Der FC Bayern und Borussia Dortmund liefern sich auf dem Transfermarkt ein Wettrüsten, wie es die Bundesliga noch nie gesehen hat. Ein Ende ist jedoch auch nach den jüngsten Coups um Sadio Mane und Sebastien Haller nicht in Sicht. Die Transfer-Aktivitäten der Giganten im Protokoll.
Nur einen Tag nach dem Transfer-Coup um Sadio Mane reagiert Borussia Dortmund mit dem nächsten Statement-Transfer: Die Schwarz-Gelben präsentieren mit Sebastien Haller den nächsten millionenschweren Neuzugang und den designierten Nachfolger des abgewanderten Erling Haaland. Schon vor dem offiziellen Start der Wechselperiode (1. Juli, Anm. d. Red.) haben die beiden Bundesliga-Riesen die Weichen für die kommende Saison gestellt. Sky Sport fasst das Wettrüsten im Protokoll zusammen.
7. Februar: Startschuss! BVB stibitzt Niklas Süle vom direkten Konkurrenten
Während die vergangene Bundesliga-Saison langsam aber sicher in die heiße Phase ging, sorgten die Schwarz-Gelben für das erste große Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt. Nationalspieler Nikas Süle kommt ablösefrei vom großen Rivalen FC Bayern. "Wir freuen uns, dass wir in Niklas Süle einen deutschen Nationalspieler ablösefrei verpflichten und für vier Jahre an uns binden konnten", betonte der damalige BVB-Sportdirektor Michael Zorc.
Ein Transfer, der national wie international hohe Wellen geschlagen und den Bayern-Verantwortlichen so gar nicht gepasst hat. "Ich bin nicht enttäuscht, sondern traurig darüber, dass er nächstes Jahr nicht mehr da ist", sagte Trainer Julian Nagelsmann nach der offiziellen Bekanntgabe und weiter: "Ich hätte gerne mit ihm weitergearbeitet, weil ich ihn seit über zehn Jahren begleitet habe."
Einen Nationalspieler und wichtigen Stammspieler ablösefrei nach Dortmund zu verlieren? Das kratzt am Ego. Das Transfer-Wettrüsten zwischen Bayern und dem BVB war eröffnet.
2. Mai: Dortmund-Defensive 'Made in Germany': Nico Schlotterbeck wird Borusse
Die Show gehört jedoch erst einmal weiter Schwarz-Gelb: Mit Nico Schlotterbeck hat die Borussia den zweiten großen Transfer eingetütet, die Innenverteidigung der kommenden Jahre nimmt weiter Form an. Der 22-jährige Freiburger unterschreibt in Dortmund einen langfristigen Vertrag bis 2027. Schlotterbeck wird nach Sky Informationen 4,5 Millionen Euro pro Jahr erhalten. Der BVB überwies eine Ablösesumme in Höhe von 20 Millionen Euro, die mit Bonuszahlungen auf bis zu 25 Millionen Euro anwachsen kann.
Zorc-Nachfolger Sebastian Kehl freute sich über den Deal: "Nico verfügt über riesiges Potenzial. Er hat sich unter vielen interessierten Klubs keineswegs das wirtschaftlich beste Angebot herausgesucht, sondern ganz bewusst den BVB gewählt, um sich hier sportlich weiterzuentwickeln." Nach Sky Informationen hat Schlotterbeck der Borussia schon Anfang April zugesagt.
Den Bayern blieb erneut nur die Zuschauerrolle.
10. Mai: Nächster Statement-Transfer: Karim Adeyemi entscheidet sich für Schwarz-Gelb
Und der BVB legt weiter nach: Mit Karim Adeyemi scheint der vermeintliche Ersatz des abgewanderten Top-Stars Erling Haalands gefunden. Der Angreifer, der in München geboren ist, erhält beim BVB einen Vertrag bis 2027 und kostet 30 Millionen Euro. "Nach den Transfers von Niklas Süle und Nico Schlotterbeck bekommen wir in Karim Adeyemi für die kommende Saison einen weiteren sehr spannenden Spieler", betonte Kehl.
Dortmund 'Made in Germany' wächst weiter! Adeyemi ist nach Süle und Schlotterbeck der dritte DFB-Kicker, der binnen weniger Wochen zum BVB wechselt. Nachdem die Schwarz-Gelben die Defensive stabilisierten, konnten die Verantwortlichen mit Adeyemi auch den ersten gewünschten Angreifer liefern.
