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Shkodran Mustafi im Sky Interview über Arsenal, Arteta und Liverpool

Mustafi exklusiv || Trainerköpfe rollen zu schnell

Shkodran Mustafi gewann mit dem FC Arsenal 2017 und 2020 den FA Cup.
Image: Shkodran Mustafi gewann mit dem FC Arsenal 2017 und 2020 den FA Cup.  © DPA pa

Mit der Nationalmannschaft wurde Shkodran Mustafi 2014 Weltmeister, mit dem FC Arsenal gewann er zweimal den FA Cup. Im ersten Teil des Exklusiv-Interviews mit skysport.de spricht der Abwehrspieler über die Entwicklung der Gunners, Coach Mikel Arteta und die Trainer-Situation in Deutschland.

Skysport.de: Herr Mustafi, wie geht es Ihnen und wann sieht man Sie wieder auf dem Fußballplatz?

Shkodran Mustafi: Ich musste noch einmal an der Ferse operiert werden, nachdem ich gegen Ende der vergangenen Saison in Spanien komplett mit Schmerzen gespielt hatte. Nach der OP war ich ein paar Wochen in der Reha, jetzt halte ich mich fit und hoffe, dass ich noch einmal eine Chance bekomme, Profifußball zu spielen. Das ist mein Ziel.

Skysport.de: Sie werden nächstes Jahr 32, eigentlich könnten Sie noch ein paar Profijahre absolvieren, oder?

Mustafi: Einerseits bleibt noch viel Zeit, um Fußball spielen zu können, aber andererseits ist es nicht so einfach, wenn man allein trainiert und sich auf einen Mannschaftssport vorbereitet. Je länger man keinen Verein hat, desto schwieriger wird es, dessen bin ich mir bewusst. Ich habe ein paar Ideen für den Fall, dass ich nicht bei einem Verein unterschreiben sollte, aber zeitlich habe ich mir keine Fristen gesetzt.

Skysport.de: Sie waren bei Sky in der Taktik-Sendung Matchplan zu sehen und arbeiten bei anderen Sendern als TV-Experte. Ist das etwas, was Sie nach Ihrer aktiven Karriere gerne fortsetzen wollen?

Mustafi: Ich bin flexibel, weil ich momentan nicht an einen Verein gebunden bin, und es macht mir sehr viel Spaß, vor allem über taktische Dinge zu reden. Ich bin keiner, der darüber reden möchte, was in den Vereinen und drumherum passiert, ich spreche lieber darüber, was auf dem Platz passiert. Die Arbeit im TV ist eine coole Erfahrung, man lernt immer neue Leute, neue Ideen und Philosophien kennen. Eine Sache habe ich im Hinterkopf: Ich möchte auf jeden Fall meinen Trainerschein machen.

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Skysport.de: Bei Borussia Dortmund bleibt Edin Terzic Trainer, der 1. FC Köln und Steffen Baumgart haben sich getrennt. Wie verfolgen und bewerten Sie die Situation in der Bundesliga?

Mustafi: Ich möchte mich nicht im Detail über Vereine oder Personen äußern. Ich sehe es als großes Problem, dass immer zuerst die Köpfe der Trainer rollen. Das ist das Einzige, was mich in Bezug auf meine Pläne, als Trainer zu arbeiten, abschreckt. Ich habe als Spieler sehr viele Trainer kommen und gehen sehen. Es ist nicht einfach für einen Trainer, egal ob er in Dortmund oder woanders arbeitet, seine Identität oder seine Spielidee auf den Platz zu bringen. Mikel Arteta vom FC Arsenal ist ein gutes Beispiel dafür.

Skysport.de: Erzählen Sie uns bitte mehr von Ihrem Ex-Coach.

