Ronaldinho: der lächelnde Magier am Ball und das schöne Spiel
12.04.2020 | 14:04 Uhr
In den vergangenen Monaten und Jahren fiel Ronaldinho nur noch negativ auf. Doch vor den Eskapaden und Skandalen prägte der Brasilianer eine Ära und wird Fans vor allem wegen seiner spektakulären Spielweise positiv im Gedächtnis bleiben. Zeit, noch einmal zurückzublicken.
Ronaldinho. Allein der Name zaubert Fußballfans auf der ganzen Welt auch heute noch ein Lächeln aufs Gesicht. Ronaldo de Assis Moreira, wie der zweifache Weltfußballer mit ganzem Namen heißt, stand nämlich wie kaum ein anderer Fußballer in der Geschichte für das Joga Bonito - das schöne Spiel.
Das lag daran, dass der am 21. März 1980 in Porto Alegre geborene Brasilianer Fußball tatsächlich spielte und ein Fußballmatch einfach als Spiel verstand. Aber Ronaldinho, der im Alter von acht Jahren über Futsal zum Fußball kam, war auch ehrgeizig und wollte gewinnen, denn anders wären seine zahlreichen Titel und Trophäen auch gar nicht möglich.
2002 wurde er Weltmeister mit Brasilien, zuvor gewann er bereits die Copa America 1999 mit der Selecao und triumphierte auch bei der U17-WM 1997. Auf Vereinsebene wurde er unter anderem zweimal spanischer Meister mit dem FC Barcelona, einmal italienischer Meister mit dem AC Milan und holte sowohl die Champions League (2006 mit Barca) als auch das südamerikanische Pendant, die Copa Libertadores (2013 mit Atletico Mineiro; Anm. d. Red.).
Und doch wurde man das Gefühl nicht los, dass Ronaldinho nicht Fußball spielte, um Trophäen in den Himmel zu recken, sondern weil er einfach nur gern kickte. Der Spielmacher liebte es, den Ball am Fuß zu haben, neue Sachen auszuprobieren, verrückte Tricks zu erfinden und diese dann im Spiel gegen Weltklasse-Abwehrspieler der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und dabei hatte der Magier, der als 13-Jähriger einst bei einem 23:0-Sieg seiner Mannschaft alle 23 Treffer erzielte, immer ein Grinsen im Gesicht.
Einst beschrieb er seinen Spielstil selbst mit den Worten: "Der Gegner weiß nicht, was passiert - ich aber meistens auch nicht." Diese Einstellung und seine spektakuläre Spielweise mit No-Look-Pässen, Tempodribblings, Lobs und vielen weiteren Leckerbissen machte ihn zum wohl besten Fußballer seiner Generation und bescherte ihm die Liebe von Fans auf der ganzen Welt.
Vor allem aber in den Herzen der Fans des ruhmreichen FC Barcelona hat Ronaldinho für immer seinen Platz sicher, denn er verwandelte den Klub mit seinem Wechsel im Sommer 2003 für immer. Oder um es in den Worten von Xavi zu sagen "Er hat unsere Geschichte verändert."
Rückblick: Die Teams, die der stolze Traditionsklub aus Katalonien um die Jahrtausendwende aufbot, sind nicht mit dem heutigen Barca zu vergleichen. Der letzte Meistertitel datierte aus dem Jahr 1999 und die Saison 2002/03 war besonders grausam für die Katalanen. In der Liga sprang nur der sechste Platz heraus, im Pokal scheiterte Barca bereits in der zweiten Runde an Novelda und in der Champions League war im Achtelfinale Schluss.
Der Fußball war unattraktiv und das Camp Nou war meistens nicht ausverkauft. Doch all dies änderte sich als Ronaldinho für etwa 30 Millionen Euro von Paris St. Germain nach Spanien wechselte. Bereits in seinem ersten Heimspiel gegen Sevilla lieferte er eine Kostprobe, was in den folgenden Jahren zur Normalität werden solle.
