Manchester City: Dank beeindruckender Nachwuchsarbeit mehr als Star-Auflauf & Mega-Transfers
Mehr als Star-Auflauf & Mega-Transfers! Die etwas andere City-Seite
02.09.2023 | 15:29 Uhr
Finanzspritzen aus Abu Dhabi, Mega-Transfers und in der Folge Titel en masse? So funktioniert die einfache Rechnung mit Blick auf ManCity. All das trifft durchaus zu, doch es gibt auch eine himmelblaue Seite, die weniger mit fragwürdigen Fördermitteln und mehr mit achtbarer Arbeit zu tun hat.
Bradford, Manchester: ein Ort (fast) unbegrenzter Möglichkeiten. Zumindest in finanzieller Hinsicht, es ist die Heimat von Manchester City.
Dass der Klub lange als krasses Gegenmodell zum Rivalen United galt, ein erfolgloser, aber traditionsreicher "Arbeiterverein" war, ist heute beinahe gänzlich in Vergessenheit geraten. Denn mit dem Einstieg von Scheich Mansour aus Abu Dhabi 2008 hat sich nicht nur City selbst radikal verändert, sondern auch das Image der Skyblues.
Vom beliebten Verliererklub zur weltweit relevanten und milliardenschweren Marke, zum Global Player der Fußball-Welt, der nur durch Finanzspritzen zum Titelsammler avancieren konnte und dem gleich eine Vielzahl an Verstößen gegen das Financial Fairplay vorgeworfen wird: so oder so ähnlich lautet die jüngere Geschichte Citys. All die negativ konnotierten Zuschreibungen treffen zweifelsohne zu und lassen sich auch in erschlagenen Zahlen ausdrücken.
Dank Rekord-Negativbilanz zur Supermacht
Seit der Saison 2008/09, dem Einstieg des Scheichs, hat City bis zur Spielzeit 2020/21 als einziger Klub der Welt mehr als zwei Milliarden Euro in neue Spieler investiert. Auf der anderen Seite nahm City in diesem Zeitraum "nur" 599 Millionen Euro durch Transfererlöse ein, eine Rekord-Negativbilanz von fast 1,5 Milliarden Euro*.
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Jack Grealish (117,5 Mio. Euro), Kevin De Bruyne (76 Mio. Euro), Ruben Dias (71,6 Mio. Euro) und jüngst Josko Gvardiol (90 Mio. Euro + mögliche Boni) stechen als teuerste City-Zugänge hervor. Selbstredend war es den Skyblues nur durch derartige Investitionen überhaupt möglich, zur Fußball-Supermacht aufzusteigen.
Doch da ist noch eine andere Seite des Emporkömmlings, die weniger mit fragwürdigen Fördermitteln aus Saudi-Arabien und mehr mit achtbarer Arbeit zu tun hat.
Goldgrube Nachwuchsakademie
So hat sich die himmelblaue Nachwuchsakademie in den zurückliegenden Jahren immer mehr zur Goldgrube entwickelt. Erst im vergangenen Sommer vermeldete der Klub Rekordeinnahmen von umgerechnet 54,33 Millionen Euro durch Verkäufe von Spielern aus der eigenen Talentschmiede.
Diese bereits beachtliche Zahl wurde in diesem Sommer noch einmal übertrumpft - und zwar um mehr als das Doppelte (!). Torwart James Trafford wechselte für 17,3 Millionen Euro zum FC Burnley (samt Boni 22,2 Mio.), Flügelflitzer Carlos Forbs für 14 Millionen zu Ajax Amsterdam (samt Boni 20 Mio.), Shea Charles für 12,25 Millionen zum FC Southampton (samt Boni 17,52 Mio.) und Adedire Mebude für 1,75 Millionen zu KVC Westerlo.
Zusammengerechnet macht das im besten Falle bereits satte 61,47 Millionen Euro für City. Eine enorme Summe, wenn man bedenkt, dass Charles das einzige Ex-Talent ist, das überhaupt jemals für die Profis auflaufen durfte (ein Premier-League-Einsatz).
Neben den U-21-Verkäufen hat auch Romeo Lavia Geld in Citys Kassen gespült. Der 19-jährige Belgier stammt ebenfalls aus der hauseigenen Akademie, wechselte vor einem Jahr für 22,26 Millionen Euro zum FC Southampton und nun für 62,1 Millionen Euro zum FC Chelsea. Die City-Bosse waren schlau genug, sich eine Weiterverkaufsgebühr beim Mittelfeld-Talent zu sichern. Durch Lavias Wechsel an die Stamford Bridge flossen 12,4 Millionen Euro in den Osten Manchesters.
