EURO 2020 News: Türkei blickt nach verpatztem EM-Start nach Baku
"Vergesst Rom": Schwache Türkei blickt trotzig nach Baku
12.06.2021 | 11:16 Uhr
Hoch gehandelt, tief gefallen: Der Türkei werden im Eröffnungsspiel gnadenlos die Grenzen aufgezeigt. Der Blick geht jedoch trotzig nach vorne.
Fredi Bobic wartete vor Tagen mit einer sehr gewagten EM-Prognose auf. Die Türkei, sagte der Sportvorstand von Hertha BSC, sei sein "Geheimfavorit. Sie haben eine richtig interessante Mannschaft." Und nun? Er müsse seinen Tipp wohl noch einmal überdenken, meinte Bobic nach der 0:3 (0:0)-Pleite der völlig überforderten Türken zum EM-Auftakt gegen Italien.
Hoch gehandelt, tief gefallen: Von "einem Albtraum" (Cumhuriyet) und "Harakiri" (Takvim) schrieben die Zeitungen nach der Lehrstunde von Rom. Der Frust bei den stolzen Türken war riesig, auch Trainer Senol Günes war nach dem Katastrophenstart sichtlich bedient - doch trotzig richtete der 69-Jährige den Blick nach vorne.
Günes: "Müssen das Spiel vergessen"
"Wir müssen das Spiel vergessen. Für uns hat sich nichts geändert. Wir haben immer noch die Chance, uns für die K.o.-Runde zu qualifizieren", sagte Günes vor den Spielen am Mittwoch in Baku gegen Wales und am Sonntag zum Abschluss der Gruppe A gegen die Schweiz. "Noch ist nichts vorbei", betonte auch der Düsseldorfer Kenan Karaman.
Nicht nur der Zweitliga-Profi beschwor die Erinnerungen an die EURO 2008, als die Türkei nach einem 0:2 zum Start gegen Portugal das Halbfinale und die bislang beste EM-Platzierung erreicht hatte. "85 Millionen Herzen vertrauen auf euch! Wir werden wieder Geschichte schreiben", schrieb die Zeitung Fotomac. "Wir wissen, wie man aufsteht", titelte Sabah. Und die Botschaft bei Hürriyet und Fanatik lautete schlicht: "Vergesst Rom!"
Ob das so einfach ist? Die Türkei präsentierte sich im Stadio Olimpico als dankbarer und kaum konkurrenzfähiger Sparringspartner für bärenstarke Italiener. Die Offensive um Burak Yilmaz, Karaman und Hakan Calhanoglu? Nicht vorhanden! Mittelfeld und Abwehr? Nicht EM-tauglich!
0:0 zur Pause schmeichelhaft für die Türken
Dass es bis zur Pause noch 0:0 stand, war bei 0:13 Torschüssen äußerst schmeichelhaft. "Ich weiß nicht, ob das gut geht", sagte der ehemalige türkische Nationalspieler Nuri Sahin bei MagentaTV zur Halbzeit. Es ging nicht gut. "Wir haben nach dem 0:1 die Kontrolle über das Spiel verloren", monierte Günes. Man müsse, ergänzte Karaman, "aus solchen Spielen lernen". Viel Zeit bleibt dem gefallenen "Geheimfavoriten" aber nicht.