Pep-Analyst, Rollengespräche, Fitnesstest: Wie Kovac den BVB umkrempelt

Der Kantersieg über Union Berlin soll in Dortmund keine Eintagsfliege gewesen sein. Der neue Trainer hat bei den Schwarz-Gelben einige Veränderungen vorgenommen.

BVB-Trainer Niko Kovac (M) lacht mit seinen Schützlingen Nico Schlotterbeck (l.) und Yan Couto.
Image: BVB-Trainer Niko Kovac (M.) lacht mit seinen Schützlingen Nico Schlotterbeck (l.) und Yan Couto.  © Imago

Bei Borussia Dortmund ist mit der Verpflichtung von Niko Kovac eine neue Zeitrechnung angebrochen. Der neue Trainer krempelt den BVB um.

Von Patrick Berger und Jesco von Eichmann

28 Tage ist Niko Kovac nun als BVB-Trainer im Amt. Die Bundesliga-Bilanz ist mit einem Sieg und zwei Pleiten ausbaufähig. Der 53 Jahre alte Deutsch-Kroate will den 6:0-Erfolg gegen Union Berlin veredeln und am Samstag (15:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky) am Millerntor beim FC St. Pauli den nächsten Dreier einfahren. Kaum zu glauben, aber: für den BVB wäre es in dieser Saison das erste Mal, dass zwei Ligaspiele am Stück gewonnen werden.

Damit das am Millerntor gelingt und die grundsätzliche Trendwende eingeläutet wird, hat Kovac in seinen ersten Wochen nichts unversucht gelassen und den BVB umgekrempelt.

Fitnesstest mittendrin!

Ungewöhnlich: Kovac ließ die Stars am Dienstag zum Ausdauertest antanzen. Mitten in der Saison! Den Spielern wurde Laktat abgenommen. Kovac erklärt auf Sky Nachfrage: "Wir wollten wissen, wo wir stehen und wo wir hinwollen. Große Sprünge sind während der Saison schwierig. Fußball ist ein Laufsport. Wir wollen das verbessern."

Seine Mannschaften gehörten in der Vergangenheit stets zu den laufstärksten und fittesten. Hinter vorgehaltener Hand heißt es schon länger in Dortmund, dass die Mannschaft nicht fit ist. Eine schlechte Grundfitness ist für Kovac der Grund für Verletzungen und Konzentrationsschwächen. Beides trifft auf den BVB, der in 15 von 23 Spielen weniger als der Gegner lief, zu.

Eckdaten der Saison 2024/25

  • Bundesliga, 34. Spieltag: 17.05.2025
  • 2. Bundesliga, 34. Spieltag: 18.05.2025
  • DFB-Pokalfinale: 24.05.2025

Pep-Analyst verpflichtet!

Kovac rüstet auch im Team hinter dem Team auf und hat in Steve Rands einen neuen Analysten verpflichtet. Der 39 Jahre alte Engländer arbeitete einst als Chefanalytiker unter Pep Guardiola bei Manchester City. Zuletzt war er Co-Trainer in Leicester.

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Hintergrund: Kovac hospitierte in der Vergangenheit immer mal in England und stellte fest, dass die Top-Klubs in der Premier League zwei Dutzend Analysten haben. Der BVB ist in dem Punkt laut Kovac offenbar nicht gut genug aufgestellt. Rands soll sich um Gegner- und Spieler-Beobachtungen kümmern.

Rollengespräche mit den Stars!

Unter Nuri Sahin spielten viele Spieler auf Positionen, auf denen sie sich nicht wohlfühlten. Das monierte Marcel Sabitzer schon früh in der Saison. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Sahin immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte und die Spieler aus der Not heraus woanders einsetzen musste.

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So spielte Pascal Groß beispielsweise als Rechtsverteidiger. Damit soll unter Kovac Schluss sein. Spannend: In seinen ersten Tagen gab Kovac den Spielern Kärtchen, auf denen eine 1 und eine 2 markiert war. Die Spieler sollten ihre beiden Wunschpositionen eintragen. Sabitzer trug bei Punkt 1 die Sechser-Position ein, Groß wählte die "8". Beide spielen nun fest dort und spielen deutlich stabiler.

Pragmatischer Spielansatz!

"Hohe Ballgewinne, schnelles Umschalten, läufe in die Tiefe - das will ich sehen", sagt Kovac. Die Einbindung der Flügelspieler Jamie Gittens, Karim Adeyemi oder Maximilian Beier sowie "Weltklasse-Stürmer" Serhou Guirassy (O-Ton Kovac) sind von großer Bedeutung. Interessant: Anders als unter Nuri Sahin, der Ballbesitzfußball sehen wollte, darf es unter Kovac auch mal wieder der lange Ball nach vorne sein.

In brenzligen Situationen will der frühere Bayern-Trainer lieber, dass Torwart Gregor Kobel den Ball lang schlägt. Auch Bälle hinter die gegnerische Kette sowie Flanken in den Strafraum sollen unter Kovac ein probates Mittel sein. Mit diesem pragmatischen und nicht immer schönen Ansatz stürmte er 2017 und 2018 mit Eintracht Frankfurt jeweils ins DFB-Pokalfinale und holte 2018 sensationell den Cup.

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Klare Stammelf!

Trotz großer Fan-Kritik setzt Kovac auf eine klare Stammelf. Er stärkt die formschwachen Julian Brandt, Marcel Sabitzer oder Pascal Groß, der gegen Union Berlin mit vier Assists glänzte. Kovac vertraut auf etablierte Spieler und eine gewisse Achse, will so für Selbstvertrauen sorgen.

Prominente Leidtragende gibt es unter ihm aber auch: Nationalspieler und Ex-Stuttgart-Kapitän Waldemar Anton sowie 25-Millionen-Zugang Yan Couto schmoren auf der Bank. Dass Kovac in der schweren Phase auf verheißungsvolle Talente wie Cole Campbell oder Kjell Wätjen setzt, ist zudem unwahrscheinlich.

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Längerer Kovac-Verbleib beim BVB?

Niko Kovac krempelt den BVB um. Ob das Wirkung zeigt, werden die nächsten Wochen zeigen. Sein Vertrag beim BVB läuft bis 2026. Als reiner Feuerwehrmann wollte der gebürtige Berliner, der mit Co-Trainer-Bruder Robert noch im Hotel lebt, nicht kommen. Sein Ziel: Ein längerer Verbleib in Dortmund.

Kovac weiß als erfahrener Mann aber auch, wie schnelllebig das Geschäft sein kann. Kriegt er nicht die Kurve und führt den BVB ins internationale Geschäft, könnte seine Zeit im Sommer schon vorzeitig beendet sein.

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