Mustafi: Arteta wurde in der Zeit verpflichtet, als ich noch in London spielte. Er hatte kurzfristig Erfolg, brachte den erhofften frischen Wind mit, aber dann verpasste Arsenal zum ersten Mal seit Jahren die Champions League und die Qualifikation für einen Europapokal. Viele hatten erwartet, dass er gefeuert werden würde, aber Arsenal hielt an ihm fest, weil man überzeugt von ihm und seinen Ideen war. Ich habe gelesen, dass die durchschnittliche Amtszeit eines Trainers in Europas Top-5-Ligen bei neun Monaten liegt. Man braucht aber viel länger, um etwas gemeinsam aufzubauen. Der Fußball, die Taktik, alles wird immer komplexer. Um alles auf einen Nenner zu bringen, die Mannschaft, den Verein, reichen neun Monate nicht aus. Arsenal hat Arteta Zeit gegeben und ihm die Mittel zur Verfügung gestellt, damit er seine Ideen umsetzen konnte. Vergangene Saison war Arsenal lange Erster und wurde Vizemeister, jetzt sind die Gunners wieder Tabellenführer.

Premier League Tabelle
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Skysport.de: Erleben wir gerade die nächste Stufe in Arsenals Entwicklung unter Arteta?

Mustafi: Ich bin nicht mehr nah dran wie zu meiner Arsenal-Zeit, aber ich glaube, dass es der Verein geschafft hat, dass alle in einem Boot sitzen und in die gleiche Richtung segeln. Nur das garantiert langfristig Erfolg und nur so kannst du dich von den anderen absetzen. Die Vereine haben immer mehr Mittel, man kann sich eine Mannschaft zusammenstellen, die vielleicht kurzfristig besser ist, aber langfristig ist es wichtig, dass man das, was man erschaffen hat, beibehält. Danach geht es um Details und Titel.

Skyport.de: Jürgen Klopp hat in Liverpool auch nicht von heute auf morgen Erfolge gefeiert. Sind die Reds und Klopp insofern vielleicht ein Vorbild für Arsenal? (Das Topspiel Liverpool gegen Arsenal am Samstag um 18 Uhr live auf Sky)

Mustafi: Es gibt Parallelen. Klopp hat anfangs Euphorie entfacht, er stand zwischendurch in der Kritik, aber er hat in Liverpool kontinuierlich ein Fundament geschaffen und mit seiner Mannschaft Erfolge gefeiert. Für mich persönlich ist das genau der richtige Weg.

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Vor dem Premier League-Topspiel zwischen dem FC Liverpool und dem FC Arsenal präsentiert Sky alle bisherigen Hattricks, die bei Aufeinandertreffen der beiden englischen Giganten erzielt wurden.

Skysport.de: Wird bei deutschen Vereinen zu kurzfristig gedacht?

Mustafi: Ich habe in vielen Ländern (Spanien, England, Italien, Anm. d. R.) und in der Bundesliga gespielt, aber vor allem in Deutschland wird sehr viel Druck aufgebaut - auch medial. So hat man vielleicht für kurze Zeit Erfolg, aber auf lange Sicht macht man damit die Bundesliga und die Trainer kaputt. Es ist sehr schwierig geworden, gute Trainer in die Bundesliga zu locken, weil sie für viele unattraktiv geworden ist. Der FC Bayern ist in aller Munde, auch aufgrund seiner Erfolge in den vergangenen Jahrzehnten und weil man in München viele Dinge richtig macht. Aber generell glaube ich, dass an sehr vielen Rädern gedreht werden muss, um die Liga wieder in die richtige Richtung zu bringen. Diese Probleme werde ich in diesem Interview aber leider auch nicht lösen können.

Skysport.de: Sehen Sie die Probleme auch in der Nationalmannschaft?

Mustafi: Auch rund um die deutsche Nationalmannschaft gibt es sehr viele Probleme. Es ist aber nicht hilfreich, mit dem Finger auf einen Trainer zu zeigen. Egal, ob er Julian Nagelsmann oder Hansi Flick heißt. Der kurzfristige Erfolg steht fast immer im Vordergrund. Es sind Momentaufnahmen, die manchmal über- und ein anderes Mal unterbewertet werden. Wir wünschen uns, dass alles herrlich und wunderbar ist, aber auf der anderen Seite hätten wir dann nichts zu kritisieren und nichts zum Diskutieren. Das müssen wir in den Griff bekommen.

Das Interview mit Shkodran Mustafi führte Thorsten Mesch

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