WM 2022: Flick mit Defensivsorgen - Kimmich gegen Spanien auf rechts, Süle innen?
Flicks Abwehrsorgen: Löst ein Bayern-Star die Probleme?
24.11.2022 | 13:59 Uhr
Die deutsche Defensive bereitet Sorgen – und sorgt für ein Endspiel gegen Spanien. Flick hinterfragt jede Position. Sogar ein Bayern-Star könnte plötzlich hinten rechts verteidigen.
Ausgelost wurden die WM-Gruppen am 1. April dieses Jahres. Siebeneinhalb Monate später startete das DFB-Team mit einer Vierkette ins Turnier, die in dieser Formation zuvor noch nie zusammengespielt hatte. Mit seiner Aufstellung sorgte Hansi Flick für einige überraschte Gesichter.
Dass er in der Offensive umbauen musste, war durch den kurzfristigen Ausfall von Leroy Sané klar (Drei Umstellungen! Was das Sané-Aus bedeutete). Die Formation der Viererkette verwunderte aber doch. Innenverteidiger Niklas Süle auf rechts, dafür der seit Wochen wacklige Nico Schlotterbeck im Zentrum. Ein Schachzug, der für mächtig Diskussionen sorgt!
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Süle erstmal im DFB-Team als Rechtsverteidiger - Kehrer fit auf der Bank
In seinem 43. Länderspiel startete Süle zum ersten Mal überhaupt im DFB-Trikot als Rechtsverteidiger. Dabei saß Thilo Kehrer topfit auf der Bank. Gleich zu Turnierbeginn ein Experiment, das krachend scheiterte - und die Nationalmannschaft extrem unter Druck setzt. "Wir haben keinen Schuss mehr frei", weiß Flick. Bei einer Pleite am Sonntag gegen Spanien dürfte das WM-Aus aller Voraussicht nach schon besiegelt sein.
Flick versuchte seine Entscheidung im Pressegespräch am Tag nach der 1:2-Niederlage zu erklären: "Niki hat gut trainiert und es bis dahin auch gut gemacht im Training." Dass Süle für die Position überhaupt infrage kam, war seiner Situation beim BVB geschuldet. Dort sprang der 1,95 Meter große Innenverteidiger in den vergangenen Wochen wegen großer Personalproblemen auf der rechten Seite ein. Dass er im Zentrum deutlich stärker ist, weiß man in Dortmund dennoch.
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Flick scheitert mit BVB-Idee
Flick wollte aus der BVB-Not eine DFB-Tugend machen - und scheiterte. Nicht nur, weil Süle in der Außenverteidigung Schwächen offenbarte. Auch, weil sein Vertreter im Zentrum - BVB-Mitspieler Nico Schlotterbeck - an seine zuletzt schwachen Auftritte in schwarzgelb anknüpfte. Den formstärksten Dortmunder Innenverteidiger, Weltmeister Mats Hummels, nominierte Flick indes nicht für die Weltmeisterschaft.
Die Noten des DFB-Teams gegen Japan
Süle machte vor dem ersten Gegentreffer das Zentrum auf, Schlotterbeck ging vor dem 1:2 viel zu zaghaft in den Zweikampf mit Torschütze Takuma Asano. "Wir haben hintenraus zu viele Fehler gemacht. Als Mannschaft, da nehme ich keinen einzelnen raus", erklärte Flick ohne direkte Schuldzuweisungen.
Dass er die Fehler intern energischer aufarbeiten würde, ließ er allerdings auch durchblicken: "Das heißt nicht, dass wir die Dinge intern nicht klar ansprechen. Für die Mannschaft ist es wichtig zu wissen, welche Dinge wir uns vorgenommen haben, weil man sich am Ende daran messen lassen muss."
Kimmich als Rechtsverteidiger?
Gegen Spanien muss und wird Flick auf eine andere Abwehrreihe setzen. Das ließ der Bundestrainer bereits durchblicken. Vor dem Duell gegen die Iberer hinterfragt Flick alles. Selbst eine Rückkehr von Mittelfeldmotor Joshua Kimmich auf die von ihm ungeliebte Position hinten rechts schließt der Coach nicht aus: "Sie können davon ausgehen, dass wir jede Personalie und jede Position diskutieren. Das ist unsere Aufgabe, die Mannschaft so aufzustellen, dass sie gegen den jeweiligen Gegner top besetzt ist."
Mit einem Tag Abstand bewertete der Bundestrainer die Pleite gegen Japan sehr klar: "Auch wenn 70 Minuten vieles positiv war, war das im Detail nicht so, wie wir es uns vorstellen. Wir müssen jetzt an den Schrauben drehen und versuchen, die Dinge besser zu machen."
Eine Schraube, an der es heftig zu drehen gilt: die Defensivarbeit. "Wir haben die Kompaktheit, die wir haben wollen, nicht herstellen können. Gerade in der zweiten Halbzeit, in den letzten 15-20 Minuten. Eine Sache, mit jeder Gier das Tor zu verteidigen, die muss ich als Abwehrspieler machen."
Flick vor erstem "Finale"
Auch Flick muss sich am Ergebnis des Turniers messen lassen. Nach seinem beeindruckenden Start als Bundestrainer mit acht Siegen in Serie gab es aus den vergangenen neun Länderspielen nur noch zwei Erfolge. Jetzt wartet das erste "Finale" auf Flick in dessen etwas mehr als einjähriger Amtszeit.
Der ehemalige Bayern-Coach ist gefordert seine Spieler auf ihr Top-Niveau zu bringen. "Die Mannschaft hat noch Potenzial, das sie im Moment nicht ganz abruft. Wir vertrauen der Mannschaft und wollen das Spiel am Sonntag gegen Spanien positiv angehen," so Flick.
Dafür nimmt er auch seine Akteure in die Pflicht: "Es geht darum, auch den Mut zu haben, den Charakter zu haben, sich in dieser Situation zu zeigen. Wir müssen schauen, dass jeder einzelne unser Spiel besser gestaltet und mehr am Spiel teilnimmt. Wir haben einiges zu tun und einiges zu verbessern."