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23. Mai: Bellingham-Partner gefunden: Salih Özcan kommt vom 1. FC Köln
4:0 BVB! Dieses Mal war das Mittelfeld an der Reihe. Dortmund bestätigte eine Sky Info und machte den Transfer von Kölns Salih Özcan offiziell. Mit dem türkischen Mittelfeldspieler haben die Dortmunder Verantwortlichen endlich den defensiv denkenden Sechser gefunden, der durch Zweikampfstärke und eine gewisse Portion Aggressivität überzeugt.
Der kongeniale Partner von Jude Bellingham war damit gefunden. Özcan selbst zeigte sich von der sportlichen Perspektive beeindruckt: "Die Energie von Borussia Dortmund, die man förmlich spüren kann, plus die Möglichkeit, regelmäßig in der Champions League spielen zu können, haben mich letztlich zu meiner Entscheidung geführt."
24. Mai: FCB schließt RV-Lücke mit Noussair Mazraoui
Das Imperium schlägt zurück! Mit Noussair Mazraoui haben die Bayern den ersten Sommerneuzugang verkündet. Der Linksverteidiger wechselte ablösefrei vom FC Ajax nach München und soll in Zukunft die Lücke auf der anfälligen Rechtsverteidiger-Position schließen. Mazraoui galt als Wunschspieler Nagelsmanns und hat langfristig bis 2026 unterschrieben.
Ein erster Erfolg für den viel kritisierten Sportvorstand Hasan Salihamidzic: "Er hatte Angebote aus ganz Europa und hat sich für uns entschieden, weil wir einen klaren Plan mit ihm haben und mit ihm große Ziele erreichen wollen."
13. Juni: Ajax-Shootingstar Gravenberch wechselt an die Isar
Der nächste Transfer sollte nicht allzu lange auf sich warten lassen. Wieder schlugen die Bayern in der Eredivisie bei Ajax zu und verpflichteten mit Ryan Gravenberch einen Perspektivspieler, den "viele europäische Top-Klubs gerne unter Vertrag genommen hätten", wie Bayern-Boss Oliver Kahn betonte.
Der gebürtige Amsterdamer und zentrale Mittelfeldspieler kostete den deutschen Rekordmeister Ajax-Angaben zufolge eine feste Ablösesumme von knapp 19 Millionen Euro, die sich durch Bonuszahlungen noch um bis zu 5,5 Millionen Euro erhöhen kann. Ein hochinteressanter Spielertyp mit ähnlichen Fähigkeiten wie Dortmunds Bellingham: Gravenberch soll als perfekte Ergänzung zu Leon Goretzka und Joshua Kimmich fungieren und dem Bayern-Spiel eine andere Dynamik verleihen. Er ist der Spielertyp, der Nagelsmann noch gefehlt hat.
22. Juni: Bayern verkündet Coup um "Weltstar" Sadio Mane
Der nächste große Aufschrei folgte nur eine Woche später: Mit Sadio Mane lotste Salihamidzic einen echten Superstar in die Bundesliga. Der Senegalese verlässt den FC Liverpool nach sechs erfolgreichen Jahren und schließt sich dem FC Bayern für die kommenden drei Jahre an. Nach Sky Informationen überweist der deutsche Rekordmeister für den Angreifer rund 32 Millionen Euro an den FC Liverpool. Die Summe kann sich durch Boni weiter erhöhen, bleibt aber unter 40 Millionen Euro. Es ist Salihamidzic' Königstransfer, über den Sky schon im Mai berichtet hat.
Präsident Herbert Hainer schwärmte bei der Vorstellung von dem "Weltstar, der die Strahlkraft des FC Bayern unterstreicht und die Attraktivität der gesamten Bundesliga erhöht". Der 30-jährige Superstar kommt nun mit klaren Ambitionen: "Mein ganzes Leben ist eine Herausforderung - und ich liebe Herausforderungen. Wir haben das richtige Team zusammen, alle sind dafür gemacht, Titel zu gewinnen. Wir werden alles versuchen, um alle Titel zu gewinnen."
23. Juni: Haaland-Ersatz 2.0? Sebastien Haller avanciert zum Rekordtransfer
Die Bayern haben im "Transfer-Battle" mächtig nachgelegt und mit Mane ein ganz dickes Ausrufezeichen gesetzt. Die Reaktion von Borussia Dortmund sollte jedoch nicht lange auf sich warten lassen. Torjäger Sebastien Haller hat den Medizincheck bestanden und im Anschluss auf dem BVB-Gelände in Brackel den Vierjahresvertrag unterschrieben. Allerdings wird sich eine offizielle Verkündung von Seiten Borussia Dortmunds noch verzögern. Nach Sky Informationen soll diese auf Wunsch von Ajax Amsterdam erst im Juli erfolgen.
