Formel 1: Steiner-Interview: Mick Schumacher braucht Zuspruch von Haas-Teamchef
Steiner-Interview wirft Fragen auf: Was bedeutet das für Mick & Haas?
13.06.2022 | 16:18 Uhr
Mick Schumacher hat in Baku erneut einen großen Rückschlag einstecken müssen. Für großen Wirbel bereits vor dem Rennen sorgte allerdings Haas-Teamchef Günther Steiner, der mit seinen Aussagen über den 23-jährigen Deutschen viele Fragen aufwarf. Haas gibt öffentlich derzeit kein gutes Bild ab.
Das Wochenende in Aserbaidschan war für Mick Schumacher wieder eins zum Vergessen.
Gleich im ersten Freien Training musste der Deutsche seinen Boliden mit einem Leck im Kühlsystem früh abstellen. Damit verlor der Haas-Pilot wertvolle Zeit auf der Strecke. Im Qualifying hatte er dann Pech mit einer Roten Flagge und landete auf dem letzten Startplatz. Im Rennen war von dort nur ein Sprung auf P14 drin. Zu wenig für die Ansprüche von Team und Fahrer.
"Das ganze Wochenende war schwierig, die Trainings waren nicht gut. Dafür ist der 14. Platz okay", erklärte Schumacher nach dem Grand Prix am Sky Mikrofon und wirkte dabei doch ein wenig mitgenommen. Nach acht gefahrenen Rennen in dieser Saison steht der 23-Jährige noch immer ohne einen einzigen Punkt da und ist damit neben Nicholas Latifi (Williams) der einzige Fahrer im Feld, der noch ohne Top-Ten-Ergebnis ist.
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Haas-Teamchef sorgt für Wirbel
Schumacher befindet sich in einer Negativspirale. In Jeddah, Miami und Monaco crashte er. Oftmals fehlte die Pace im Vergleich zu Teamkollege Kevin Magnussen, der bereits 15 WM-Zähler gesammelt hat. Das liegt auch daran, dass Schumacher im Qualifying häufig früh scheiterte und dann im Rennen - wie auch in Baku - nicht mehr genügend Boden gut machen kann.
Umso verwunderlicher ist daher, dass Haas-Teamchef Günther Steiner vor dem Aserbaidschan-Rennen zum Rundumschlag ausholte und dabei die Medien für ihre Berichterstattung über den US-Rennstall scharf kritisierte. "Es wird das Lager gespalten. Die Spaltung des Teams von außen ist nicht gut für Mick. Es gibt viel Unruhe von außen", monierte der 57-jährige Südtiroler am Sky Mikrofon und fügte an: "Ich probiere ja, den Druck von Mick wegzuhalten."
"Steiner widerspricht sich da ja selbst. Wenn ich den Druck weghalten möchte, baue ich ja keinen Druck in der Öffentlichkeit auf. Auch wenn er das sicherlich anders gemeint hat, muss er in seiner Führungsposition natürlich aufpassen, wie er Dinge formuliert. Er ist lang genug im Geschäft und weiß, dass jedes Wort von ihm dreimal gedreht wird und dann in eine bestimmte Richtung interpretiert werden kann", meinte Sky F1-Kommentator Sascha Roos.
Ist Steiners Führungsstil noch zeitgemäß?
Dennoch äußerte Roos auch Verständnis für den US-Teamchef: "Steiner ist sehr emotional in seiner Art. Manchmal sprudelt es aus ihm hinaus. Am Ende des Tages hat er da nicht so ganz die gute Figur abgegeben. Es liegt auf der Hand, dass Mick Schumacher nicht die Leistung bringt, die er sich selbst in erster Linie erwartet und sich das Team von ihm erhofft hat. Und das du als Teamchef daran interessiert bist, so gut wie möglich abzuschneiden, ist auch klar."
Während Schumacher sich in der Regel sehr vorsichtig und zurückhaltend in den Medien präsentiert, gibt sich Steiner vor der Kamera deutlich offener und emotionaler. "Er wird an seinem Führungsstil auch nichts mehr ändern, weil er der Meinung ist, dass er damit Erfolg hat. Und so unerfolgreich war er damit in seiner Karriere ja auch nicht. Die Frage ist, ob sein Stil heute noch zeitgemäß ist. Und das ist etwas, was man durchaus anzweifeln kann", sagt Roos.
