Felix Magath spricht bei Sky über Thomas Tuchel, FC Bayern & Uli Hoeneß
Magath über Tuchel & Bayern: "Muss sich nicht wundern, wenn es nicht rund läuft"
14.02.2024 | 12:59 Uhr
Felix Magath benennt im exklusiven Interview mit skysport.de die Gründe für die Bayern-Krise. Dazu verrät der ehemalige Trainer der Münchner auch, wie er auf einen Anruf von Uli Hoeneß reagieren würde.
Felix Magath ...
... darüber, was beim FC Bayern aktuell schief läuft: "Thomas Tuchel war bislang nicht in der Lage, die Mannschaft so hinzubekommen, dass sie ein Spiel dominiert und kontrolliert. In Leverkusen war es am Samstag beispielsweise so, dass der FC Bayern sich offensiv nicht durchsetzen und defensiv nicht die Kontrolle halten konnte. Die Auftritte waren nicht souverän. Beim FC Bayern passt momentan nicht alles zusammen. Das Fußball-Geschäft ist mittlerweile so wirtschaftlich bedeutungsvoll geworden, dass es nur noch ums Geld geht. Da ist der FC Bayern einsame Spitze und dominiert das Fußball-Geschehen. Allerdings führt das dazu, dass man sportliche Aspekte zu sehr vernachlässigt." (Was wird aus Thomas Tuchel?)
... über die Aufstellung von Thomas Tuchel in Leverkusen: "Aus meinen Erfahrungen kann ich sagen, dass Fußball nicht wie ein Schachspiel betrachtet werden kann. Diese Tendenz halte ich für falsch. Ich glaube nicht, dass man ein Spiel nur mit Theorie an der Taktiktafel gewinnt. Am Ende spielen immer noch Menschen gegeneinander. Der Trainer muss die Spieler so lenken, dass sie in der Lage sind, das Richtige zu entscheiden. Aber wenn es keine Hierarchie in der Mannschaft gibt, muss man sich nicht wundern, wenn es nicht rund läuft." (Wie Tuchel den Turnaround noch schaffen kann)
Magath: "Eher moderieren statt trainieren"
... darüber, ob es für Tuchel bei einer Niederlage in Rom knapp wird: "Das kann ich nicht beurteilen. Aus irgendwelchen Gründen passt es aber nicht zusammen. Die Konsequenz in diesem Geschäft ist normalerweise die, sich vom Trainer zu trennen. Aber wie der FC Bayern diese Situation nun lösen wird, wäre reine Spekulation." (Zum Bayern-Spielplan)
... ob der FC Bayern eher einen Moderator als Trainer braucht, wie Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes oder auch Hansi Flick: "Wenn Weltklasse-Spieler von einem Trainer in ein taktisches Korsett gezwungen werden, kann es schwierig werden. Topmannschaften wie der FC Bayern muss man eher moderieren statt trainieren. Als ich 2004 zum FC Bayern kam, habe ich nicht versucht, Oliver Kahn und Michael Ballack vorzuschreiben, wie sie zu spielen haben. Beim FC Bayern geht es nicht primär darum, Spieler zu entwickeln, sondern das Zusammenspiel des Teams zu perfektionieren. Trainer wie Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes oder auch Hansi Flick kommen in solchen Vereinen besser zurecht."
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... darüber, ob die Mannschaft nun mehr in die Verantwortung genommen werden muss: "Spieler sind im Laufe der vergangenen Jahre immer mächtiger geworden. Deshalb ist es für die Trainer schwieriger, unangenehme Entscheidungen zu treffen. Eine Gruppe muss aber geführt werden."
... ob die Bayern bei Lazio eine Reaktion zeigen werden: "In der Champions League waren sie bisher sehr souverän. Das wird sich jetzt auch nicht ändern. Bei allen Problemen, die der FC Bayern in der Bundesliga hat, die Hürde Lazio Rom werden sie dennoch meistern."
... darüber, ob Bayern in dieser Saison die Champions League gewinnen kann: "Die Qualität ist da. Wenn man mal das Halbfinale erreicht, ist alles möglich. Ich traue den Bayern aber eher den Gewinn der Champions League zu als die Meisterschaft."
Magath: "Dadurch entstand ein Führungsvakuum"
... über das wacklige Gebilde in der Bayern-Führung: "Selbstverständlich ist das ein großes Problem gewesen, dass mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zwei Menschen, die den Verein über Jahrzehnte geführt haben, die Bühne offiziell verlassen haben. Natürlich hat ihr Wort immer noch Gewicht. Die Führung ist dennoch weggebrochen und dadurch entstand ein Führungsvakuum. Das ist beim FC Bayern noch nicht gelöst. Wenn aber so mächtige Leute am Werk sind wie etwa Hoeneß oder Rummenigge, ist das nicht von heute auf morgen zu lösen."
... wie er reagieren würde, wenn Uli Hoeneß ihn noch einmal kontaktiert: "Ich habe die Erfahrung in meiner Fußballzeit gemacht, dass man sich nicht selbst beschränken sollte. Deshalb werden Sie von mir immer hören, ich will arbeiten. Ich traue mir dann auch alles zu. Ich habe in der Champions League gearbeitet, aber auch schon in der 4. Liga. Mir geht es darum, Vereinen zu helfen. Ich kann Spieler entwickeln, ich kann Mannschaften entwickeln. Im Grunde ist das aber nicht das, was der FC Bayern will. Daher ist es für mich kein Thema."
... über ein mögliches Trainer-Engagement beim Hamburger SV, der sich am Montag von Tim Walter getrennt hat: "Wie gesagt, man sollte nichts ausschließen. Man sollte Problemen offen begegnen. Insofern schließe ich im Moment nichts aus." (Zur Tabelle der 2. Bundesliga)
... ob er noch an den Aufstieg des HSV glaubt: "Der HSV hat die besten Spieler in einer Mannschaft in der 2. Liga. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass der HSV aufsteigt."
Das Interview führte Fabian Schreiner.
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