Der BVB überweist für den Ivorer 31 Millionen Euro, hinzu kommen vier Millionen Euro an mögliche Bonuszahlungen. Haller avanciert damit zum Rekordtransfer der Borussia. Eine Summe, die er nun erst einmal rechtfertigen muss.
Haller kennt die Bundesliga bestens, soll und muss nun gemeinsam mit Adeyemi die Haaland-Lücke schließen.
Weitere Transfers nicht ausgeschlossen
Top-Transfer über Top-Transfer! Weltstars, Perspektivspieler und deutsche Nationalspieler: Die Bayern liefern sich mit Borussia Dortmund einen Transfer-Wettstreit, den die Bundesliga in der Form noch nie gesehen hat. Beide Top-Teams haben bereits wenige Tage vor dem eigentlichen Transferstart große Baustellen geschlossen und sich in der Breite verstärkt.
Die Transferaktivitäten werden dennoch nicht für beendet erklärt: "Wir beobachten alles, was passiert. Wir waren nicht zufrieden, was die Rückrunde anbelangt. Wir wissen ganz genau, wo wir Konkurrenz brauchen, wo wir Reizpunkte setzen müssen, um erfolgreich zu sein", betonte Kahn. Auch Salihamidzic wollte weitere Neuzugänge nicht ausschließen: "Wir werden die Augen weiter offen halten und schauen, was am Transfermarkt weiter möglich ist. Ideen hätten wir."
Verkäufe unabdingbar?
Auch beim BVB könnte sich noch etwas tun. Die Borussia hat Hoffenheims David Raum nach Sky Informationen weiterhin auf dem Schirm. Der deutsche Nationalspieler wird allerdings auch intensiv von Manchester United umworben. Dazu wird eine Summe zwischen 30 und 35 Millionen Euro aufgerufen. Das dürfte für den BVB nach dem Haller-Deal jedoch kaum zu stemmen sein, solange mit Nico Schulz und Raphael Guerreiro noch zwei weitere Linksverteidiger auf der Gehaltsliste stehen.
Während der BVB von den Haaland-Millionen profitiert hat, können die Bayern bisher nur die Roca als Einnahmequelle verbuchen. Süle und Corentin Tolisso haben den Klub dagegen jeweils ablösefrei verlassen. In beiden Fällen spart man lediglich das Gehalt. In der aktuellen Wechselperiode steht bei den Bayern ein Transferminus von knapp 40 Millionen Euro. Um weitere Top-Transfers realisieren zu können, sind Verkäufe möglicherweise unabdingbar.
Klare Devise bei Lewandowski und Gnabry
Mit Robert Lewandowski und Serge Gnabry kristallisieren sich aufgrund der Vertragssituation eigentlich zwei potenzielle Wechselkandidaten heraus. Bei beiden fahren die Bayern-Bosse aber einen klaren Kurs: "Was Robert anbelangt: Es hat sich nicht viel verändert. Er hat Vertrag bis 2023. Wir freuen uns, wenn er am ersten Trainingstag bei uns auftaucht", machte Kahn deutlich.
Während die Lewandowski-Seite einen Wechsel zum FC Barcelona forciert, pochen die Bayern auf einen Verbleib. Der Mane-Transfer habe daran nichts geändert. Auch Gnabry soll über 2023 hinaus gebunden werden. "Wir wollen auf jeden Fall die Gespräche mit Serge noch einmal vertiefen, um zu sehen, ob er bereit ist, in dieser Transferperiode zu verlängern", sagte Salihamidzic.
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VOTING: Wer hat sich besser verstärkt?
Trotz einiger Fragezeichen haben die beiden Bundesliga-Größen im Rekordtempo vorgelegt und schon vor dem eigentliche Start der Transferphase große Baustellen geschlossen. Weitere Kettenreaktionen scheinen in dieser verrückten Wechselperiode alles andere als ausgeschlossen. Was passiert, wenn die Bayern doch schwach werden und Lewy ziehen lassen? Würde der BVB noch einmal auf der Linksverteidigerposition nachlegen, sollte Schulz einen neuen Verein finden?
Klar ist: Bis zum Ladenschluss am 1. September bleiben mehr als zwei Monate, es kann und wird folglich noch eine Menge passieren. Ein Ende des Wettrüstens ist also auch nach den jüngsten Coups um Sadio Mane und Sebastien Haller nicht in Sicht.