Denn mit seinem emotionalen Interview bringt Steiner selbst keine Ruhe in die Diskussionen um die Leistungen von Schumacher hinein, sondern wirft vielmehr einige Fragen in den Raum. Vor allem das Verhältnis zwischen Steiner und Schumacher sowie der Umgang des Teamchefs mit seinem jungen Fahrer stehen dabei im Mittelpunkt.
Schumacher bekommt viel Zuspruch
Nach außen hin wirkt das Verhältnis der beiden angeknackst. Schumacher wird aktuell aufgrund der öffentlichen Aussagen Steiners kaum Rückendeckung seines Chefs spüren. Doch diese würde er in seiner aktuellen Situation brauchen. "Am Ende macht eine Umarmung einen nicht schneller, aber sie gibt einem vielleicht das Gefühl, auch Fehler machen zu dürfen", erklärte Roos. Das würde dem ehemaligen F2- und F3-Champion mit Sicherheit guttun.
Andere Teamchefs stärken ihren Piloten öffentlich demonstrativ den Rücken. McLaren-Teamchef Andreas Seidl stellt sich trotz des anhaltenden Leistungstiefs von Daniel Ricciardo in Interviews stets vor den Australier. Das Gleiche gilt auch für AlphaTauri-Teamchef Franz Tost, der in der Vorsaison seine Hand immer schützend über Yuki Tsunoda gehalten, obwohl der Japaner doch große Probleme hatte.
Seidl und Tost waren es neben Mercedes-Teamchef Toto Wolff auch, die sich in Baku schützend vor Schumacher stellten. Ungewöhnlich, dass Führungskräfte anderer Teams einen Fahrer eines Konkurrenten in dieser Form verteidigen. "Als Sohn von Michael Schumacher nimmt Mick natürlich eine besondere Stellung in der Formel 1 ein. Jeder will ihn ein bisschen schützen und fühlt sich für ihn vielleicht auch ein wenig verantwortlich", meinte Roos.
Wenig Hoffnung auf Besserung in Sicht
Insgesamt ist die Situation für den Deutschen aber mehr als unbefriedigend. Der Druck auf seinen Schultern wird mit jedem Fehler größer, aus seinem sportlichen Loch muss sich der 23-Jährige nun schnellstmöglich selbst herausgraben. Doch nicht nur Schumachers Saison ist bislang eine mit vielen Fehlern. Auch sein Team hat bereits an einigen Wochenenden danebengegriffen. Das Gesamtpaket stimmt derzeit einfach nicht.
Und Hoffnung auf Besserung ist auch nicht wirklich in Sicht, denn im Gegensatz zu fast allen Kontrahenten hat Haas seit Saisonbeginn keine großen Schritte in die richtige Richtung gemacht. "Wir wissen, dass unser Auto nicht weiterentwickelt worden ist. Viele andere Autos wurden weiterentwickelt, was uns dann nicht unbedingt hilft, weil das Mittelfeld doch sehr eng beieinander ist", erklärte Schumacher nach dem Baku-Rennen.
"Kanada ist eine Strecke, die er noch nicht kennt, die er noch nie selbst gefahren ist. Zudem ist es eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, da kann man auch nicht erwarten, dass der Haas dort großartig performt. Die Strecke ist auch nicht sehr Fehler verzeihend, da gab es in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Einschlag. Für Mick wird Montreal nicht ganz so einfach werden, aber es wird wichtig sein, dass er dort seinen Teamkollegen mal schlägt. Er bräuchte dieses Erfolgserlebnis", blickte Roos bereits auf das kommende Rennwochenende (alle Infos im Überblick) voraus.
Dennoch hofft Schumacher in Montreal auf einen "Neustart". Dafür braucht er aber die Unterstützung des gesamten Teams - auch die seines Chefs. Denn aktuell geben Steiner, Schumacher und Haas kein gutes Bild ab.
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