süle weg und zu allem Überfluss auch noch ablösefrei.

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Uli Hoeneß darf bei der Meisterfeier der Bayern natürlich nicht fehlen - und war bei Sky Reporter Torben Hofmann in Plauderlaune. Alles zu Lewandowski, Transferpolitik, Salihamidzic und den Süle-Abgang.

Lewandowski ist das Aushängeschild von Bayern München

Und weil das noch nicht genug ist, hat auch Lewandowski keine Lust mehr auf den FC Bayern. Kein Wunder bei all den Querelen, dem Qualitätsverlust und dem offensichtlichen Werben um Haaland. Ich hätte alles dafür getan, mit dem zweifachen Weltfußballer langfristig zu verlängern. Bei ihm hätte man eine Ausnahme machen müssen und trotz seines Alters zwei Jahre Vertragslaufzeit drauflegen.

Es gibt nun mal Unterschiede zwischen den Spielern und manchmal muss man im Leben Ausnahmen machen. Und wenn er mehr Geld will, dann nur, weil er es verdient hat. Er schießt viel mehr Tore als jeder andere weit und breit. Er ist im Gegensatz zu Haaland so gut wie nie verletzt, ist fit wie ein 30-Jähriger und nicht zu vergessen: Er ist in Sachen Vermarktung und Image ein absolutes Aushängeschild für Bayern München.

Welcher Bayern-Spieler war in den letzten 30 Jahren Weltfußballer? Keiner! Jetzt hat man endlich einen und geht so mit ihm um.

Nach Offensive: Bayern muss Taten folgen lassen

Klar ist: nach den deutlichen Aussagen von Brazzo, Herbert Hainer und vor allem Oliver Kahn, müssen nun Taten folgen. Alle Bosse haben unmissverständlich erklärt, dass Robert seinen Vertrag erfüllen muss. Wenn er jetzt doch noch geht, wird's peinlich für Bayern. Und wenn dann zudem kein annähernd adäquater Ersatz gekauft wird, werden die Pfiffe, die es gerade für Hasan Salihamidzic gegeben hat, kein Einzelfall bleiben.

Was Roberts Einstellung betrifft, bin ich mir nicht sicher, ob die auch dieses Mal so sein wird, wie damals in Dortmund, als er ebenfalls seinen Vertrag erfüllen müsste, bevor er zu Bayern durfte. Vor neun Jahren hatte er seine große Karriere noch vor sich. Er war Mitte zwanzig, hatte noch nicht allzu viel gewonnen und war vor allem noch kein Weltstar. Jetzt steht der letzte mögliche große Wechsel bevor. Ich glaube, es wird ein kompliziertes Jahr für alle Beteiligten, wenn er wirklich nicht gehen darf. Und das hätte man mit einem guten Angebot vor einigen Monaten verhindern können.

Ich kann Niklas Süle verstehen

Nun hat sich Uli Hoeneß am Rande der Meisterfeier am Marienplatz zu Wort gemeldet. Hoeneß macht das ähnlich wie Jose Mourinho. Wann immer er merkt, dass Unruhe herrscht, der Verein und die Mannschaft attackiert werden und es zu viele Störfeuer gibt, lenkt er durch Gegenattacken ab. Er nimmt die Schlagzeilen dann auf seine Schulter und schützt damit den Rest.

Hoeneß hat das Verhalten von Niklas Süle scharf kritisiert. Ich kann Niklas verstehen und bin auf seiner Seite. Ich hätte auch keine Lust gehabt mit nach Wolfsburg zu fliegen, wenn ich zunächst nicht im Kader gewesen wäre und der Trainer am Freitagmittag dann doch seine Meinung ändert. Dass Süle hätte mitfliegen müssen, weil er noch Bayern-Spieler ist und sich das arbeitsrechtlich so gehört, ist klar. Dass er unter den gegebenen Umständen aber absolut keine Lust hatte, ist für mich verständlich.

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Salihamidzic steht in der Verantwortung

Auch Salihamidzic hat Hoeneß in gewohnter Manier verteidigt. Und natürlich ist Hasan nicht an allem schuld, was im Verein schief läuft. Selbstverständlich hat auch er einen großen Anteil an der historischen Saison mit sechs Titeln. Wenn die Dinge in diesem Klub allerdings nicht so funktionieren, wie sie sollten, ist der Sportvorstand nun mal in der Verantwortung. Der Kader scheint offensichtlich nicht die nötige Qualität zu haben und wer stellt ihn zusammen?

Wäre die Mannschaft charakterlich und spielerisch so gut, wie es sich für Bayern-Verhältnisse gehört, wäre sie mindestens ins Champions-League-Halbfinale gekommen und auch im DFB-Pokal hätte es ein bisschen mehr sein dürfen, als ein 0:5 gegen Mönchengladbach. Zudem gab es Niederlagen gegen Bochum, Augsburg, Frankfurt, Mainz und ein Saison-Ende, bei dem die letzten drei Spiele nicht gewonnen wurden. Magath lag auch hier nicht ganz daneben, als er den Charakter dieser Mannschaft bezweifelte.

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Sky Experte Lothar Matthäus bewertet die aktuelle Saison von Hasan Salihamidzic und gibt dem Bayern-Sportvorstand eine Note. Zudem spricht er über seinen Vertrag und darüber, dass er auf dem Prüfstand steht.

Wenn Spieler wie Mane kommen, applaudiere ich auch

Vieles läuft und lief beim FC Bayern in dieser Saison extrem unglücklich. Spieler und Vorgesetzte zur Unzeit auf den Balearen, Weltfußballer, die nur noch weg wollen, Pleiten gegen Teams die dem Rekordmeister (eigentlich) nicht das Wasser reichen können und so weiter.

Das alles darf und muss kritisiert werden. Das war früher nicht anders. Und da war es nicht selten ich alleine, der intern und öffentlich die harte Kritik von Uli abbekommen hat.

Ich bin der erste, der Hasan applaudiert, wenn Spieler wie Sadio Mane an der Säbener Straße aufschlagen sollten. Aber wenn Süle lieber in Dortmund spielt, Alaba jetzt mit Real Madrid im Champions-League-Finale steht und Lewy bald für Barcelona auf Torejagd geht, dann ärgert mich das. Ich will, das die Besten bei Bayern bleiben und der Verein alles dafür tut.

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