PSG: Sechs Jahre später bleibt Neymar die teuerste Fehlkalkulation der Geschichte

Die teuerste Fehlkalkulation der Fußballgeschichte

Bleibt er die größte Fehlkalkulation der Fußballgeschichte? Neymar Jr.
Image: Bleibt er die größte Fehlkalkulation der Fußballgeschichte? Neymar Jr.  © DPA pa

Am 3. August jährt sich zum sechsten Mal der Rekordtransfer von Neymar. Es ist die teuerste Fehlkalkulation der Fußballgeschichte - für alle.

Drei Jahre lang verzauberte das legendäre Barca-Trio "MSN", bestehend aus Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar die Welt - und spielte seine Gegner schwindlig. Unter Trainer Luis Enrique stürmte Barca mit seinem Trio, das sein Trainer als "beste Sturmreihe der Welt" betitelte, zu insgesamt acht Titeln. In 450 Spielen standen die "Magischen Drei" zusammen auf dem Platz und schossen dabei unglaubliche 363 Tore.

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Enrique über Neymar: "Interpretiert völlig anders"

Neymar, der ein Jahr vor Suarez in die katalanische Hauptstadt wechselte, traf 105 Mal für die Blaugrana, assistierte zudem 76 Mal. "Neymar interpretiert den Fußball völlig anders als andere Spieler, sogar als andere Brasilianer", schwärmte sein Coach Enrique einst von seinem Schützling. "Jeder Fußballfan muss das, was Neymar macht, zu schätzen wissen, denn es sieht manchmal mehr nach Ballett als nach Dribbling aus. Die Zeit wird zeigen, ob er eine Ära einläuten kann."

In Barcelona sah man sich mit MSN, das 2015 den Champions-League-Titel und damit das Triple holte, in einer solchen Erfolgs-Ära. "Neymar wird Barca nicht verlassen" betonte auch der damalige Barca-Boss Josep Maria Bartomeu 2016, nachdem die Katalanen mit dem brasilianischen Zauberer bis 2021 verlängerten.

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PSG überrascht Barca und zieht Ausstiegsklausel

Dass ein Verein die festgelegte Ausstiegsklausel von 222 Millionen Euro ziehen würde, daran glaubte in Barcelona niemand. Doch Nasser Al-Khelaifi, der katarische Milliardär und Besitzer von Paris Saint-Germain, legte die astronomische Summe auf den Tisch als wäre es Spielgeld.

Neymar zahlte den utopischen Betrag damals selbst, nachdem er die Summe von PSG ausgelegt bekam - so konnte Paris das Financial Fairplay elegant umschiffen und Neymar als vertragsfreien Spieler verpflichten.

Barca verfeuert Neymar-Millionen

Barca-Präsident Bartomeu, der direkt ankündigte, adäquaten Ersatz zu besorgen, verfeuerte die 222 Millionen Euro - und weitaus mehr. 135 Millionen Euro bezahlte Barca um Ousmane Dembele aus Dortmund loszueisen, selbiger Betrag wurde ein halbes Jahr später für Philippe Coutinho, das Offensivjuwel der Reds, nach Liverpool überwiesen.

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Fortan versuchte der Klub durch immer weitere Transfers mit exorbitanten Summen, Neymar zu ersetzen. Geschafft hat es keiner. Nicht Malcom, der für 41 Millionen Euro aus Bordeaux kam, nicht Antoine Griezmann, den Barca 2019 für unfassbare 120 Millionen Euro kaufte und jüngst für 20 Millionen wieder an Atletico Madrid verscherbelte.

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Neymar will bei PSG ins Rampenlicht

Während Barca beim Versuch, den Abgang Neymars zu kompensieren so viel Geld aus dem Fenster warf, dass höchstwahrscheinlich die katalanische Kreditkarte Feuer fing, sah PSG in seinem brasilianischen Künstler endlich das ruhm- und erfolgreiche Aushängeschild, das nach langem Warten den sehnsüchtig erwarteten Champions-League-Titel liefert.

Für Neymar selbst bot sich mit einem Wechsel in die französische Hauptstadt endlich der Sprung aus dem Schatten eines Lionel Messis, den nichts und niemand in Barcelona je hätte überragen können. In Paris hatte Neymar die Chance, der herausstechende Superstar im Rampenlicht zu werden.

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Diese Ambition wurde schnell deutlich, als er sich mit Edinson Cavani von Beginn an einen Machtkampf mitten auf dem Platz lieferte. Die Spiele von Paris waren fortan einerseits geprägt von der Magie Neymars, die er durchaus zu versprühen wusste. Andererseits nahmen Mätzchen, Streitereien und Auseinandersetzungen mit Cavani, damals Rekordtorschütze von PSG, kein Ende.