Palmer krönt Juwel-Verkaufs-Sommer
Nun wurde dem Juwel-Verkaufs-Sommer von City die Krone aufgesetzt: auch der 21-jährige Cole Palmer, im Alter von sieben Jahren in Citys Akademie gekommen, schließt sich den Blues aus London an. Chelsea bezahlt für das offensive Mittelfeld-Talent 52 Millionen Euro. Ein stolzer Preis, denn Palmer hat in seiner bisherigen Karriere gerade einmal 489 Spielminuten in der Premier League bekommen.
Doch die Blues versprechen sich offensichtlich einiges vom jungen Palmer, immerhin kommt er aus einer der mittlerweile besten Akademien in der Fußball-Welt, die alleine in den vergangenen sechs Jahren Spieler wie Jadon Sancho (23, United), Jeremie Frimpong (22, Leverkusen), Brahim Diaz (24, Real Madrid), Ivan Ilic (22, FC Torino), Felix Nmecha (22, BVB), Jamie Bynoe-Gittens (19, BVB), Lukas Nmecha (24, Wolfsburg) oder Eric Garcia (22, FC Barcelona) hervorbrachte.
Das wären jene Talente, die City bereits verlassen haben. Auf der anderen Seite stehen da das personifizierte City-Märchen Phil Foden (23, als Achtjähriger zu den Skyblues gekommen), Rico Lewis (18 und dank City jüngster Startelf-Torschütze der Champions-League-Geschichte), James McAtee (20) sowie die Leihspieler Callum Doyle (19, Leicester) und Taylor Harwood-Bellis (21, Southampton), die allesamt beim amtierenden englischen Meister unter Vertrag stehen und teilweise bereits den Weg aus der Jugendakademie in den luxuriös bestückten Profikader geschafft haben.
Fundament Etihad Campus
Top-Talente geduldig ausbilden und für hohe Ablösen verkaufen: dass das Konzept bei City, das wie kaum ein anderer Verein für horrende Transferausgaben steht, so derartig erfolgreich funktioniert, liegt vor allem an den strukturellen Möglichkeiten der Akademie. Unweit vom Etihad Stadium befindet sich der renommierte Etihad Campus, ein Trainings- und Ausbildungsgelände von enormem Ausmaß.
Auf rund 720.000 Quadratmetern befinden sich 16 Trainingsplätze samt Flutlicht und unterschiedlichen Belägen, ein Indoorplatz mit Stationen zur Videoanalyse sowie ein 7.000 Zuschauer fassendes Stadion, das ausschließlich den Nachwuchsteams vorbehalten ist.
Sämtliche Einrichtungen strotzen vor modernster Hightech-Ausstattung. 250 Millionen Euro ließ sich Scheich Mansour das ultramoderne Ausbildungszentrum 2012 kosten, Jahr für Jahr wird das Gelände erweitert. Mehr als 450 Nachwuchs-Fußballer strengen sich tagtäglich Seite an Seite mit den Stars der A-Mannschaft für ihren Traum vom Profi-Dasein an.
Zahlreiche Sportlehrer, Analysten und Sportmediziner agieren unermüdlich im Hintergrund. Allesamt mit einem Ziel: die neuen Fodens, Sanchos und Lavias dieser Welt finden und in kleinschrittiger Arbeit zu glänzenden Perlen formen.
Neuer Akademiedirektor aus Deutschland
"Das ist eine Chance, die ich nicht ablehnen konnte. Jeder weiß, dass City eine der besten Akademien im Weltfußball hat", sagte Krücken mit Blick auf sein Engagement.
Die seit Jahren geleistete Arbeit lässt sich auch an den Ergebnissen ablesen, so kommt es nicht von ungefähr, dass Citys Nachwuchsteam zuletzt gleich dreimal in Folge Premier-League-Jugend-Meister wurde und die Nachwuchsliga dominiert.
"Die Akademie ist so wichtig für uns", schwärmte Trainer Pep Guardiola im Laufe der vergangenen Saison, als er wieder einmal mit einem seiner Akademie-Juwelen experimentierte.
Dank Talentarbeit mehr als Investoren-Klub
Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der spanische Übungsleiter den nächsten Roh-Diamanten an die Hand nehmen und ins kalte Wasser werfen wird. An vielversprechender Auswahl dürfte es Guardiola jedenfalls nicht mangeln.
Ja, City ist ein fragwürdiges Konstrukt an uneingeschränkten finanziellen Möglichkeiten und problematischen Investitionen aus Saudi-Arabien. Und ja, nur durch diese finanziellen Mittel konnte das Nachwuchs-Fundament im Osten Manchesters überhaupt erst entstehen.
Doch die Skyblues leisten beeindruckende Talentarbeit, von der auch andere Klubs profitieren - siehe etwa Borussia Dortmund und Sancho. Das sollte beim als milliardenschwer verschrienen Investoren-Klub und sämtlichen "Geld-schießt-Tore"-Bezichtigungen zumindest nicht unterschlagen werden. Auf der Suche nach Fußball-Romantik muss man in Bradford, Manchester eben nur genauer hinschauen als bei anderen Verein.
*Datenquelle: transfermarkt.de
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