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EURO 2020 News: Torsten Frings über Joshua Kimmich und DFB-Start

Frings über Kimmichs Rolle: "Kommt darauf an, wie mutig Löw ist"

Torsten Frings hat für Deutschland 79 Länderspiele bestritten.
Image: Torsten Frings hat für Deutschland 79 Länderspiele bestritten.  © Sky

Torsten Frings hat 79 Länderspiele absolviert und kam dabei im defensiven Mittelfeld und als Rechtsverteidiger zum Einsatz. In seiner Gast-Kolumne für Sky Sport erklärt er, was für Joshua Kimmichs Einsatz im Zentrum oder in der Abwehr spricht, und warum Toni Kroos bei Joachim Löw gesetzt sein dürfte.

Die Testspiele gegen Dänemark und Lettland sind abgehakt, im EM-Auftaktspiel gegen Frankreich wartet ein komplett anderes Kaliber. Der amtierende Weltmeister wird das DFB-Team fordern und unter Druck setzen. Da wird man erst sehen, wie sicher unsere Abwehr steht und wie stabil unser Zentrum im Mittelfeld ist. Dort haben gegen Lettland Toni Kroos und Ilkay Gündogan gespielt, aber mir fehlt dort jemand, der aggressiv ist, der richtig dazwischenhaut und Bälle erobert. Dieser Jemand wäre für mich Joshua Kimmich.

Kimmichs Position wird vom Gegner abhängen

Für einen Trainer ist es immer gut, wenn er Spieler hat, die auf mehreren Positionen stark sind. Kimmich ist sowohl im Mittelfeld, als auch als rechter Verteidiger sehr gut. Gegen Lettland hat es perfekt gepasst, weil Kimmich auf der rechten Seite offensiver spielt als alle anderen Außenverteidiger, die wir im EM-Kader haben.

Der EM-Spielplan im Überblick
Der EM-Spielplan im Überblick

Gegen wen und wann muss Deutschland ran? Hier gibt's den EM-Spielplan in der Übersicht.

Auf der einen Seite brauchst du einen Verteidiger, der permanent anschiebt, auf der anderen Seite brauchst du aber einen zweikampfstarken Spieler im Mittelfeld. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kimmich im Verlauf des Turniers auf beiden Positionen zum Einsatz kommen wird, und dass es immer vom Gegner abhängig sein wird, wo Jogi Löw ihn spielen lässt.

Als Rechtsverteidiger kann er Mbappe bearbeiten

Er könnte Kimmich gegen Frankreich als Rechtsverteidiger aufstellen, wo er Kylian Mbappe permanent bearbeiten und vielleicht sogar dessen defensive Schwächen ausnutzen kann. Allerdings kann es auch sein, dass man dann im Umschaltspiel auch mal einen Schritt zu spät kommt. Es kommt darauf an, wie mutig Jogi ist.

Gegen Frankreich kann ich mir gut vorstellen, dass der Bundestrainer auf der rechten Abwehrseite etwas defensiver spielen lässt und Kimmich ins Mittelfeld stellt, weil von dort aus viele Pässe in die Spitze gespielt und dort viele Balleroberungen wichtig sein werden.

Vom Standing her ganz weit oben angesiedelt

Ich glaube, dass gegen Frankreich wieder die Dreierkette zum Einsatz kommen wird. Mit dieser Formation kannst du immer verschieben, je nachdem, welcher Außenverteidiger gerade mit nach vorne marschiert. Der Vorteil der Dreierkette ist, dass du immer noch einen Sicherheits-Anker hast.

Mehr dazu

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Der ehemalige Nationalspieler Torsten Frings erklärt im Interview mit Sky Sport News, warum die Dreierkette auch im ersten EM-Spiel gegen Frankreich eine gute Wahl ist. (Video: 01:10 Minuten)

Was Kimmichs Standing innerhalb der Mannschaft angeht, glaube ich, dass er ganz weit oben angesiedelt ist. Er bringt seit Jahren konstant gute Leistungen und hat sich seinen Status verdient.

"Glaube, dass Kroos bei Jogi unantastbar ist"

Die deutsche Mannschaft hat gerade im zentralen Mittelfeld eine sehr hohe Qualität mit Kimmich, Kroos, Gündogan und Leon Goretzka. Bei Kroos muss man sehen, ob er nach seiner Corona-Infektion wieder seinen Rhythmus findet, Goretzka hatte mehrere Verletzungen.