Wie zwei sich zankende Geschwister trugen die beiden Großegozentriker ihren Machtkampf offen im Spiel aus, Kampf um jeden Freistoß, um die Elfmeter, Wortgefechte in der Kabine und das gegenseitige Entfolgen auf Instagram.

Neymar liefert zu inkonstant

In seinem Debütjahr bei den Franzosen räumte PSG zwar alle nationalen Titel ab, international scheiterten Neymar und Co. bereits im CL-Achtelfinale an Real Madrid. Zwar lieferte Neymar durchaus ab, wusste sich und seine Mitspieler in immer wieder Szene zu setzen. Doch auf seine Brillanz folgten Verletzungen, auch bei den Weltmeisterschaften in Russland und Katar blieb er als Leader seines Heimatlandes erfolglos.

PSG versuchte ein Superteam zu bauen, baute aber eines voller Egozentriker - die sich gegenseitig härter bekämpften als den Gegner. Auch weil der zweitteuerste Transfer der Fußballgeschichte, Kylian Mbappe, an Neymar auf der Überholspur vorbeischoss und sich ganz nach oben ans Rampenlicht spielte. In den vergangenen fünf Saisons wurde der Franzose Torschützenkönig in der Liga, in der vergangenen Spielzeit zudem zum Spieler der Saison gekürt. 2018 krönte er sich mit gerade einmal 19 Jahren zum Weltmeister, ein Titel, dem Neymar wohl für immer nur hinterherschauen wird.

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Viermal schied PSG in der Ära Neymar bereits im Achtelfinale der Champions League aus, "seit er in Paris ist, ist er nicht mehr der Spieler aus Barcelona", kritisierte Sky Experte Didi Hamann 2020 den Brasilianer. In diesem Jahr war er mit Thomas Tuchel und der Niederlage im Finale, in welchem nicht er sondern Manuel Neuer auf der Gegenseite den Unterschied ausmachte, der Champions-League-Krönung noch am Nächsten.

Dass er 2021 mit Messi wieder den Spieler vor die Nase gesetzt bekam, welchem er damals entfliehen wollte - auch wenn die beiden sich gut verstehen - ist dabei nur das i-Tüpfelchen.

Neymar mit guten Zahlen und schlechtem Image

Insgesamt bleibt das Bild eines anderen Neymars in Paris in Erinnerung. Eines von Mätzchen auf dem Platz, Ego-Anfällen und ausbleibender Konstanz. 118 Tore und 77 Vorlagen für PSG in insgesamt 173 Pflichtspielen sprechen eine Sprache der Qualität, es ist sogar eine bessere Quote als in Barcelona. Und doch ist dieses 222-Millionen-Kapitel sechs Jahre später keine Erfolgsgeschichte.

Paris soll Neymar verkaufen wollen, zuletzt wurde der Brasilianer von den eigenen Fans wiederholt ausgepfiffen. In der französischen Hauptstadt wollte Neymar aus dem Schatten von Messi heraustreten, selbst im großen Rampenlicht stehen und sein Standing verbessern - vor allem auch mit persönlichen Auszeichnungen. Weltfußballer ist er bis dato nie geworden, zweimal belegte er Platz drei.

Enrique als letzter Hoffnungsschimmer für Neymar?

Von Magic-Neymar aus der Barca-Zeit ist nicht mehr allzu oft etwas zu erkennen. "Ich habe kaum genug Zeit, um die meisten seiner Dribblings überhaupt zu sehen. Es ist eine große Freude, ihm zuzusehen", sagte einst sein Barca-Trainer Enrique. Ausgerechnet der Erfolgscoach, der die MSN-Ära prägte und alles mit ihnen gewann, könnte jetzt ein letzter Hoffnungsschimmer für Neymar sein. Der neue PSG-Coach kennt den Brasilianer, sollte Mbappe tatsächlich die Franzosen verlassen, könnte Neymar wieder als alleiniger "Superstar" im Mittelpunkt stehen.

Es könnte die letzte Möglichkeit, ein letzter Ausweg für den Brasilianer sein, das Kapitel PSG doch noch einmal umzuschreiben. Ob Enrique eine solche Renaissance bei "Ney" entfachen kann, bleibt abzuwarten. Momentan, sechs Jahre nach dem historischen Wechsel, bleibt der Neymar-Transfer einfach nur die teuerste Fehlkalkulation der Fußballgeschichte. Für den FC Barcelona, für Paris St. Germain, aber auch für Neymar selbst...

Mehr zum Autor Yannick Smuda