Er umspielte im Mittelfeld zwei Gegenspieler, zog aus 30 Metern ab und der Ball schlug unhaltbar unter die Latte ein. Am Ende der Spielzeit wurde Barca immerhin Vizemeister hinter dem FC Valencia, aber bereits in der folgenden Saison führte Ronaldinho Barcelona mit neun Toren und 15 Vorlagen zur Meisterschaft.
Noch besser lief es in seiner dritten Spielzeit, als am Ende erneut die Meisterschaft, aber auch der erste Champions-League-Titel seit 1992 eingefahren werden konnte. In dieser Saison feierten ihn sogar die Anhänger des verhassten Erzrivalen Real Madrid.
Im Clasico im November 2005 führte Ronaldinho sein Team mit zwei Toren zu einem ungefährdeten 3:0-Sieg im Bernabeu und erhielt dafür stehende Ovationen der Madridista. Auch sein Treffer im Champions-League-Achtelfinale beim FC Chelsea, als er aus dem Stand zahlreiche Blues-Akteure mit einem Hüftwackler und anschließendem Schuss düpierte, ging in die Geschichte ein.
Seine Teamkollegen in dieser Phase trauten ihren Augen oft nicht: "Seine Füße waren so schnell, dass er den Ball viermal in einer halben Sekunde berühren konnte. Wenn ich versuchen würde, was er macht, würde ich mich verletzen", erklärte beispielsweise Philippe Cocu.
Und Eidur Gudjohnsen ergänzte: "Wenn du mit ihm spielst und siehst, was er mit dem Ball macht, überrascht dich irgendwann nichts mehr. Irgendwann wird er sicher den Ball sogar zum Sprechen bringen." Dies gelang Ronaldinho zwar nicht ganz, aber zwei Ballon d'Ors in den Jahren 2004 und 2005 verdeutlichen, wie gut Ronaldinho auf seinem absoluten Zenit war.
Dort verweilte er jedoch nicht lange, denn der Lebemann genoss sein Dasein auch abseits des Platzes sehr. Die Partynächte wurden länger, die Trainingseinheiten kürzer und ein gewisser Lionel Messi riss das Barca-Spiel immer mehr an sich. Ronaldinho bereitete Messis ersten Profitreffer noch vor, doch schnell wurde fast allen im Verein klar, dass der kleine Argentinier der legitime Nachfolger Ronaldinhos war.
Als Pep Guardiola 2008 das Traineramt übernahm, hatte er keine Verwendung mehr für den Mann mit den wehenden Haaren und Ronaldinho wechselte zu Milan. Wie sehr ihn seine Teamkollegen in Barcelona aber immer noch liebten, zeigte sich bei einem Freundschaftsspiel 2010, als Kapitän Carles Puyol Ronaldinho bat, mit auf Barcas Teamfoto zu posieren.
Generell konnte er aber weder in Mailand noch bei späteren Stationen in Brasilien oder Mexiko an seine beste Zeit bei den Blaugrana anknüpfen und beendete schließlich im Januar 2018 im Alter von 37 Jahren seine Karriere.
Vor wenigen Tagen feierte Ronaldinho seinen mittlerweile sogar schon 40. Geburtstag - in einem Gefängnis in Paraguay. Dort sitzt er wegen einer Passaffäre fest und darf das Land nicht verlassen. Das Lächeln beim ehemaligen Ausnahmekönner ist größtenteils verblasst, außer wenn er Fußball spielen darf - wie beispielsweise bei einem Futsal-Turnier im Knast. Die Erinnerungen an seine Tricks, Zauberpässe und Traumtore werden Fußball-Liebhabern ohnehin immer bleiben.
Ronaldinho sagte einst über sich selbst: "Ich habe die Chance, dass ich beruflich das machen kann, was ich am liebsten tue - und das ist Fußball spielen. Ich kann Leute glücklich machen und gleichzeitig Spaß haben."
Dieser war in jeder Sekunde, in der er den Ball am Fuß hatte, förmlich spürbar. Dies ist auch der Grund, warum allein die Nennung seines Namens Fußballfans auf der ganzen Welt auch heute noch ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Ronaldinho,