ZUM DURCHKLICKEN: So wahrscheinlich werden die Nationen Europameister

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    Image: Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Dänemark gegen England die Überraschung gelingt, liegt aktuell bei nur 32,2 Prozent. Die Chance auf den großen Wurf EM-Titel liegt bei 10,2 Prozent (Platz 4). © Getty
  2. PLATZ 3: Der Europameister von 2008 und 2012 bekommt es im Halbfinale mit Italien zu tun. Die Wahrscheinlichkeit die Italiener zu schlagen liegt aktuell bei lediglich 34,4 Prozent, die Titelwahrscheinlichkeit liegt bei 22,9 Prozent (Platz 3).
    Image: Der Europameister von 2008 und 2012 bekommt es im Halbfinale mit Italien zu tun. Die Wahrscheinlichkeit die Italiener zu schlagen liegt aktuell bei lediglich 34,4 Prozent, die Titelwahrscheinlichkeit liegt bei 22,9 Prozent (Platz 3). © Imago
  3. PLATZ 2: Mit einer starken Leistung gegen Belgien zog Italien ins Halbfinale der EM ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass Italien den Schritt ins Finale macht, liegt bei 65,6 Prozent. Die Titelwahrscheinlichkeit liegt aktuell bei 39,7 Prozent (Platz 1).
    Image: Mit einer starken Leistung gegen Belgien zog Italien ins Halbfinale der EM ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass Italien den Schritt ins Finale macht, liegt bei 65,6 Prozent. Die Titelwahrscheinlichkeit liegt aktuell bei 39,7 Prozent (Platz 1).  © Imago
  4. Raheem Sterling bejubelt seinen Treffer zum 1:0 gegen England.
    Image: Obwohl die Wahrscheinlichkeit das Endspiel zu erreichen bei England am höchsten ist (67,8 Prozent), liegen die Engländer bei der Titelwahrscheinlichkeit mit 27,2 Prozent nur auf Platz 2 hinter Italien. © Getty

Löw ist ein Trainer, der zu einem Spieler hält, mit dem er über die Jahre viel erlebt und erreicht hat. Deswegen glaube ich, dass Kroos bei Jogi unantastbar ist. Am Ende sollte in einem Turnier immer die Leistung im Vordergrund stehen, weil man sich spätestens in der K.o.-Phase keinen Fehler erlauben kann. Ich glaube, dass Kroos, Neuer, Hummels und Müller die Achse bilden werden, die Löw permanent spielen lässt.

Sane und Havertz wohl zunächst auf der Bank

In der Offensive sind Müller und Serge Gnabry gesetzt, Leroy Sane und Timo Werner werden also wahrscheinlich erst einmal auf der Bank sitzen.

Kai Havertz hat gegen Lettland ein gutes Spiel gemacht und er strotzt durch seinen Siegtreffer im Champions-League-Finale vor Selbstvertrauen. Das sollte man gegen Frankreich nutzen.

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Das erste Spiel hat eine besondere Bedeutung

Es ist unglaublich schwer, jetzt schon Voraussagen zu treffen, wie die Aufstellung dann im Verlauf der EM aussehen wird. Viel hängt von den Ergebnissen ab. Das erste Spiel ist das wichtigste, es entscheidet auch über den Verlauf der weiteren Partien.

Nach dem Auftaktspiel könnte die Mannschaft im Fall einer Niederlage schon ein Stück weit unter Druck stehen, das hätte auch Auswirkungen auf die Spielweise: Du musst dann vielleicht einen Tick offensiver sein. Sollte das DFB-Team gegen Frankreich gewinnen, wäre der erste große Druck weg, man bräuchte noch drei Punkte aus den anderen beiden Partien und könnte diese etwas vorsichtiger angehen.

Torsten Frings absolvierte 79 Länderspiele. Mit dem DFB-Team wurde er 2002 Vize-Weltmeister, 2006 WM-Dritter und 2008 Vize-Europameister. In der Bundesliga spielte er für Werder Bremen, Borussia Dortmund und den FC Bayern. Als Trainer arbeitete der 44-Jährige bei Werder Bremen (Co-Trainer), Darmstadt 98 und zuletzte beim SV Meppen.

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